946,2 Kilometer, sechs Bundesländer
Mega-Spendenmarathon für ALS-kranken Freund: Andreas Butz hat's geschafft!

Lauf-Experte Andreas Butz hat es geschafft und die größte Herausforderung seines Lebens gemeistert! In 21 Tagen ist der 56-Jährige aus Euskirchen sage und schreibe 21 Marathons gelaufen, hat dabei rund 44 Kilometer pro Strecke zurückgelegt. Es ging vom Osten des Landes in Richtung holländische Grenze, durch insgesamt sechs Bundesländer. 946,2 Kilometer für den guten Zweck – wie fühlt sich das an?
"Es jetzt geschafft zu haben, ist einfach ein geiles Gefühl!"
Im RTL-Interview erzählt Andreas Butz: „Wir haben es tatsächlich geschafft: Meine Frau auf dem Elektro-Esel mit unserem Gepäck nebenher, ich laufend.“ In nur drei Wochen hat er das ganze Land durchquert, um auf die Krankheit ALS aufmerksam zu machen und Spenden für den Selbsthilfeverein „ALS – Alle Lieben Schmidt e.V.“, die Organisation seines guten Freundes Bruno Schmidt, zu sammeln. Denn: Schmidt ist selbst an der tückischen Krankheit erkrankt. Der vollständige Kassensturz ist noch nicht gemacht, doch der passionierte Läufer hat bereits angedeutet: 20.000 Euro sind auf jeden Fall an Spendengeldern zusammengekommen.
Los ging’s am 3. August. „Ich bin natürlich nicht blauäugig an die Sache rangegangen, es brauchte viel Vorbereitung meinerseits. Aber dass es so gut lief, das hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können. Die Fallhöhe war aufgrund der ganzen Ankündigungen schon enorm hoch, das hat etwas mit einem gemacht. Es jetzt geschafft zu haben, ist deswegen ein richtig geiles Gefühl“, erzählt Butz.
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Von einem kleinen Rückschlag lässt sich Andreas Butz nicht unterkriegen
Auf die Frage, welche der vielen Etappen ihn am meisten mitgenommen habe, antwortet der 56-Jährige: „Tatsächlich kamen die größten Sorgen schon nach dem ersten Tag. Das hab ich so ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber es war viel zu heiß, die Sonne schien durchgehend, es gab nirgendwo Schatten. Ich habe geschwitzt ohne Ende – das war sehr heftig.“ Obwohl es eigentlich gegen seine Philosophie spricht, entschied er sich dazu, auf Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium zurückzugreifen. „Die nehme ich eigentlich seit 18 Jahren schon nicht mehr. Aber für diesen Extremlauf war ich bereit, meinen Grundsatz zu lockern. Insgesamt hat mir das sowohl im Kopf als auch körperlich geholfen. Wäre ich schon am Anfang ausgeschieden, wäre das nicht nur traurig gewesen, sondern hätte auch ordentlich an meinem Ego und Image gekratzt.“
Emotionaler Moment: Andreas Butz und sein an ALS erkrankter Freund laufen gemeinsam durchs Ziel

Nachdem er den kritischsten Punkt direkt zu Beginn überstanden hatte, sollte es schnell besser werden. Jeden Tag hält er das Erlebte auf seiner Webseite fest, telefoniert mit der Hauptmotivation für die Ausnahme-Challenge: sein Freund Bruno, der einen Teil der letzten Strecke via Rollbuggy „mitlaufen“ sollte. „Tausende haben unsere Erlebnisberichte gelesen und dadurch zum Beispiel erfahren, mit welchen einfachen Dingen sich Bruno als ALS-Erkrankter überhaupt beschäftigen muss. Dass er zum Beispiel eine Botox-Spritze in Erwägung zieht – jedoch nicht für irgendwelche Falten, sondern um seinen Speichelfluss zu minimieren. Dass ein Betroffener mit Originaltönen zu Wort kam, hat die Menschen berührt, denke ich.“
Gegen Ende baute sich der Spannungsbogen aber nochmal ordentlich auf, wie der Euskirchener erzählt: „Während Bruno, sein Pfleger und andere Beteiligten den alten Rolli rausgekramt und sich auf die letzte Etappe vorbereitet haben, machten meine Muskeln so langsam schlapp. Mental war alles nie ein Problem, ich war durchgehend stark und motiviert. Ich liebe einfach das Laufen, ich hatte ein starkes Ziel vor Augen und wusste, wofür ich das alles tue. Aber das Ende war ein Kraftakt.“
21 Kilometer vor dem Ziel traf Andreas Butz dann am 23. August schließlich auf Bruno. „Das waren tolle Momente. Auch wenn mein Körper sich dachte: ‘Oh super, jetzt hast du den Bruno erreicht, dann kannst du dich ja jetzt endlich hinlegen!’. Meine Muskeln verkrampften sich immer mehr – doch noch immer war ich mit viel Freude dabei. Der Moment, wo wir gemeinsam bei Konfettiregen durch die Ziellinie liefen, war unbeschreiblich.“
Andreas Butz: Würde es immer wieder so machen!
Insgesamt sei Andreas Butz nur wenige Etappen wirklich alleine gelaufen: „Viele Kollegen und Freunde haben sich angeschlossen. Wir wurden überall gut aufgenommen, es gab so oft ein Willkommen von den Gemeinden mit viel Anerkennung und Wertschätzung. Und natürlich das Wichtigste: Aufklärung über die Krankheit ALS“, sagt er. Besser hätte er sich seine Spendenaktion nicht malen können, weswegen er das Gleiche unter den gleichen Bedingungen nochmal machen würde – für allem für den guten Zweck. „Es hat alles super geklappt und war eine geile Zeit. Auch für Bruno war es großartig.“
Was genau ist eigentlich ALS?
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine rätselhafte und seltene Erkrankung der Nervensystems. Pro Jahr erkranken bis zu drei von 100.000 Menschen neu an der Amyotrophen Lateralsklerose. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung manifestiert sich meist erstmalig zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr.
Die genaue Ursache der Amyotrophen Lateralsklerose ist noch ungeklärt. Genetische Faktoren scheinen zwar eine Rolle zu spielen, eine familiäre Häufung gibt es jedoch nur in fünf bis zehn Prozent aller Erkrankungsfälle. Es wird zudem spekuliert, dass Kopfverletzungen die Entstehung der ALS begünstigen können.
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Das Erscheinungsbild der Amyotrophen Lateralsklerose ist äußerst vielfältig und variabel, basiert aber immer auf der Degeneration der motorischen Nervenzellen. In der Folge kommt es zu Ausfallerscheinungen der Muskulatur. Die Lokalisation der Erscheinungen ist abhängig von der Lokalisation der Nervenschädigung. So kann die Muskulatur der Arme, der Beine, des Rumpfes oder sogar der Augen betroffen sein. Sprechen ist häufig nur noch mit großer Anstrengung möglich. Die Erkrankung verläuft fortschreitend. Der Tod tritt meist durch Infektionen der Atemwege ein, da vor allem in fortgeschrittenen Stadien die Atemmuskulatur geschwächt und somit die Lungenfunktion eingeschränkt ist. Die Amyotrophe Lateralsklerose kann nicht geheilt werden. Die Behandlung dient somit ausschließlich der Linderung der Symptome und der Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.