Auf Einladung Russlands?Skandal bei Energiekonzern: Geschäftsführer als Wahlbeobachter bei umstrittenen Abstimmungen in der Ukraine
Aufregung im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg! Seit vergangenen Freitag laufen in den besetzten Gebieten in der Ukraine Abstimmungen über einen Beitritt zu Russland – diese Abstimmungen stehen international in der Kritik. Der Geschäftsführer des Energieversorgers Energie Waldeck-Frankenberg (EWF), Stefan Schaller, soll als Wahlbeobachter in die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine gereist sein – auf Einladung von Russland! Der Skandal ist groß – und Schaller nun erstmal seinen Job los. Mehr im Video.
Mit sofortiger Wirkung von Aufgaben entbunden
Stefan Schaller sei mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden worden, teilte der Landkreis Waldeck-Frankenberg am Montag mit. Die Aufsichtsräte des Unternehmens und der Verbands-Energie-Werk Gesellschaft für Erneuerbare Energien sowie der EWF-Verbandsvorstand trafen die Entscheidung demnach einstimmig in einer Sondersitzung. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Energiegesellschaft Jürgen van der Horst betonte: „Das Verhalten des Geschäftsführers verstößt ganz klar gegen die Weltanschauung, die moralischen Werte und die Philosophie des Unternehmens, das Völkerrechtsverstöße und jegliche Form von Gewalt entschieden ablehnt.“
International werden die Abstimmungen als Völkerrechtsbruch kritisiert. Es handelt sich um Scheinreferenden, weil sie ohne Zustimmung der Ukraine, unter Kriegsrecht und nicht nach demokratischen Prinzipien ablaufen.

Energie-Chef nahm für Ukraine-Reise Urlaub
Die Gremien wurden nun zeitnah über eine Abberufung beraten, so der Landkreis weiter. Dies sei ein formaler Weg, der eingehalten werden müsse. Mehreren Medienberichten zufolge wurde Schaller von Russland eingeladen, um die Abstimmungen zu überwachen. Gegenüber der Hessische/Niedersächsische Allgemeine hatte Schaller seinen Einsatz als Wahlbeobachter in Saporischschja bestätigt. Sein Aufenthalt habe nichts mit seiner Funktion als Geschäftsführer des Waldeck-Frankenberger Energieversorgers zu tun. „Das ist rein privat, ich habe dafür Urlaub genommen“, betonte Schaller demnach.
Ukrainischer Botschaft fordert Schallers Rausschmiss
Auch der scheidende ukrainische Botschafter, Andrij Melnyk, forderte Konsequenzen für Schaller auf Twitter: „Ich appelliere an den Landrat von Waldeck-Frankenberg als Aufsichtsratsvorsitzender von EWF: Herr van der Horst, schmeißen Sie Stefan Schaller, der dem russischen Aggressionskrieg Beihilfe leistet, sofort raus.“ Außerdem kündigte er an, dass in der Ukraine ein Strafverfahren gegen den EWF-Geschäftsführer eingeleitet werde.
Rückkehr von Schaller wird erwartet
Laut Jürgen van der Horst gab es viele kritische Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Die Menschen würden nicht verstehen, wie ein Energie-Manager aus Deutschland in so einer Krisensituation ein solche Rolle übernimmt. Gleichzeitig würden die Menschen hohe Rechnungen wegen der gestiegenen Energiekosten bekommen. „Das verträgt sich tatsächlich nicht miteinander", so van der Horst.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland soll Stefan Schaller die Gelegenheit bekommen, sie zu erklären. Ob er selbst juristische Schritte gegen seine Freistellung einleiten wird, bleibt abzuwarten. (dpa/ora/dgö)