Experte klärt auf, was hinter dem seltenen Phänomen steckt
Wucherungen auf dem Rücken! Baby James wächst ein Schildkrötenpanzer
Der kleine James McCallum aus Florida in den USA ist gerade einmal ein Jahr alt und hat in seinem kurzen Leben schon viele Strapazen mitgemacht. Auf seinem Rücken wuchern Geschwulste, die fast größer sind als der Einjährige selbst. Seine Eltern sind voller Sorge, erst nach zwei langen Monaten erhalten sie die Diagnose Melanozytennävus – eine schwere Fehlbildung der Pigmentzellen der Haut. Ob die Wucherungen entfernt werden konnten und wie es James mittlerweile geht, erfahren Sie im Video.
Was genau ist ein Melanozytennävus? Kann es jeden treffen und kann die Fehlbildung gefährlich werden? Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht klärt auf.
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Normalerweise sind Melanozytennävi harmlos
„Es bedeckte am Anfang 75 Prozent seines Rückens und hatte angefangen, fetter und klumpiger zu werden – es schien, als würde es wachsen“, erklärt James’ Mama Kaitlyn die Entwicklung des vermeintlich harmlosen Muttermals bei Newsflare. Die Haut fing an zu schorfen und es traten Klumpen auf.
Was sich hinter der Fehlbildung verbirgt? „Melanozyten sind jene Zellen, die das schwarze oder dunkle Pigment in der Haut machen, so wie wir es von Melanin kennen“, erklärt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht auf RTL-Nachfrage. Und weiter: „Es gibt verschiedene Male – Muttermale – , die nennt man lateinisch Nävus. Melanozytennävi oder auch Pigmentnävi können unterschiedlich groß sein. Eigentlich sind sie gar nicht so selten, aber in viel kleinerer Ausprägung.“ Normalerweise kenne man Pigmentnävi, die allgemein auch als Muttermale oder Leberflecke bezeichnet werden, als kleine Pünktchen auf der Haut, die aber eben auch – wie in diesem besonderen Fall – großflächig werden können.
Bei James war das Melanozytennävus angeboren, in dieser Ausartung sei die Fehlbildung allerdings sehr selten, laut Sun trete sie nur bei etwa einem von 20.000 Neugeborenen auf. Bei dem kleinen Jungen habe sich laut Specht irgendetwas in der Embryonalentwicklung nicht so entwickelt, wie es sein sollte: „Die normalen Melanozyten, die in begrenztem Maße gebildet werden, sind hier in einem wuchernden Maße entstanden, aber nicht entartet – es ist kein bösartiger Tumor“, so Specht.
Melanozytennävi können unterschiedliche Ausprägungen haben

Allerdings könne laut dem Mediziner durch dieses besondere Ausmaß des Melanozytennävus auch eine Folgeerscheinung auftreten – eine neurokutane Melanose. „Das ist, wenn die Zellen nicht nur außen an der Haut bleiben, sondern an Nervenbahnen entlangwachsen und dort wuchern“, erklärt Specht. Das könne sowohl im Gehirn als auch im Rückenmark sein. „Dort ist so eine Raumforderung (ein Tumor) natürlich immer ein Problem, da dort andere Strukturen weggedrückt werden, was andere Folgen wie Epilepsien oder Hirndrucksteigerungen bewirken kann“, so Specht.
Um das ausschließen zu können, wurde auch bei James ein MRT durchgeführt – so konnten die Ärzte sicherstellen, dass die Zellen nicht auch innen wachsen. Der Kleine hatte Glück, die Ergebnisse waren negativ. Der Junge wurde bereits zwei Mal operiert und der Großteil der Wucherungen entfernt. Anschließend wurde Gewebe transplantiert, um die Stellen durch gesunde Haut aus seinem Rücken zu ersetzen.
„Ein Pigmentnävus kann angeborenen sein oder sich im Laufe eines Lebens entwickeln“, so Specht. Dabei können Form und Farbe unterschiedliche Ausprägungen haben, die Male könnten überall am Körper entstehen, vorbeugen könne man nicht. Auch die Gene spielten keine Rolle. Bei normaler Pigmentnävi sollte man starke Sonnenbestrahlung vermeiden.
James Familie hofft, dass im Sommer alles überstanden ist
Dem kleinen James geht es seit dem Beginn der Behandlung immer besser. „Er ist so viel glücklicher und fühlt sich wohler und wir sind einfach froh, wenn alles bis zum Sommer weg ist“, hofft seine Mama. Kaitlyn ist einfach glücklich, dass ihrem Kleinen geholfen werden konnte –und später könnte er immer erzählen, er sei von einem Hau gebissen worden.