Colin Bonse soll sich auf Kosten der Opfer profiliert haben

Hochstapler im Erdbebengebiet? Deutscher gibt sich als Retter aus - und fiel schon im Ahrtal auf

Er gibt sich als Rettungsprofi aus, hilft angeblich den Opfern des verheerenden Erdbebens in der Türkei. Zum Beweis postet der deutsche Colin Bonse Fotos und Videos aus dem Katastrophengebiet, in dem mehr als 50.000 Menschen starben. Doch es gibt erhebliche Zweifel an seiner Geschichte: Wollte sich Bonse nur auf Kosten der türkischen Erdbebenopfer profilieren?

Colin Bonse filmt sich bei vermeintlichem Rettungseinsatz in der Türkei

Es sind Bilder, die vermeintlich einen Helden zeigen, der in Not geratenen Menschen beisteht: Colin Bonse aus Neunkirchen-Seelscheid (Nordrhein-Westfalen) filmt sich bei einem seiner Einsätze nach der Naturkatastrophe in der Türkei. "Es sind 111 vermisste Personen hier unter mir, davon mindestens vier Überlebende", spricht er in die Kamera. "Ich stehe hier komplett ausgerüstet mit allem, was ich brauche und warte darauf, dass ich hier irgendwo reinkomme." Er erzählt von "Angehörigen, die darauf warten, dass die Leichen geborgen werden".

Erdbeben in der Türkei: Ärztin zweifelt an Heldentaten des Deutschen

Die Medien werden auf den vermeintlichen Retter aufmerksam, in Nachrichtensendungen ist er ein gefragter Gesprächsgast. Zu seinen härtesten Erlebnissen befragt, sagt Colin Bonse bei ntv: "Im Grunde war jeder Einsatz sehr, sehr tragisch. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, und wir haben ihn leider Gottes sehr, sehr oft verloren."

Doch der Mann, der sich als Bergretter feiern lässt, ist womöglich ein Blender: Eine Ärztin, die mit Colin Bonse vor Ort war, zweifelt an seinen Heldentaten. Dr. Sema Akin gehört zu einem fünfköpfigen Ärzteteam, das Menschen in der Türkei ehrenamtlich geholfen hat. Dort lernte sie Bonse über Hilfsgruppen kennen und merkte schnell, dass etwas nicht stimmt.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Selbstdarsteller schon bei der Ahrtal-Katastrophe

Auch der Chef der österreichischen Bergrettung vermutet, dass Colin Bonse gar kein Bergretter ist. Zumindest keiner mit österreichischer Ausbildung, wie es seine Ausrüstung vermuten lässt. "Es kennt ihn keiner, er hat auch nirgendwo eine Ausbildung zum Bergretter gemacht", erzählt Stefan Hochstaffl. Das Logo dürfe er gar nicht verwenden.

Ein Hochstapler, der Unglücke für seine Zwecke schamlos ausnutzt? Dafür spricht einiges: Schon bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 fiel Bonse als Selbstdarsteller auf, will dort Tote geborgen haben.

Colin Bonse will für Bergretter-Tätigkeit "Belege vorlegen"

Auf RTL-Anfrage erklärt Colin Bonse: "Ich bin sehr betroffen, dass mir in den Medien derzeit vorgeworfen wird, ich sei ein 'Münchhausen der Bergretter' (…) Für diese Aufgabe qualifizierten mich meine Erfahrungen als Bergretter, die ich mir (...) in Kanada angeeignete habe (...). Wie Sie sich vorstellen können, arbeite ich aktuell intensiv daran, diese Belege vorlegen zu können."

Solange er solche Beweise nicht liefern kann, bleibt der Eindruck: Colin Bonse ist offenbar alles andere als ein selbstloser Retter. (bst)