Stern-TV berichtet über Tod von Karin Ritter (66) Selbst Freundin wollte Karin Ritter nicht im Haus haben: "Dann haben wir die Hölle auf Erden"

Karin Ritter
Karin Ritter (†66) in einer Reportage von "stern-TV".
Stern TV, RTL

Das Familienoberhaupt Karin Ritter (†66) ist tot – doch die Probleme der Söhne und mindestens einer ihrer Enkelkinder sind nicht kleiner geworden. Unsere Kollegen von „stern TV“ haben sich noch einmal mit der Familie beschäftigt, erzählen ihre Lebensgeschichte und lassen eine Freundin der Matriarchin zu Wort kommen. Die Folge können Sie hier bei RTL+ anschauen.

Ein Leben mit Armut, Gewalt, Drogen und Rechtsextremismus

Karin Ritter und ihre vier Söhne, René, Norman, Andy und Christopher – Jahrzehntelang sorgen sie im ansonsten beschaulichen Köthen (Sachsen-Anhalt) für Probleme. Kriminalität, Drogen, Alkohol – das Leben von Karin und ihren Kindern war und ist geprägt von Armut, Gewalt und Rechtsextremismus. Doch mit den kriminellen Aktivitäten ihrer Söhne wollte Mutter Karin nichts zu tun haben, verpfiff ihre Kinder mehrfach bei den Behörden.

Doch die Worte von Freundin Elvira Gottschalk lassen aufhorchen: „Von klein an sind sie auf Raubtour gegangen. Wie die Mutter es verlangt hat.“ Die Kinder hätten bei Senioren und anderen Kindern gestohlen. Es ging nicht nur um den Eigenbedarf. „Dann habe sie das verkauft. Karin hat die Anrufe bekommen, sozusagen Bestellungen, und hat sie an die Jungs weitergegeben.“ Die Kinder hätten daraufhin die „Bestellungen“ ausgeführt.

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Gottschalk lernte Karin Ritter 1980 auf der Entbindungsstation kennen. Seitdem haben sie sich immer wieder getroffen. Doch im selben Haus wohnen wie ihre Freundin? Das war für Gottschalk unvorstellbar. Sie berichtet von der erfolglosen Wohnungssuche von Karin Ritter: „Sie hatte nur Absagen bekommen. Sie wollte ja bei uns [im Haus, Anm. d. Red.] einziehen. Aber da habe ich meine Vermieterin gewarnt und gesagt: Wenn wir die drin haben, dann haben wir die Kinder mit hier. Und dann haben wir die Hölle auf Erden.“

Schon als Kinder zeigten sie Hitlergruß

Die Ritters – eine Familie, die seit 1994 Deutschland bewegt. Damals drehte „stern-tv“ zum ersten Mal mit der Frau. Die Söhne waren noch Kinder – 7, 9, 10 und 12 Jahre alt. Sie überfallen eines Tages eine Nachbarin. Mit dabei: Eine Axt und ein Feuerhaken. Aus Angst verstecken sich Nachbarin und Tochter im Kinderzimmer. Sohn Norman versucht, mit der Axt die Tür aufzubrechen. Als das erfolglos bleibt, schlagen sie das Mobiliar kurz und klein. Auch in dieser Tat sieht Gottschalk die Handschrift der Mutter: „Die hat die Kinder aufgehetzt“, erzählt sie den Reportern. Es hätte einen Streit zwischen Mutter Karin und der Nachbarin gegeben. Eines Tages hätte Ritter wohl den Kindern gesagt, sie sollten in der Wohnung alles zusammenschlagen.

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Die rechtsextreme Gesinnung ihrer Kinder stamme ebenfalls von Ritter: „Die wollten ja unbedingt Nazis werden, die Kinder“, sagt Gottschalk. Schon Aufnahmen aus den 90er-Jahren zeigen die Kinder beim Hitlergruß. Karin Ritter starb am 30. Januar 2021 an Krebs. Ausgelöst höchstwahrscheinlich durch ihren jahrelangen Zigarettenkonsum. Für ihre Söhne, alle schwer alkoholkrank und drogenabhängig, hat sich nicht viel geändert.

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Wie steht es um die Ritter-Kinder?

Der jüngste Sohn Christopher muss sich seit November 2020 zusammen mit seinem ehemaligen Schulfreund Marc Kersten wegen diverser Delikte vor dem Landgericht Dessau verantworten. Kersten und Ritter gehen getrennte Wege, seit Christopher seinem Kumpel mit einem Messer das Ohr fast abgetrennt hatte. Für die Tat wurde Ritter verurteilt, streitet jedoch bis heute jede Beteiligung ab. Er beteuert in dem „stern TV“-Spezial, dass alles ganz anders gewesen sei, sagt, es sei "eine große Lüge, was er da gemacht hat". Für ihre begangenen Straftaten müssen sich Christopher Ritter und Marc Kersten gemeinsam vor Gericht verantworten.

René ist der älteste Sohn der Familie und ebenfalls schwerer Alkoholiker. Zwischenzeitlich stand es so schlecht um ihn, dass Ärzte von maximal zwei Jahren Lebenserwartung sprachen. Ein Weckruf. Zunächst schien es, als habe er nach einem Gefängnisaufenthalt den Absprung geschafft.

Bei Norman sieht es nicht viel besser aus. Auch er trinkt, obwohl er schon vor Jahren erzählt hatte, an einer Leberzirrhose erkrankt zu sein. 2019 wurde er wegen eines Raubüberfalls auf einen Obdachlosen, den er zusammen mit Christopher und Karins Enkelin Jasmin begangen hatte, zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt. Sie hatten den Mann gemeinschaftlich verprügelt und bestohlen. Beute: Eine Flasche Wodka, Zigaretten und etwas Wurst. Derzeit sitzt er wieder im Gefängnis, es ist unklar, wann er freikommt.

Andy trifft das Kamerateam in einer völlig zugemüllten Wohnung an. Seit seinem 14. Lebensjahr hat er ein Drogenproblem, genau wie seine Freundin Annett. Gerade hat sein Vermieter ihm gekündigt, wenn er keine neue Wohnung findet, muss er zurück ins Obdachlosenheim.

Jasmin Ritter ist die Tochter von Karins ältester Tochter. Sie war den Drogen verfallen, konsumierte vor allem Crystal Meth. Wegen des Überfalls auf den Obdachlosen – damals war sie 19 Jahre alt – und anderer Straftaten saß sie laut eigenen Angaben 15 Monate und sieben Tage im Gefängnis. Die Zeit dort scheint sie geläutert zu haben. Noch aus der Haft hatte sie „stern TV“ Briefe geschrieben, beteuert, nie wieder zu ihrer Familie nach Köthen zurückkehren zu wollen. Wieder auf freiem Fuß sagte sie im Dezember 2020: "Ich nehme keine Drogen mehr. Mein Verhalten hat sich gebessert, ich raste nicht mehr so schnell aus." Inzwischen ist sie tatsächlich in ein anderes Bundesland gezogen und soll ihr erstes Kind erwarten.

Deutschland 30 Jahre im Bann der Familie

Karin Ritters Verhalten, ihre Familie, sie zog die Menschen in Deutschland fast 30 Jahren in ihren Bann. Karins Geschichte mag zu Ende sein – die tragische Geschichte ihrer Kinder nicht. Es wäre ihnen zu wünschen, dass sie aus dem Elend einen Ausweg finden. Doch ob das realistisch ist, ist fraglich. (eon/cwa)