Vier behinderte Menschen in Potsdam getötet: Aufsicht prüfte Heim noch am Tag vor der Tat
Vier Menschen mit Behinderung getötet
Aufsicht prüfte Potsdamer Heim noch am Tag vor der Gewalttat
Aufsicht für unterstützende Wohnformen prüfte Thusnelda-von-Saldern-Haus erst am 27. April
Nur einen Tag vor dem gewaltsamen Tod von vier Bewohnern in Potsdam ist das Heim für Menschen mit Behinderungen noch von der zuständigen Aufsicht für unterstützende Wohnformen überprüft worden. Das teilte die Brandenburger Landesregierung mit. "Die Aufsicht für unterstützende Wohnformen prüft regelmäßig auch im Thusnelda-von-Saldern-Haus die Pflegesituation", sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse.
Aufsicht wurden keine Auffälligkeiten gemeldet
Pflegeeinrichtungen werden von der Aufsicht für unterstützende Wohnformen (AuW, früher Heimaufsicht) laut Gesundheitsministerium grundsätzlich einmal im Jahr im Rahmen einer Regelüberwachung aufgesucht. "Die AuW hat erst am 27. April 2021 eine Regelprüfung in der Pflegeabteilung des Thusnelda-von-Saldern-Hauses durchgeführt", erklärte der Sprecher.
Dabei seien auch die Themen "Umgang mit besonderen Belastungen während der Corona-Pandemie, Gewalt in der Pflege" angesprochen worden, so Hesse. Der Aufsicht seien aber keine Vorfälle berichtet worden. Nach ihrer Einschätzung sei der Träger auch in Bezug auf die Begleitung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesbezüglich "fachgerecht und angemessen aufgestellt".
"Das Oberlinhaus hat einen sehr guten Ruf"
"Das fürchterliche Gewaltverbrechen ist für alle ein sehr großer Schock. Ich warne aber vor voreiligen Schlüssen bei der Frage, was der Grund für diese unvorstellbare Tat war." Die Umstände, die zur Tat geführt hätten, müssten sorgfältig aufgeklärt werden, sagte Gabriel Hesse. "Das Oberlinhaus hat einen sehr guten Ruf."
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51-jährige Tatverdächtige aus Potsdam wurde in psychiatrische Klinik eingewiesen
Eine langjährige Pflege-Mitarbeiterin der Wohnstätte für Körper- und Mehrfachbehinderungen in Potsdam steht nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft im Verdacht, vier Bewohner zwischen 31 und 56 Jahren gewaltsam getötet zu haben. Eine weitere Bewohnerin des Thusnelda-von-Saldern-Hauses wurde schwer verletzt. Eine Haftrichterin hatte die 51-jährige Tatverdächtige vorläufig in eine psychiatrische Klinik in Brandenburg/Havel eingewiesen . Sie soll auf ihre Schuldfähigkeit hin begutachtet werden. Nach Angaben der diakonischen Einrichtung Oberlinhaus, zu der das Wohnheim gehört, war die Frau bisher nicht psychisch auffällig geworden. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor Haftbefehl wegen Totschlags beantragt.
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Quelle: dpa/vdö