Fahrer fürchten um ihre Existenz

Taxibranche in der Dauerkrise: „Die Spritpreise machen uns tot!“

PRODUKTION - 01.04.2022, Berlin: Leszek Nadolski, Taxifahrer und Vorsitzender der Berliner Taxi-Innung, sitzt in seinem Fahrzeug im Taxi-Zentrum. Foto: Carsten Koall/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Für den Berliner Taxifahrer Leszek Nadolski sind die hohen Spritpreise ein riesengroßes Problem.
sb, dpa, Carsten Koall

Steht die Taxibranche vor dem Aus? Historisch-hohe Spritpreise und die Corona-bedingte Durststrecke sind wie Gift für Taxi-Unternehmen. „Die Spritpreise machen uns tot“, klagt der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Leszek Nadolski. Er sieht die Branche kurz vor dem Abgrund.

„Das kennen wir noch nicht mal aus der Ölkrise“

Obwohl die Corona-Maßnahmen inzwischen weitestgehend aufgehoben wurden und die Regierung die Energiesteuer auf Benzin senken will, rechnet der Bundesverband Taxi und Mietwagen mit keiner schnellen Trendwende. „Es gibt jeden Tag reihenweise Unternehmen, die aufgeben, die einfach nicht mehr können“, so Verbandsgeschäftsführer Michael Oppermann.

Die Reduzierung der Energiesteuern um 14 Cent pro Liter Diesel werde sich zwar bemerkbar machen, „aber es kompensiert nicht die Mehrkosten, die wir haben“, kritisiert Oppermann. „Wir brauchen in irgendeiner Form zusätzliche Maßnahmen, sonst funktioniert die ganze Kalkulation einfach nicht.“ Denn die typischen Taxifahrten, wie etwa zum Flughafen oder nach Partys, sind in den letzten Jahren größtenteils ausgeblieben. „Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter. Das kennen wir noch nicht mal aus der Ölkrise in den 70er-Jahren.“

Zahl der Taxi-Unternehmen um ein Fünftel gesunken

Die Bundesregierung hat sich auf einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde geeinigt. Gut für Arbeitnehmer, ja. Aber der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung weiß nicht, wie die Mehrkosten bezahlt werden sollen. „Wenn die Mindestlohnerhöhung kommt, ist das der nächste Schlag ins Kontor.“ Allein aus den Umsätzen sei das nicht finanzierbar. „Jeden Tag werden in Berlin jetzt ein bis zwei Taxen abgemeldet“, sagt Oppermann.

Seit Beginn der Pandemie ist die Zahl der deutschen Taxi-Unternehmen nach Angaben des Bundesverbands bereits um ein Fünftel auf rund 18.000 zurückgegangen. Oppermann erwartet, dass sich das noch beschleunigt und es Ende des Jahres ein Drittel weniger sein werden.

Auch in Hamburg ist die Anzahl der Taxis auf einen historischen Tiefstand gesunken. Stand heute sind in der Hansestadt nur noch 2.683 Taxis zugelassen, ein Tiefstand, wie die Verkehrsbehörde auf RTL-Anfrage bestätigt.

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Taxibranche beklagt Wettbewerb mit Uber und Co.

ARCHIV - Die Handy-Apps «Uber» und «Taxi Berlin» sind am 11.06.2014 auf einem Smartphone in Berlin zu sehen. Der umstrittene Fahrdienst-Vermittler Uber darf seine Leistungen in Deutschland vorerst bundesweit nicht mehr anbieten. Das Landgericht Frankfurt/Main hat in einem Eilverfahren eine entsprechende Einstweilige Verfügung erlassen. Foto: Jörg Carstensen/dpa (zu dpa 0036 vom 02.09.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Nicht nur die Spirtpreise, sondern auch der Fahrdienst Uber macht den Taxi-Unternehmen zu schaffen.

Viele Menschen entscheiden sich gerade wegen der hohen Taxi-Kosten für die günstigere Alternative Uber – ein amerikanisches Unternehmen, das in vielen Städten über eine App Personenbeförderung anbietet. Für Oppermann ein Problem, denn aus seiner Sicht sind höhere Tarife unverzichtbar. Er hält ein Plus wegen der Kraftstoffpreise und wegen des Mindestlohns von 20 Prozent für nötig.

Allerdings sei auch ein Preisaufschlag denkbar. „So etwas in der Art gab es schon mal in der Ölkrise.“ Gemeint ist ein Zuschlag von mindestens einem Euro pro Fahrt. „Ich glaube, das Verständnis der Kunden wäre da“, vermutet Oppermann.

Fest steht: Die Taxi-Unternehmen brauchen Hilfe und fühlen sich in dieser Zeit alleine gelassen.(dpa/tgr)