Jahrelanger Kampf gegen Justizversagen

Prozess-Marathon für Familie von Vergewaltigungsopfer Zoe (†17) hört nicht auf

"Der Schmerz ist wie am ersten Tag."
Weil er die 17-jährige Zoe Zorn im März 2020 vergewaltigt und ermordet hat, ist Lukas V. im vergangenen Sommer zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Höchstrafe für den zum Tatzeitpunkt noch minderjährigen Täter. Zoes Familie fordert anschließende Sicherheitsverwahrung, auch die Staatsanwaltschaft legt sofort Revision ein. Doch was stattdessen folgt, erschüttert den Glauben an das Justizsystem.

Zoe (†17) 2020 von Online-Bekanntschaft ermordet: Verurteilter Täter kam nach ewigem Prozess wieder frei

Das Verbrechen an der 17-Jährigen löst im März 2020 bundesweit Entsetzen aus. Ein Anwohner entdeckt Zoe leblos am Willersinnweiher in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Das Mädchen wurde vergwaltigt und schwer gewürgt. Einen Tag später stirbt sie im Krankenhaus.

Lese-Tipp: Zoe (†17) von Internet-Bekanntschaft vergewaltigt und ermordet

Über die Handydaten kommt die Polizei Lukas V. auf die Spur. Den 17 Jahre alten Jungen hat Zoe online kennengelernt. Nach fast zwei Jahren Prozess wird Lukas V. im August 2022 zur Höchstrafe nach Jugenstrafrecht verurteilt: zehn Jahre. Neben der Vergewaltigung und dem Mord an Zoe werden ihm zwei weitere Fälle von sexuellem Missbrauch an unter 14-jährigen Mädchen zur Last gelegt. Den Antrag auf anschließende Sicherheitsverwahrung lehnt das Landgericht Frankenthal damals ab. Bei dem nicht vorbestraften Angeklagten bestünde nicht die erforderliche hohe Rückfallwahrscheinlichkeit, hieß es.

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Zoes Familie kann den Gedanken, dass Lukas V. im Alter von 27 Jahren wieder auf freiem Fuß sein würde, nicht ertragen. Auch die Staatsanwaltschaft legt sofort Revision ein, doch was stattdessen folgt, erschüttert den Glauben an das Justizsystem: Zwischenzeitlich wird Lukas V. freigelassen, weil das Verfahren nach deutschem Recht zu lange gedauert hat. Nach einer entsprechenden Beschwerde des Mörders von Zoe entschied das Oberlandesgericht Zweibrücken vorerst in seinem Sinne, obwohl er auch hätte in Haft bleiben können. Ein Fehler, wie sich sehr schnell zeigt: Lukas V. kommt wenige Wochen später wieder in Untersuchungshaft – wegen eines Übergriffs auf ein anderes Mädchen.

Die 17-Jährige Zoe (links) und der damals ebenfalls 17-jährige Lukas V.  (rechts) kannten sich aus dem Internet. Lukas V. vergewaltigte und erwürgte das Mädchen.
Die 17-Jährige Zoe (links) und der damals ebenfalls 17-jährige Lukas V. (rechts) kannten sich aus dem Internet. Lukas V. vergewaltigte und erwürgte das Mädchen.
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August 2023: Fall landet vor höchster Instanz - trotzdem wird Zoes Familie weiter kämpfen müssen

Knapp ein Jahr später, am 4. August, landet der Fall endlich vor der höchsten deutschen Instanz in Zivil- und Strafverfahren: Dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Wie auch die Staatsanwaltschaft, fordern Mutter Andrea, Schwester Vivien und Vater Rainer, dass Lukas V. nach Ende seiner Haftstrafe in Sicherungsverwahrungs kommt. Aus Angst, dass er nie aufhört, Mädchen etwas anzutun.

Wie genau das Gericht entschieden hat, sehen Sie im Video. Ein Rechtsanwalt erklärt außerdem, warum verschleppte Verfahren in Deutschland kein Einzelfall sind.

Schon 2022, sehnte sich Zoes Familie endlich nach einem Schlussstrich. Vergeblich.
Seit mittlerweile drei Jahren sehnt sich Familie Zorn nach einem Schlussstrich.
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Fest steht: Über Strafmaß und die Sicherheitsverwahrung wird erneut entschieden werden müssen. Der Prozessmarathon ist für so eine Familie also noch nicht vorbei. „Das war echt heftig da drin“, sagt Zoes Schwester Vivien im Anschluss zu RTL. Trotzdem seien sie erleichtert darüber, dass „wir endlich mal respektiert wurden und Zoe respektiert wurde“. Mit Blick auf einen weiteren und hoffentlich letzten Gerichtsprozess gibt sich Vivien zuversichtlich: „Den packen wir auch noch.“ (Reporterin: Romy Schiemann, Text: lmc, mit dpa)