Feuerwerk in Scarborough wegen Verwöhn-Programm abgesagt
Walross "Thor" masturbierte im Hafen - Expertin erklärt, was es damit auf sich hat

Über Nacht wurde Walross „Thor“ zum Internetstar. Zum einen, weil er unfassbar niedlich aussieht. Zum anderen, weil er im Hafen von Scarborough (England) eine interessante Performance hinlegte. Der Dickhäuter platzierte sich gut sichtbar am Hafen und masturbierte. Wegen seiner Streicheleinheiten, musste sogar das Silvesterfeuerwerk abgesagt werden. Doch was hat es mit diesem Verhalten auf sich? Im interview mit RTL sprach Dr. Adriane Prahl – Tierärztin und Walross-Expertin im Tierpark Hagenbeck – über „Thor“.
Walross-Expertin Dr. Prahl: "Packeisflächen schwinden"
Der Hamburger Tierpark ist der einzige in Deutschland, der Walrosse beherbergt. Warum? „Die Haltung von Walrossen ist sehr aufwändig und kostenintensiv“, erklärt Dr. Prahl. Doch auch der Erhalt des Lebensstandards in der Wildnis ist für die Säugetiere nicht mehr so einfach, wie er einmal war. Hier liegt womöglich auch der Grund für „Thors“ Ausflug nach England. Dort ist er nämlich nicht heimisch. Er ist ein Atlantisches Walross und lebt normalerweise in der fernen Arktis. „Durch den Klimawandel verändert sich auch der Lebensraum der Walrosse. Die Packeisflächen schwinden und so gelangen Walrosse immer häufiger in Bereiche, wo sie sonst eigentlich nicht vorkommen“, sagt die Expertin.
Der Hintergrund des außergewöhnlichen Besuchs ist also eigentlich ein trauriger. Womöglich schmilzt „Thors“ Lebensraum gerade dahin. Und auch das scheinbar lustige Verhalten des Tieres am Hafen könnte einen ernüchternden Hintergrund haben. Denn: „Das ist ein natürliches Verhalten und muss nicht zwingend mit Fortpflanzung verbunden sein. In diesem Fall kann es auch einfach eine Übersprungshandlung in einer stressigen Situation sein.“
VIDEO: Walross Thor erregt Scarborough - masturbiert das Tier?
Scarborough: Verantwortliche sagen Feuerwerk wegen Walross ab

Glücklicherweise sagten die Verantwortlichen das für Silvester geplante Feuerwerk ab, um dem arktischen Besucher weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen. Statt lautem Geböller gab es so eine ruhige Nacht für „Thor“. Der schwamm gleich am nächsten Morgen ausgeruht weiter und wurde zuletzt im nördlicheren Blyth gesehen. Womöglich befindet sich das Walross nun wieder auf dem Heimweg – wenigstens die Richtung stimmt.
Ausflug in fremde Gewässer ging für Walross Freya nicht gut aus

Schon in der Vergangenheit schwammen Walrosse in für sie untypische Gewässer. Erst im Sommer vergangenen Jahres machte es sich Walross-Dame Freya (knapp 700 Kilogramm) vor der Küste der norwegischen Hauptstadt Oslo gemütlich. Immer wieder kletterte sie auf vor Anker liegende Boote und sonnte sich. Manche davon gingen unter, weil sie nicht für eine derart schwere Last gemacht waren. In diesem Fall endete der Walross-Besuch traurig. Im August wurde Freya eingeschläfert, weil sie zur Gefahr für Menschen hätte werden können, das sagte damals der Leiter der Fischereidirektion, Frank Bakke-Jensen, in einer Mitteilung.
Walrosse: Bedrohte Kolosse aus der Arktis
Walrosse stehen auf der Roten Liste und sind deshalb geschützt. Die Fortpflanzung der Tiere läuft nämlich alles andere als schnell ab. Bevor sich in der Gebärmutter der Weibchen etwas rührt, ruhen die befruchteten Eizellen bis zu fünf Monate lang. Erst dann beginnt die circa elf Monate lange Tragezeit. Jedes trächtige Weibchen bringt unter normalen Umständen nur ein Kalb zur Welt. Experten gehen davon aus, dass es nur noch 20.000 Atlantisches Walrosse gibt. Die Kolossen können übrigens mehr als drei Meter lang werden. Womöglich werden sie deshalb auch häufig nach nordischen Gottheiten benannt. „Wahrscheinlich weil sie aus dem Norden stammen und bei der Namenswahl eine gewisse ‘Ehrfurcht’ vor den bis zu zwei Tonnen schweren Tieren mitschwingt“, vermutet Dr. Adriane Prahl.