Kiew unter Beschuss während Guterres-BesuchVitali Klitschko im RTL-Interview: "Das ist eine Begrüßung aus Moskau"
Der Besuch von UN-Chef António Guterres in Kiew macht Hoffnung auf eine Evakuierung in Mariupol. Während seines Aufenthaltes kommt es nahe des Stadtzentrums zu Explosionen. Die ukrainische Regierung spricht von einem “Gruß aus Moskau“, so auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko mit RTL-Reporterin Nadja Kriewald.
„Zum Glück ist keiner bei dem Angriff gestorben“, so Klitschko. „Ziel der russischen Angriffe waren aber nie die Gebäude, sondern die Menschen.“ Man könne keine Garantie derzeit auf ein ruhiges Leben in Kiew geben, warnt er. Das ganze Interview sehen Sie im Video
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Guterres: „Mariupol ist eine Krise innerhalb einer Krise, tausende Zivilisten brauchen lebensrettende Hilfe“
Guterres traf in Kiew Präsident Wolodymyr Selenskyj. Nach seinem Besuch in Moskau besprach er mit dem Regierungschef die Bildung eines Flüchtlingskorridors für die nach wochenlangen Kämpfen schwer zerstörte Hafenstadt Mariupol. „Mariupol ist eine Krise innerhalb einer Krise, tausende Zivilisten brauchen lebensrettende Hilfe“, sagte Guterres. Sie bräuchten eine Fluchtroute, um der „Apokalypse“ zu entkommen. Überschattet wurde der Besuch von mehreren Explosionen nahe des Stadtzentrums, die man auch während der TV-Schalte von unserer Reporterin Antonia Rados hören konnte. (s. Video)
„Am Abend hat der Feind Kiew beschossen: Zwei Explosionen im Stadtbezirk Schewtschenko“, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf seinem Telegram-Kanal mit. Dem Katastrophenschutz zufolge wurde ein Wohnhaus getroffen. Nach ersten Angaben der Rettungsdienste wurden zehn Menschen verletzt oder getötet. Genauere Angaben wurden nicht gemacht. Die russischen Militärs sollen fünf Raketen auf Kiew abgefeuert haben.
Russlands Militärführung hatte in dieser Woche damit gedroht, die ukrainische Hauptstadt anzugreifen, auch wenn sich dort ausländische Politiker zu Besuch aufhielten.
"Entfernung zwischen Aufschlagsort und Aufenthaltsort von Guterres etwa so viel wie zwei Millimeter für eine Pistole"
Der ukrainische Präsidentenberater Michail Podoljak sagte, vor kurzem noch habe Guterres im Kreml gesessen und „heute gibt es nur einen Kilometer von ihm entfernt Explosionen. Ist das ein Gruß aus Moskau?“ Guterres sagte dem britischen Sender BBC später: „Ich war geschockt, davon zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind.“
Ein weiterer Präsidentenberater kritisierte die Raketenangriffe als „dümmste Variante überhaupt“. „Wie sollen der UN-Chef oder die Vereinten Nationen darauf überhaupt reagieren“, sagte Olexyj Arestowytsch. Russland habe Guterres mit diesem Angriff „in den Rücken geschossen“, sagte Arestowytsch nach Angaben der Agentur Unian weiter. „Für einen Marschflugkörper ist die Entfernung zwischen Aufschlagsort und Aufenthaltsort von Guterres etwa so viel wie zwei Millimeter für eine Pistole. Der Schuss ging also an seiner Schläfe vorbei.“ Dessen ungeachtet werde Russland sicherlich weiterhin Mitglied des Weltsicherheitsrates der UN bleiben.
Bei der Pressekonferenz mit Selenskyj hatte Guterres auch den UN-Sicherheitsrat kritisiert: Dieser habe nicht alles in seiner Macht Stehende getan, um den Krieg zu verhindern. „Das ist eine Quelle großer Enttäuschung, Frustration und großen Ärgers“, sagte er. Doch die UN-Mitarbeiter täten alles, um den Menschen in der Ukraine zu helfen.
Russland: "Die Zivilisten können gehen, die Militärs müssen rauskommen und ihre Waffen niederlegen“
Selenskyj zeigte sich nach dem Gespräch optimistisch. Nun glaube er daran, dass die Belagerung des Stahlwerks Azovstal beendet und in Mariupol ein „erfolgreiches Ergebnis“ erzielt werden könne, sagte er laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. „Wir erwarten von der Russischen Föderation eine humane Haltung gegenüber diesen Menschen.“
Der UN-Chef hatte eigener Darstellung zufolge am Dienstag von Kremlchef Wladimir Putin eine prinzipielle Zusage für die Beteiligung der Vereinten Nationen am Aufbau eines Fluchtkorridors erhalten. Nun gebe es intensive Beratungen dazu, wie der Vorschlag in die Realität umgesetzt werden könne. Im Stahlwerk Azovstal sind nach ukrainischen Angaben neben Soldaten und Kämpfern des nationalistischen Asow-Regiments auch bis zu 1000 Zivilisten eingesperrt.
Russland lehnte unterdessen die Forderung nach Verhandlungen um einen Korridor für alle im Stahlwerk Eingeschlossenen ab. Putin habe es ganz klar gesagt: „Die Zivilisten können gehen und zwar in jede Richtung, die Militärs müssen rauskommen und ihre Waffen niederlegen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Es gebe kein Thema für Verhandlungen.
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