Kurzsichtigkeit nimmt durch die Pandemie immer mehr zu
Warum Sie jetzt dringend die Augen Ihres Kindes checken lassen sollten

Ob nun zum Lernen oder zum Daddeln: Corona-Pandemie heißt für Kinder und Jugendliche bisher auch mehr Smartphone, mehr Tablet, mehr Computer - und weniger draußen spielen. Wissenschaftler in Jena haben jetzt ermittelt, dass Kurzsichtigkeit bei Kindern deswegen stark zugenommen hat. Für Eltern heißt es deswegen jetzt dringend, die Augen der Kinder vor allem auf Kurzsichtigkeit checken zu lassen.
Ständiges Nahsehen: Starken Zunahme von Kurzsichtigkeit
Medienkonsum und Digitalisierung haben mit Homeschooling und Homeoffice eine völlig neue Dimension bekommen. Was auf der einen Seite ein Segen war und ist, führt auf der anderen Seite auch zu einer großen Belastung für die Augen. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Stephan Degle und Dr. Michaela Friedrich im Fachgebiet Augenoptik, Optometrie und Vision Science der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena wertete jetzt aktuelle Datenerhebungen zu Nutzungszeiten sowie Studien zum Medienkonsum von Kindern aus.
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Als Resultat halten die Forscher fest: „Bei Schülern und Studierenden sehen wir (...), dass es in den vergangenen Monaten in zahlreichen Fällen zu einer ‘coronabedingten’ starken Zunahme von Kurzsichtigkeit kommt.“ Der Anstieg von Kurzsichtigkeit habe dabei aber nicht direkt mit der Sehschärfe zu tun, vielmehr sei er eben die Folge davon, dass die Kinder viel mehr in der Nähe schauen und weniger Bewegung im Freien haben. Denn ständiges Nahsehen und ein Mangel an Tageslicht begünstigt Myopie, wie die Kurzsichtigkeit wissenschaftlich genannt wird. Das haben bereits mehrere Studien belegt.
IM VIDEO: Behandlungsmöglichkeiten bei Kurzsichtigkeit
Fehlsichtigkeiten durch Umweltbedingungen beeinflusst
Dabei handelt es sich bei Myopie nicht um eine Krankheit. Degle erklärt im RTL-Interview: „Als Kind werden wir weitsichtig geboren, was sich im Normalfall mit der Zeit abbaut.“ Ein ganz normaler Prozess, der im Zusammenspiel von Augen-Wachstum und Umweltbedingungen von statten geht. „Die Frage ist, in welchem Maß.“ Denn Fehlsichtigkeiten seien durch bestimmte Umweltbedingungen beeinflusst – in der aktuellen Zeit sei das eben viel Naharbeit für Erwachsenen- aber auch für Kinderaugen.
Check auch bei Kinderarzt, Optometrist oder Augenoptiker möglich
"Damit ist es jetzt besonders wichtig, die Augen regelmäßig überprüfen zu lassen, ganz besonders bei symptomatischen Kindern, also Kindern, die angeben, verschwommen zu sehen, sei es in Ferne oder Nähe." Die Kontrolle muss nicht zwangsläufig beim Augenarzt stattfinden, das kann auch ein Kinderarzt, Optometrist oder Augenoptiker durchführen - wichtig ist vor allem die Regelmäßigkeit. Denn: Als Eltern können wir ein solches Problem nicht genau erkennen oder gar selbst mit Augentest-Vorlagen aus dem Internet feststellen.
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Das kann gegen Kurzsichtigkeit unternommen werden
Mit speziellen Brillengläsern und Kontaktlinsen sowie gezielten Augenübungen kann das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit dann gehemmt werden. Wichtig dabei ist, dass das Korrigieren der Kurzsichtigkeit nicht nur für die Ferne bestimmt wird, sondern vor allem für die Nähe. Konkret heißt das: Für Abwechslung sorgen, immer wieder mal in die Ferne schauen, regelmäßig Pausen machen und regelmäßiges bewusstes Blinzeln, damit die Augen wieder besser versorgt werden.
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In vielen Fällen sei eine zusätzliche Nahunterstützung sinnvoll. Sogenannte digitale Brillengläser ermöglichen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ein entspannteres Sehen bei Tätigkeiten an Bildschirmen und Displays. Denn sie haben große Blickfelder und ermöglichen scharfes Sehen auch bei mehreren Bildschirmen und in verschiedenen Entfernungen, empfehlen die Augen-Experten in ihrer Pressemitteilung.
Mal wieder häufiger draußen spielen gehen!
Aber: Auch eine Verhaltensänderung sei notwendig. Und zwar kontrollierter Umgang mit digitalen Medien – statt passiver Nutzung. Genauso wichtig sei nämlich, so Augenoptikerin Dr. Michaela Friedrich, „durch aktive Begleitung im Umgang mit digitalen Medien, Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu nehmen und vor allem Bewegung und Ausgleich zu digitalen Medien anzubieten“.
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Es ist wichtig, eine Fehlsichtigkeit des Kindes rechtzeitig mithilfe einer Brille zu korrigieren. Nur so kann sich das Gehirn altersgemäß entwickeln und Bildinformationen richtig aufnehmen und verarbeiten. Bis zum Alter von etwa vier Jahren entwickelt sich das Zusammenspiel von Augen und Gehirn noch. Dies ist also der optimale Zeitpunkt zur Korrektur und Behandlung der Asymmetrie. Auch nur kleinste Sehfehler sollten frühestmöglich erkannt und ausgeglichen werden, empfiehlt deswegen der Berufsverband der Augenärzte.