Betrunkener rast in deutsche Reisegruppe

Ersthelferin nach dem Unfall in Südtirol: „Überall lagen Leute und Blut und Schuhe“

„Ich kriege die Bilder nicht mehr aus dem Kopf“, erzählt Alessia Gschnitzer. Die junge Frau kam zufällig mit dem Auto in Luttach (Südtirol) vorbei, kurz nachdem dort ein betrunkener Autofahrer in eine Gruppe deutscher Skitouristen gerast war. Überall hätten Verletzte und Tote gelegen, berichtet die sichtlich geschockte 19-Jährige im RTL-Interview, das wir im Video zeigen.

Ersthelferin berichtet, die Straßen seien sehr glatt gewesen

HANDOUT - 05.01.2020, Italien, Bruneck: Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Luttach und des italienischen Roten Kreuzes sind an einer Unfallstelle in der Nähe von Bruneck in der Gemeinde Ahrntal in Südtirol zu sehen. Hier ist in der Nacht zum Sonntag ein Auto in eine Reisegruppe gefahren und hat sechs Menschen tödlich verletzt. Man gehe davon aus, dass die Opfer aus Deutschland kommen, sagte ein Polizeisprecher aus Bozen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. (zu dpa «Auto fährt in Südtirol in Reisegruppe: Vermutlich sechs Deutsche tot») Foto: Freiwillige Feuerwehr Luttach/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Der Unfall ereignete sich, als die Gruppe die Dorfstraße in Luttach (Südtirol) überqueren wollte.
hpl fgj hpl, dpa, -

„Als ich gekommen bin, lagen alle schon. Ich musste eine Vollbremsung machen, denn da hat jemand gelegen“, erzählt sie. Sie war alleine im Auto unterwegs, als sie zur Unglücksstelle kam. Kurz vorher habe sie selber fast einen Unfall gehabt, weil „alles Glatteis gewesen ist“.

Der 27 Jahre alte Südtiroler Fahrer hatte wohl 1,9 Promille im Blut, als er in die Touristengruppe raste. Drei junge Frauen und drei starben, elf weitere wurden verletzt. Die jungen Leute im Alter zwischen 20 und 25 Jahren waren auf dem Nachhauseweg von einem Diskobesuch, als der Unfall passierte.

Busfahrer sah die Menschen über die Straße fliegen

Der Busfahrer, der die Gruppe im Ort absetzte, berichtete, dass der Autofahrer viel zu schnell unterwegs gewesen sei. Er hatte die Touristen gerade aussteigen lassen. Um zu ihrer Unterkunft zu kommen, mussten sie die Straße überqueren. Genau in dem Moment sei der 27-Jährige angerast gekommen. Der Busfahrer habe noch versucht ihn per Lichthupe zu warnen – vergeblich. „Da habe ich schon die Leute über die Straße fliegen sehen“, sagte er.

Nur Augenblicke später kam Alessia Gschnitzer dann zur Unfallstelle. „Ich wollte helfen, aber als ich das gesehen habe, ist es bei mir vorbei gewesen, als ich aus dem Auto ausgestiegen bin und überall lagen Leute und Blut und Schuhe. Das kann ich nicht mal beschreiben“, erzählt sie. Im nächsten Moment seien dann auch schon die Rettungskräfte angerückt. „Es war sehr laut. Die, die das überlebt haben, haben geweint und geschrien“, erzählt die Zeugin. Einige aus der Gruppe seien völlig zusammengebrochen.

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Die meisten Todesopfer stammen aus Nordrhein-Westfalen

05.01.2020, Italien, Luttach: Zwei Einsatzkräfte der Carabinieri rekonstruieren den Unfallhergang. Blumen, Kerzen und Gedenkschmuck liegen am Ort des Unfalls. Ein Auto war in eine Gruppe Urlauber gefahren und hat dabei sechs Menschen getötet. Foto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Menschen Blumen und Kerzen an der Unfallstelle in Luttach aufgestellt.
lim, dpa, Lino Mirgeler

Die Ermittler gehen derzeit von einem Unfall und nicht von einer absichtlichen Tat aus. Der Fahrer wurde festgenommen. Laut Polizei steht er unter Schock und wird im Krankenhaus psychologisch behandelt. Er habe gesagt, sich umbringen zu wollen, als er von der hohen Zahl der Toten erfahren habe. Ihm wird unter anderem mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Bei einer Verurteilung würden ihm zwischen acht und zwölf Jahren Haft drohen.

Inzwischen wurden alle Familien der Opfer erreicht. Die Angehörigen seien auf dem Weg nach Italien, sagte ein Polizeisprecher in Bozen der Deutschen Presse-Agentur. Die Toten seien im Krankenhaus von Bruneck. Die Überlebenden des Unglücks würden noch heute abreisen.

Vier der Toten stammen nach RTL-Informationen aus Nordrhein-Westfalen: Einer aus Köln, einer aus Dortmund und zwei aus der Region rund um Wuppertal. Bei dem Toten aus Dortmund soll es sich um einen 22 Jahre alten Mann handeln, so die Polizei. Bestätigt wurde außerdem, dass eins der Opfer aus Baden-Württemberg stammte, aber in Hamburg wohnte, ein weiteres kam aus Niedersachsen.