In Spanien gibt es acht Stunden pro Monat frei

Spanien führt Menstruationsferien ein - auch in Deutschland denkbar? Juristin schätzt ein

Huge morning pain of stomach
Periodenschmerzen können viele Frauen außer Gefecht setzen.

Kopfschmerzen, Übelkeit, Unterleibskrämpfe: Während der Menstruation leiden viele Frauen an Schmerzen und Unwohlsein. Ans Arbeiten ist für viele während dieser Zeit kaum zu denken – oder man quält sich und schafft es irgendwie durch den Tag, indem man gekrümmt, mit Wärmflasche und Schmerztablette intus vor dem Schreibtisch sitzt. Viele Länder haben beschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen muss und geben gesetzlich geregelten Menstruationsurlaub.

In Spanien gibt's seit neuestem acht Stunden Menstruationsurlaub pro Monat

In Spanien können sich Betroffene laut „Deutsche Welle“ seit kurzem Menstruationsurlaub nehmen, wenn die Tage mal wieder kaum auszuhalten sind. Mitarbeiterinnen können sich über acht Stunden pro Monat freuen.

Schon 2015 forderte Dr. Gedis Grudzinskas, ein renommierter britischer Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie, Menstruationsurlaub für die betroffenen Frauen: „Manche Frauen fühlen sich wirklich schlecht während der Menstruation. Ein bis drei bezahlte freie Tage pro Monat würden den Frauen die Motivation zurückgeben und die Produktivität steigern, wenn sie am Arbeitsplatz sind“, so sein Vorschlag auf dem „Festival of Ideas“ der Cambridge Universität. Kurz darauf führte die britische Firma „Coexist“ genau das für ihre Mitarbeiterinnen ein. Die Frauen dürfen sich während der Periode ohne Probleme frei nehmen.

Hier ist der Menstruationsurlaub bereits gang und gäbe

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Mit Periodenschmerzen auf der Arbeit sitzen? In vielen asiatischen Ländern muss das nicht mehr sein.

In vielen asiatischen Ländern ist der Menstruationsurlaub schon lange gesetzlich geregelt. In Japan gibt es den Menstruationsurlaub schon seit 1947, in Indonesien stehen laut Gesetz jeder Frau zwei freie Tage im Monat zu, Taiwan führte 2002 den Menstruationsurlaub ein. In Südkorea steht jeder Frau gesetzlich ein Tag bezahlter Menstruationsurlaub pro Monat zu.

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Und obwohl der Menstruationsurlaub in Südkorea in der Diskussion stand, wurde er beibehalten: Als Ausgleich für die oft miserablen Arbeitsbedingungen von Frauen, zudem gibt es in Südkorea kein Mutterschaftsgeld oder Haushaltshilfen. Auch Japan ist bei den Arbeitsrechten von Frauen keineswegs fortschrittlich: Nur 62 Prozent aller Japanerinnen arbeiten, es mangelt an Aufstiegsmöglichkeiten und politischer Teilhabe, für gleiche Arbeit bekommen Frauen um ein Drittel weniger als Männer und ab 30 gehören sie in der Arbeitswelt bereits zum alten Eisen.

Ansonsten diskutiert Kanada darüber, in Italien gab es vereinzelt Firmen, die den Menstruationsurlaub probierten.

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"Hallo Chef, ich habe meine Tage!"

Auch wenn der Menstruationsurlaub in einigen Ländern gesetzlich verankert ist, wird er von vielen Frauen oft aus Schamgefühl nicht genutzt. Wie soll man sich das auch vorstellen? „Hallo Chef, ich habe meine Tage!“? Das müsste erstmal nachgewiesen werden. Unangenehm ist so eine Situation immer, denn immer noch geht das Thema Menstruation mit gewissen Tabus einher. Da muss es einem schon richtig schlecht gehen, um sich so einer Situation auszusetzen.

Die Arbeitgeber sind natürlich auch nicht allzu begeistert davon, freie bezahlte Tage zu gewähren: Zu teuer, so die Argumentation, und letztlich auch diskriminierend für die Frauen, die immer weniger als attraktive Arbeitnehmer gelten. Die Gewerkschaften streiten hingegen für die Rechte der Frauen, die als potentielle Mütter geschützt werden müssen. In Russland wurde ein Menstruationsurlaub damit begründet, dass Frauen während ihrer Periode nicht fähig seien, sich zu konzentrieren und stärker zu emotionalen Äußerungen tendieren würden – die Feministinnen erlitten Wutanfälle.

Lässt sich also ein Menstruationsurlaub nicht mit unserer Arbeitswelt vereinbaren? Wie weit gehen wir auf die Unterschiede von Männern und Frauen ein? Ist das überhaupt sinnvoll?

Wie wäre die Diskussion in einem Matriarchat verlaufen? In einer Welt, in der die Frauen das Sagen haben? Natürlich hätte man darauf Rücksicht genommen, dass einige Frauen – ganz ohne eigene Schuld – manchmal ein paar Tage im Monat körperlich leiden müssen. Und wer schon einmal Menstruationsbeschwerden hatte, weiß genau, dass sich diese Beschwerden auf den ganzen Organismus auswirken. Da helfen nur Tabletten, Wärmeflasche und Ruhe. Solange wir in einer Männerwelt leben und arbeiten, können wir aber wohl auf nicht allzu viel Verständnis hoffen.

Besser: Melden Sie sich krank

In Deutschland gibt es Menstruationsurlaub bisher nicht. Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ erklärte Arbeitsrechtlerin Ilka Schmitt, dass der in Deutschland gesetzliche Urlaubsanspruch im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt ist. Mehrurlaub vertraglich zu vereinbaren sei zwar durchaus möglich, doch man rate davon ab. „Alle Mitarbeiter gleich zu behandeln und auch gleich viel Urlaub zu gewähren“ sei die bessere Alternative, so Schmitt. All denjenigen, die wirklich jeden Monat von starken Periodenschmerzen geplagt werden, rät die Arbeitsrechtlerin, sich ordnungsgemäß krankzumelden.

Rechtsanwältin Nicole Mutschke sieht es genauso: „Ich glaube, das ist kein Modell für Deutschland. Aktuell würde ich sagen, die Lage ist für Arbeitnehmer in Deutschland besser. Denn man muss nicht sagen, weshalb man fehlt. Man kann auch länger als drei Tage menstruationsbedingt zuhause bleiben. Ich finde das spanische Modell gar nicht so gut.“ Denn man müsse in Spanien nachweisen, dass man menstruationsbedingt nicht arbeiten kann. In Deutschland reiche eine Krankmeldung ohne dass der Arbeitgeber die genaue Ursache kenne. Sie sehe keinen Grund, warum auch hierzulande ein Menstruationsurlaub sinnvoll sei: „In meinen Augen sind die deutschen Gesetze da völlig ausreichend und sogar noch besser, als das was in Spanien geplant ist.“