Wegen hoher Energiekosten

Studie: Zwei Drittel der Deutschen leben von der Hand in den Mund

Eine Frau hält eine nahezu leere Geldbörse in den Händen.
60 Prozent der Deutschen können aufgrund der Energiekrise nicht mehr sparen.
deutsche presse agentur

„Von der Hand in den Mund leben“ – dieses Sprichwort hat seinen Ursprung eigentlich in einer Zeit, in der die Menschen gerade so viel zum Leben hatten, wie sie selbst angebaut oder erwirtschaftet haben. Es stammt also aus Krisenzeiten, wie dem dunklen Mittelalter oder aus Kriegszeiten. Doch inzwischen stimmt der Spruch zumindest für rund 60 Prozent der Deutschen wieder. Denn so viele können aktuell nichts von ihrem Gehalt zur Seite legen und sparen, weil sie alles für Nahrungsmittel, Miete und andere Lebenshaltungskosten brauchen. Eine alarmierende Entwicklung.

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Hälfte der Deutschen müssen den Gürtel enger schnallen

Sind das also die Vorboten einer handfesten Wirtschaftskrise oder ist sie sogar schon längst da? Die hohen Energiepreise und die steigende Inflation haben offenbar direktere Auswirkungen auf die deutsche Bevölkerung als zunächst angenommen. Mehr als die Hälfte der Deutschen müssen den Gürtel enger schnallen und ihr gesamtes Einkommen für den Lebensunterhalt ausgeben. Das hat der Sparkassen-Verband auf Grundlage der Einkünfte und Ausgaben seiner mehr als 300.000 Kunden errechnet.

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Zwar beschwichtigt der Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Helmut Schleweis: „Wir sehen im Moment noch keine Krisensignale.“ Der Ausblick sei aber schwierig: „Vor uns allen liegen anstrengende und in Teilen auch entbehrungsreiche Jahre.“

Mittelstand in Gefahr

Denn die Inflation und die verschiedenen Krisen (Corona, Ukraine, Gas) haben nicht nur Auswirkungen auf jeden Einzelnen. Hält der Trend an, könnte auch bald der Mittelstand, also auch kleinere und mittlere Unternehmen, betroffen sein, was wiederum Jobs gefährden würde. Ein Teufelskreis. Denn vor allem das Gastgewerbe, Tourismus, Einzelhandel und andere Dienstleister sind auf die Einnahmen der Privatleute angewiesen. Bleiben die aus, droht nach der Coronakrise der nächste Engpass und der könnte viele kleinere Unternehmen endgültig zu Fall bringen – vor allem weil die hohen Energiepreise auch die Unternehmen zusehends schlauchen.

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Kommt der Energiepreisdeckel?

Schleweis spricht sich deshalb für einen Energiepreis-Deckel aus. Strom und Gaspreise müssten dringend begrenzt werden. Außerdem müssten Haushalte und Unternehmen mindestens 20 Prozent Energie einsparen und in erneuerbare Energien investieren.

Ähnlich hatten sich bereits auch einige Politiker geäußert. Unter anderem Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, DGB-Chef Reiner Hoffman und auch CDU-Chef und Oppositionsführer Friedrich Merz fordern die Bundesregierung auf die Strom- und Gaspreise zu begrenzen oder den Bürgern durch ein Entlastungspaket zu helfen. Die Bundesregierung lehnt das aktuell noch ab.

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Dabei macht Großbritannien schon vor. Die Regierung der neuen Premierministerin Liz Truss friert die Preise für Strom und Gas für zwei Jahre ab Oktober 2022 ein. Verbraucher zahlen demnach maximal umgerechnet 2.800 Euro pro Jahr.

(dpa, sst)

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