Bei diesen Arten kann es schon mal schmerzhaft werdenTausend giftige Spinnenarten in Deutschland: Warum das kein Grund zur Sorge ist

Rückeroth Themenfoto: Tier, Insekten, Spinnen, 30.10.2022 Eine große Gartenkreuzspinne Araneus diadematus webt ihr Netz, Themenfoto: Tier, Insekten, Spinnen - *** Rückeroth theme photo animal, insects, spiders, 30 10 2022 A large garden cross spider Araneus diadematus weaves its web, theme photo animal, insects, spiders Copyright: xAugstx/xEibner-Pressefotox EP_jat
Das Gift der Kreuzspinne, das aus verschiedenen Eiweißstoffen besteht, ist für den Menschen nicht gefährlich
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Die Angst vor Spinnen sitzt bei vielen Menschen tief. Der Grund liegt sehr wahrscheinlich in unseren Genen. Sich vor den Bissen gefährlicher Tiere zu schützen, war jahrtausendelang eine Überlebensstrategie. Tatsächlich sind sogar die allermeisten Spinnenarten giftig. Aber das ist kein Grund zur Beunruhigung. Denn richtig gefährlich wird es äußerst selten.

Spinnen-Angst ist angeboren

Kennen Sie das? Sie sehen eine Spinne - und sofort macht sich eine ziemliche Anspannung in Ihnen breit. So geht es den meisten Menschen - kein Grund sich zu schämen! Denn die Angst vor Spinnen und Schlangen scheint angeboren zu sein. Das zeigt zumindest eine Studie aus dem Jahr 2017.

Wissenschaftler um Stefanie Höhl vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig berichteten damals in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology, dass sie sechs Monate alten Babys Fotos von Blumen, Fischen, Schlangen und Spinnen zeigten. Die Reaktionen der Kinder lasen die Forscher an den Pupillenveränderungen ab. Auf die Bilder der krabbelnden und kriechenden Tiere reagierten die Babys mit deutlich erweiterten Pupillen - eine Stressreaktion.

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Die Dosis macht das Gift

Kein Wunder also, dass jede Spinnenart, die sich aufgrund des Klima-Wandels in unsere Gefilde begibt, genau beäugt wird: Ist sie so giftig, dass sie dem Menschen ernsthaft Schaden zufügen kann? Denn: Giftig sind bis auf eine Art alle Spinnenarten. Klar: Sie jagen Insekten und injizieren ihrem Opfer Aminosäuren oder Nervengifte, um es zu lähmen und zu töten. In Deutschland gibt es laut Naturschutzbund NABU rund tausend Spinnenarten.

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Nur: Bei den allermeisten Spinnenarten sind die Beißwerkzeuge gar nicht kräftig genug, um sich durch die Haut des Menschen zu beißen und so das Gift einzuspritzen. Außerdem gilt im Hinblick auf Gift: Die Dosis macht’s. Nur wenige Arten in Deutschland schaffen das. Dann wird es schmerzhaft - und für Allergiker gegebenenfalls auch gefährlich. Gut, dass Spinnen den Kontakt zu Menschen eigentlich meiden!

Mächtige Fischernetzspinne: Fieber, Kopfschmerzen und Schwindel

Fischernetzspinne, Segestria florentina (Segestria florentina), sitzt auf einem Stein | snake-back spider (Segestria florentina), sits on a stone
Der Biss der Fischernetzspinne gilt als recht schmerzhaft und kann leichte systemische Wirkungen haben.
H. Bellmann/F. Hecker, blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker, dpa

Die Spinnen, die hierzulande ernsthafte Gift-Schmerzen zufügen können, kann man an einer Hand abzählen.

Da wäre zum einen die Segestria florentina, auch als Mächtige Fischernetzspinne bekannt. Sie leben in Mauerlöchern und unter oder zwischen Steinen, informiert die Arachnologischen Gesellschaft, auch in Häusern. Aber auch unter Rinde und in Hohlräumen von Bäumen wird sie gesichtet. Der Biss gilt als recht schmerzhaft und kann leichte systemische Wirkungen haben. Bei einem dokumentierten Bissunfall traten "intensive Schmerzen um die Bissstelle und eine Kraftminderung in dem betreffenden Arm" auf, so die Gesellschaft in ihrem Online-Lexikon. Wenige Stunden später setzten zusätzlich Fieber, Kopfschmerzen und Schwindel ein.

