Neue Studie

Wie gefährlich schon ein einziges alkoholisches Getränk ist – für andere!

Image #: 35419486    Tullamore Irish Whiskey is popular Tracy's original Irish Channel Bar at the corner of Magazine and Third streets in New Orleans Wednesday, March 4, 2015. (Photo by David Grunfeld, NOLA.com |The Times-Picayune)     TIMES-PICAYUNE /LANDOV Keine Weitergabe an Drittverwerter.
Schon ein starkes alkoholisches Getränk beeinflusst die moralischen Grundwerte - zum Negativen.

Kenn’ dein Limit! Und das ist offenbar sehr schnell erreicht. Eine Studie belegt jetzt: Schon nach einem einzigen starken alkoholischen Getränk sind Menschen eher dazu bereit, anderen zu schaden oder sich generell schlecht zu verhalten.

Können Betrunkene zwischen richtig und falsch unterscheiden?

Alkohol kann Schaden anrichten. Das ist bekannt. „Wir alle haben schon oft gesehen, dass Betrunkene sich unmoralisch oder unpassend verhalten“, erklärt Studien-Autorin Mariola Paruzel-Czachura im Wissenschaftsmagazin PsyPost. „Aber niemand hat das bisher wissenschaftlich untersucht.“ Die Forschenden der Schlesischen Universität in Katowice (Polen) haben getestet, inwiefern Betrunkene zwischen richtig und falsch unterscheiden können und was sie für Absichten haben. Sie wollten herausfinden, ob die Betrunkenen ihre moralischen Grundwerte verletzen würden.

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Studie: Würden Sie nackt über den Boden kriechen und dabei urinieren?

Dazu haben sie die Teilnehmenden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe, in der die Menschen Alkohol getrunken haben, eine Plaebo-Gruppe (diejenigen, die dachten, sie seien betrunken, es aber nicht waren), und eine Kontrollgruppe, also Menschen, die nüchtern waren.

Jeder Person musste das eigene Verhalten für verschiedene Szenarien einschätzen. Beispiele für diese Szenarien: Mit einer Stecknadel in die Hand eines unbekannten Kindes pieksen, den eigenen Eltern ins Gesicht fluchen oder an einer Veranstaltung teilnehmen, bei der sich alle wie Tiere verhalten, nackt durch die Gegen kriechen und auf die Bühne urinieren.

Jedes Szenario mussten die Teilnehmenden auf einer Skala bewerten, von „Würde ich sofort und umsonst machen“ bis „Das würde ich machen, wenn ich dafür eine Million bekomme“. Zudem gab es die Option, die Handlung komplett abzulehnen, auch für alles Geld der Welt.

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Betrunkene sind gewillter etwas Falsches zu tun - und andere zu verletzen

Das Ergebnis: Schon nach einem starken alkoholischen Getränk können die Teilnehmenden weniger zwischen richtig und falsch entscheiden. Die Gefahr ist größer, dass sie etwas tun, das sie normalerweise als unmoralisch einschätzen würden und dass sie andere Menschen verletzen. Dabei hatte der Alkohol vor allem Einfluss auf die Grundwerte der Vorsorge und Reinheit. Die Werte Fairness, Loyalität und Autorität griff der Alkohol wenig an.

Die Teilnehmenden, die in der Untersuchung keinen Alkohol getrunken hatten, hielten dagegen eher an ihrer Vorsorge und Reinheits-Grundwerten fest. Die Gefahr, dass sie andere verletzen oder etwas unmoralisches tun würden, war geringer.

„Wir können zusammenfassen, dass Menschen, wenn sie Alkohol trinken, zwar ähnliche Moralvorstellungen haben, aber gleichzeitig gewillter sind, etwas Falsches zu tun“, so Paruzel-Czachura. „Betrunkene Menschen möchten eher unmoralische Dinge tun, als nüchterne.“

Um die Gründe für diese Veränderungen zu benennen, bräuchte es weitere Experimente, so die Forschenden.

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Suchtexperten erneuern Empfehlung: Am besten gar kein Alkohol!

Bisher galt: Ein Glas Wein oder zwei Bier am Tag sind okay. Doch nun haben Experten die Richtlinien für Alkoholkonsum für erwachsene Menschen angepasst. Die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) empfiehlt eine grundsätzliche Reduzierung des Alkoholkonsums von jeder Person. „Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen“, heißt es in den neuen Richtlinien. Bedeutet das auch das Aus fürs Feierabendbierchen? Was es mit den neuen Richtlinien auf sich hat, lesen Sie hier.

Hier finden Sie Hilfe bei Suchtproblemen!

Wer bei sich ein Suchtproblem vermutet, findet vielerorts Hilfe: Beim eigenen Hausarzt, der Telefon-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter 0221–892031 (Mo.–Do. 10 bis 22 Uhr; Fr.–So. 10 bis 18 Uhr) oder der anonymen Online-Beratung der BZgA. Auch die Anonymen Alkoholiker bieten in vielen Städten Hilfe an und sind telefonisch unter 08731–3257312 (tägl. 8–21 Uhr) zu erreichen. (sli)