Merkwürdiges neues Gesetz
Unislamisch! Taliban lassen Schaufensterpuppen in Afghanistan köpfen
Mit brutalem Vorgehen und strengten Vorschriften in Afghanistan sorgten die Taliban weltweit für Schlagzeilen. Nun verabschiedete die Gruppe ein durchaus merkwürdiges Gesetz: Alle Schaufensterpuppen in dem Land müssen geköpft werden. Einwohner kritisieren die seltsame Regelung.
Schaufensterpuppen laut Taliban unislamisch
In den Augen der radikalislamischen Taliban sind die Puppen, die auf der ganzen Welt verwendet werden, Götzenbilder und sollten daher nicht ausgestellt werden. Asisul Rahman erklärte, die Modelle seien unislamisch.
„Sie müssen beseitigt werden“, forderte der Mitarbeiter des neu geschaffenen Ministeriums zur Erhaltung der Tugend am Dienstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das Köpfen der Puppen soll ihm zufolge nur ein Zwischenschritt sein, bevor sie komplett entfernt werden.
Afghanistan: Kritik an neuen Regeln der Taliban

In den sozialen Medien kursierten am Dienstag bereits Videos, auf denen zu sehen war, wie Ladenbesitzer die Köpfe ihrer Modelle absägten. Die Vorschriften der Taliban stoßen in der afghanischen Gesellschaft allerdings auf Kritik.
Die Modelle seien keine Götzenbilder, so Abdul Wadud Faissada, der in der Provinz Herat Chef der zuständigen Handelskammer ist. „Das gibt es in allen islamischen Ländern in den Geschäften“, sagte er.
Faissada kritisierte, dass Ladenbesitzer in Afghanistan nun Puppen zersägen müssten, die sie einst für viel Geld gekauft hatten. Die wirtschaftliche Lage in dem Land ist äußerst angespannt. Millionen Afghanen und Afghaninnen leiden Hunger.
Taliban erlassen immer strengere Gesetze
In den vergangenen Wochen hatten die Taliban immer strengere Vorschriften für das öffentliche Leben in Afghanistan erlassen. Autofahrer sollen zum Beispiel keine Musik mehr im Auto hören dürfen. Frauen sind Reisen über mehr als 72 Kilometer Entfernung nur noch mit einer männlichen Begleitung erlaubt.
Noch immer sind die meisten Schulen für Mädchen geschlossen. Viele Frauen dürfen ihre ursprüngliche Arbeit nicht mehr ausüben. Seit der Machtübernahme durch die radikalislamische Gruppe im vergangenen August flohen zahlreiche Menschen aus dem Land. In den ersten Tagen unter der Kontrolle der Taliban kam es am Flughafen von Kabul zu dramatischen Szenen. (jda/dpa)