Ungarn verschärft Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch

Frauen müssen sich Herztöne des Embryos anhören, bevor sie abtreiben dürfen

Arzt mit Stetoskop
Ungarn verschäft sein Abtreibungsgesetz (Symbolfoto)
picture-alliance/ dpa, Jürgen Effner

Umstrittene Maßnahme: Frauen, die in Ungarn abtreiben lassen wollen, müssen sich künftig die Herztöne des Embryos in ihrem Bauch anhören. Dies geht aus einer Verordnung von Innenminister Sandor Pinter hervor. Demnach muss eine Frau bei der Beantragung eines Schwangerschaftsabbruchs eine fachärztliche Bescheinigung vorweisen, der zufolge ihr „die Faktoren, die auf das Vorliegen der Lebensfunktionen des Embryos hinweisen, auf eindeutige Weise zur Kenntnis gebracht wurden“.

In Ungarn gilt für Abtreibungen eine Fristen-Lösung bis zur zwölften Woche

Ultraschallaufnahme eines Embryos im Mutterleib mit Herztondiagramm | sonogram of an embryo in the womb with heart tone diagram
Ultraschallaufnahme eines Embryos im Mutterleib mit Herztondiagramm
picture alliance / blickwinkel/fotototo, fotototo

Die auch im Ungarischen umständlich klingende juristische Formulierung bedeutet Medienberichten zufolge, dass sich Frauen vor dem Schwangerschaftsabbruch die Herztöne ihres Embryos anhören müssen. Die Regelung tritt am Donnerstag in Kraft.

In Ungarn gilt für Abtreibungen eine Fristen-Lösung. Frauen können sich bis zur zwölften Woche auf eine persönliche Krisensituation berufen. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch eine Beratungspflicht. Der seit 2010 regierende Ministerpräsident Viktor Orban gibt sich gerne als Vorkämpfer für christliche Werte und für das Ideal der traditionellen Familie.

Frauenrechtsorganisationen: Druck auf Frauen wächst

Zugleich ist sich der Rechtspopulist des Umstands bewusst, dass ein nahezu umfassendes Abtreibungsverbot - wie im rechtsnational regierten Polen - in seinem Land äußerst unpopulär wäre. Die jüngste Verschärfung erhöht allerdings nach Einschätzung von Frauenrechtsorganisationen den Druck auf Frauen, die sich durch eine ungewollte Schwangerschaft ohnehin schon in einer äußerst schweren Lage befinden.

Die Idee, das Anhören der embryonalen Herztöne zur Bedingung für einen Schwangerschaftsabbruch zu machen, geht auf die rechtsextreme „Partei Mi Hazank“ (Unsere Heimat) zurück. Die Gruppierung zog nach der Wahl im vergangenen April erstmals ins Parlament ein. Obwohl sie zur Opposition gehört, erhält sie in regierungsnahen Medien immer wieder Zuspruch und Unterstützung. (dpa/uvo)