Triage auf der IntensivstationHilferuf einer Kinder-Intensivschwester: "Wir spielen Patientenbingo mit den Kindern"
Die Lage auf Deutschlands größter Kinderintensivstation an der medizinischen Hochschule Hannover ist dramatisch. Der Grund ist ausnahmsweise nicht Corona, sondern schlichtweg Personalmangel. Pfleger und Schwestern fehlen an allen Enden. Fachkinderkrankenschwester Rut Wilde drückt die Lage drastisch aus: „Das ist jeden Tag - ich nenne es jetzt wirklich böse – Patientenbingo und das darf nicht sein." Drei Patientenzimmer stehen auf der Kinderintensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover leer. Das heißt acht von 18 Betten sind nicht belegt, weil das Personal fehlt. Jessy Siodlaczek und Carmen Gocht haben den Alltag auf der Kinderintensivstation begleitet. Im Video sehen Sie, wie die Ärzte und Krankenschwester täglich am Limit sind.
Nicht alle Kinder können behandelt werden
In Hannover steht die Triage auf der Tagesordnung. Dr. Michael Sasse, leitender Oberarzt auf der Kinderintensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover, fasst es so zusammen: „Wenig Betten und viele Anfragen. Täglich müssen wir uns überlegen, wer kann operiert werden, wen können wir versorgen und wen können wir nicht versorgen.“ Das Video zeigt, wie belastend der Alltag auf der Kinderstation ist.
Wie kommt der Pflegenotstand zustande?
Birgit Pätzmann-Sietas ist Vorstandsmitglied des Berufsverbandes Kinderkrankenpflege Deutschland und erläutert im RTL-Interview, wie es zu einem solchen Personalmangel wie in Hannover kommen kann: „Wir haben es in der Kinderkrankenpflege mit Jahrzehnte langen Versäumnissen zu tun. Und was wir aber verstärkt merken, ist, dass wir es natürlich pandemisch bedingt mit erhöhten Personalausfällen im Kinderkrankenpflegebereich zu tun haben. Aber als die RS-Viren-Welle noch dazu kam, hat das nochmal zu besonderen Engpässen geführt.“ Auch sind nicht genug Nachwuchskräfte ausgebildet worden, so Pätzmann-Sietas: „Wir haben es im Bereich kinderkrankenpflegerische Ausbildung in den letzten Jahren versäumt, genügend Personal zu qualifizieren. Wir wissen aus NRW, dass wir jetzt zum Beispiel 1.600 vakante Stellen haben und bundesweit schätzen wir das im Klinikbereich momentan auf 6.000. Und das muss aufgeholt werden. Das ist unser großes Problem." (cgo/pdr)
































