Berliner Feuerwehr legt Abschlussbericht vorKlima-Aktivisten schuld an Tod der Radfahrerin? Das Minuten-Protokoll ihrer Rettung

31.10.2022, Berlin: Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf, wo eine Radfahrerin  bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Verletzte sei unter dem Betonmischer eingeklemmt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Auch der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall verletzt. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr sind nach Angaben eines Sprechers wegen Protesten von Klimademonstranten zudem verspätet am Unfallort eingetroffen. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Einsatzkräfte nach dem Unfall vom 31. Oktober, bei dem eine Radfahrerin lebensgefährlich verletzt wurde. Sie starb einige Tage später.
sab, dpa, Paul Zinken

Sind die Klima-Kleber schuld am Tod einer Radfahrerin, die nach einem Unfall mit einem Betonmischer ums Leben kam? Weil sie einen Stau provozierten, wegen dem der Rettungswagen zu spät zur Unfallstelle kam? Die Berliner Feuerwehr hat zur Klärung dieser Frage ihren Abschlussbericht zum Einsatz vorgelegt. Der Bericht protokolliert minutiös den Ablauf der Rettungsaktion – vom Anruf bei der 112 bis zur Ankunft in der Klinik. Wir zeigen Ihnen, wie die letzten Minuten im Leben der Frau verliefen.

„Rüstwagen“ stand im Stau

31.10.2022, Berlin: Ein zerstörtes Fahrrad liegt auf der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf. Drei Tage nach dem Unfall mit einem Betonmischer in Berlin ist die lebensgefährlich verletzte Radfahrerin gestorben. Das teilte die Polizei am Donnerstag mit.Die 44-Jährige war am vergangenen Montag in der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf von dem Lastwagen erfasst und überrollt worden. Der Unfall hat für bundesweites Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Denn ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die Verletzte unter dem Lkw zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn. Dieser soll durch eine Aktion der Klima-Protestgruppe «Letzte Generation» ausgelöst worden sein. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das zerstörte Fahrrad von Sandra Umann, sie starb drei Tage nach dem Unfall mit einem Betonmischer
sab axs, dpa, Paul Zinken

Sprecher Thilo Cablitz warnte vor voreiligen Schlüssen. „Der komplexe Sachverhalt muss in Gänze durch die Staatsanwaltschaft im Rahmen der Ermittlungen aufgearbeitet werden.“ Weitere Angaben machte er nicht.

Wie aus dem Feuerwehr-Bericht hervorgeht, der RTL vorliegt, hätte ein Spezialfahrzeug laut interner Prognose bereits eine Minute nach der Notärztin am Unfallort eintreffen können. Doch dieser sogenannte „Rüstwagen“ stand im Stau. Er traf erst um 8.45 Uhr ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten Feuerwehrleute die lebensgefährlich verletzte 44-Jährige befreit.

Minutenprotokoll des Einsatzes (Auszüge)

  • 08.20 Uhr Eingang des Notrufes in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr

  • 08.28 Uhr Eintreffen LHF 4400 (Anmerkung: LHF = Löschfahrzeug)

  • 08.36 Uhr Eintreffen NEF (Anmerkung: Eintreffen des Rettungswagens mit der Notärztin))

  • 08.45 Uhr Befreiung der eingeklemmten Person durch Verfahren des LKW

  • 08.45 Uhr Eintreffen RW 3 (Anmerkung: der Rüstwagen)

  • 08.50 Uhr Verbringung in den RTW

  • 08.55 Uhr Intubation einer polytraumatisierten Patientin

  • 09.24 Uhr Eintreffen in der Charité Campus Virchow

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Mehr Handlungsoptionen, wenn der Rüstwagen rechtzeitig dagewesen wäre

31.10.2022, Berlin: Ein Betonmisch-Fahrzeug steht an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf, wo eine Radfahrerin  bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Verletzte sei unter dem Betonmischer eingeklemmt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Auch der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall verletzt. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr sind nach Angaben eines Sprechers wegen Protesten von Klimademonstranten zudem verspätet am Unfallort eingetroffen. Foto: Paul Zinken/dpa - ACHTUNG: Kennzeichen wurde aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Bei dem Unfall wurde die Radfahrerin unter dem Betonmischer eingeklemmt ,
sab, dpa, Paul Zinken

„Durch rechtzeitiges Eintreffen des Rüstwagens hätten sich den Verantwortlichen vor Ort weitere Handlungsoptionen geboten“, heißt es in der Zusammenfassung des Berichts. Mit dem Rüstwagen hätte der Betonmischer, unter dem die Radfahrerin eingeklemmt war, angehoben werden können.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, die Notärztin habe unabhängig vom Stau wegen der schnellen Befreiung des Opfers auf das Anheben des Lkw verzichtet.

Von der Berliner Feuerwehr hieß es dazu, es gebe mehrere Sichtweisen. Neben der Ärztin hätten sich auch der Gesamteinsatzleiter und der technische Fachberater geäußert.

„Feststellungen“ aus dem Bericht (Auszüge)

  • Die Anfahrt des Rüstwagens habe sich um wegen eines Staus auf der A 100 um acht Minuten verzögert.

  • Laut Prognose hätte er ansonsten um 8.37 Uhr vor Ort gewesen – „annährend parallel“ mit dem Wagen der Notärztin.

  • Der Stau sei „durch „Straßenblockaden“ (4), hervorgerufen durch Klimaaktivisten“ ausgelöst worden. Diese seien „ursächlich für das verspätete Eintreffen des Rüstwagens“ gewesen.

Zwillingsschwester der Getöteten appelliert an Klima-Aktivisten: Methoden überdenken

06.11.2022, Berlin: Teilnehmer einer Mahnwache für eine gestorbene Radfahrerin bringen ein sogenanntes Geisterrad zum Treffpunkt an der Bundesallee. Dort war es am 31.10.2022 zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Lkw und einer Radfahrerin gekommen. Die Frau starb einige Tage später im Krankenhaus. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mahnwache für getötete Radfahrerin in Wilmersdorf am 6. November.
pzi sab, dpa, Paul Zinken

Die Radfahrerin war am 31. Oktober von einem Betonmischer überrollt worden und einige Tage später gestorben. Weil das Spezialfahrzeug der Feuerwehr im Stau nach einem Klima-Protest steckte, war die Gruppe „Letzte Generation“ scharf kritisiert worden.

Die Zwillingsschwester der Getöteten sagte in einem „Spiegel“-Interview, es verletze sie sehr, „wie ignorant mit dem Schicksal meiner Schwester umgegangen wird.“ Dennoch empfinde sie keine Wut auf die Aktivisten. Sie würde die Aktivisten allerdings gern bitten, ihre Methoden zu überdenken. (dpa/rtl)

Video: Hinter den Kulissen der Klimaaktivisten