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Ammendornfinger-Spinne: Schwellungen, Übelkeit und leichtes Fieber

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Der Ammendornfinger lebt versteckt, meistens weit weg von menschlichen Wohnungen.
picture alliance / blickwinkel/F, F. Hecker

Auch ein Biss der Ammendornfinger-Spinne (Cheiracanthium punctorium) kann äußerst schmerzhaft werden. Die Spinnenart kommt in Mitteleuropa und in mediterranen Gebieten vor. Bisse dieser Art erzeugen Symptome wie Jucken, Schwellungen, Übelkeit und leichtes Fieber, wissen die Spinnenkenner. Sie verschwinden aber schon nach wenigen Tagen ohne dauerhafte Nachwirkungen. Ein Biss ist aber unwahrscheinlich: Denn der Ammendornfinger lebt versteckt, meistens weit weg von menschlichen Wohnungen.

Nosferatu-Spinne: Ausgeprägtes Drohverhalten

Can bite. Spreading north through Europe.
Aktuell wird die Nosferatu-Spinne in Deutschland häufiger gesichtet.
Getty Images

Die Bisse der Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana), Anfang der 2000er mit dem Klimawandel aus Südeuropa eingewandert, können in ihrer Schmerzintensität mit Mücken- oder Bienenstichen verglichen werden. In Deutschland wurde sie bisher hauptsächlich im Westen gesichtet, vor allem entlang der Flusstäler. Die Art zeigt laut Infoportal der Arachnologischen Gesellschaft ein ausgeprägtes Drohverhalten. „Bei der Annäherung eines größeren Objektes richtet sie den Vorderkörper auf und spreizt die Chelizeren ab“, so die Experten. Die Kieferklauen werden Chelizeren genannt. Nur kleinere Bedrohungen würden wirklich angegriffen. Schon bei größeren Bedrohungen fliehe die Spinne in der Regel.

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Noble Fettspinne: Potentiell nekrotische Wundentwicklung

False black widow spider, Steatoda nobilis, Satara, Maharashtra, India
Das Gift der Noblen Fettspinne habe viele Merkmale mit dem Gift der echten Schwarzen Witwe gemeinsam.
Zoonar, picture alliance, RealityImages

„Starken, langanhaltenden Schmerz sowie Rötungen, Schwellungen und Juckreiz um die Bissstelle“ kann der Biss der Noblen Fettspinne (Steatoda nobilis) verursachen. In einigen beschriebenen Fällen ließen die Symptome aber nach spätestens 72 Stunden ohne Komplikationen nach. Nur in einem Fall kam es zu einer „kleinen, potenziell nekrotischen Wundentwicklung“, wie die Spinnen-Forscher schreiben. Das Gift habe viele Merkmale mit dem Gift der echten Schwarzen Witwe gemeinsam, wie etwa das hochwirksame α-Latrotoxin, das das Nervensystem von Wirbeltieren angreifen könne. Im Herbst 2011 konnten erstmals Populationen der Art in Deutschland nachgewiesen werden. Die Art gilt als eingeschleppt, es gilt als unwahrscheinlich, dass sie sich hier etablieren kann.

Starkkieferspinne: Geschwollene Bisswunden

Bei einem Massenvorkommen im Filterbett einer Kläranlage in Birmingham führten Starkkieferspinnen (Leptorhoptrum robustum) zu zahlreichen entzündeten und geschwollenen Bisswunden bei Kläranlagenmitarbeitern. Der Vorfall ereignete sich im Juli 1974. Es bleibt einer der wenigen dokumentierten Fälle von Bissen durch heimische Spinnen in Europa außerhalb des Mittelmeergebietes. Die Bisse verliefen glimpflich und mussten nicht ärztlich behandelt werden. Die Art wurde in den vergangenen Jahren laut Arages-Atlas auch in Deutschland regelmäßig gesichtet.

GUT ZU WISSEN: Neun natürliche Methoden - so halten Sie Spinnen aus Ihrem Haus

Insgesamt sind Spinnen eigentlich ziemlich nützlich und hierzulande also auch nicht wirklich gefährlich. Aber wer will sie schon gerne im Haus haben? Bei wieder wärmerem Wetter krabbeln sie aus ihren Löchern und Verstecken - und wenn es kalt wird, wollen sie dringend ins Warme. Also in Ihr Haus. Wir verraten hier neun Tipps, wie man Spinnen ganz ohne Chemie aus dem Haus halten kann. Kleiner Spoiler: Winkelspinnen hassen den Geruch von Lavendel!