Kinder können immer schlechter sprechen
Politikerin fordert Handyverbot an Grundschulen

In der Schulpause mal ein bisschen am Smartphone daddeln, ein paar Fotos für die sozialen Medien schießen – das soll in Zukunft in Grundschulen nicht mehr möglich sein, zumindest wenn es nach Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) geht.
Entwicklungsstörungen bei immer mehr Grundschulkindern

Rund 13 Prozent der sechs- bis 12-Jährigen in Schleswig-Holstein und Hamburg haben laut einer Studie der Barmer Krankenkasse eine Sprachentwicklungsstörung. Vor 27 Jahren waren es knapp über neun Prozent. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) geht davon aus, dass auch der Medienkonsum an dieser Entwicklung Schuld ist. Deshalb fordert sie, dass Smartphones für Kinder bis zehn Jahren in der Schule verboten werden sollten: „Ich erhoffe mir dadurch, dass Kinder dadurch wieder mehr Raum haben direkt miteinander zu kommunizieren, zu spielen, zu sprechen“, so Karin Prien am Dienstag auf Anfrage von RTL.
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Jugendärzte in Sorge
Es gehe nicht darum, dass die Kinder ihre Handys komplett zu Hause lassen müssten, sondern darum, dass sie zum Beispiel in der Pause nicht mehr mit dem Smartphone, sondern mit den anderen Gleichaltrigen beschäftigt sein sollten.
Aber wird ein Handyverbot an Kitas und Schulen helfen, die Entwicklung unserer Kinder zu fördern? „Das ist etwas, dass uns zunehmend Sorge macht (…), dass Kinder schlecht sprechen, spät sprechen, wenig sprechen“, erklärt Dr. Ralf van Heek, Verband der Kinder- und Jugendärzte im Interview mit RTL. Das habe etwas mit der Nutzung von Medien zu tun. „Auch durch die Eltern. Das macht dann bis in die Schule hinein große Probleme."
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GEW: Verbot löst nicht das Problem
An vielen Schulen in Schleswig-Holstein und auch bundesweit gilt jetzt schon, dass zumindest im Unterricht Handys ausgeschaltet sein müssen. Die Lehrer Gewerkschaft (GEW) ist auch der Auffassung, das Smartphones nicht in Kitas und Grundschulen gehören, allerdings bezweifeln sie die ausreichende Wirkung eines Verbots. „Es ist auch nicht die Schule allein, die gefordert ist“, meint Astrid Henke, GEW-Vorsitzende auf Anfrage von RTL. Da hänge eine ganze Gesellschaft dran.
Karin Prien ist sich dennoch sicher, dass ein Handyverbot viele Vorteile hätte: „Ich hoffe, dass die Kinder in der Schule einen geschützten Raum finden, indem sie auch vor ständiger Selbstoptimierung, vor Mobbing in Chatgruppen besser geschützt werden. Und das hätte dann auch Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit der Kinder, auf die kognitiven Fähigkeiten und im besten Fall wäre es auch super, wenn sich die Kinder dadurch mehr bewegen würden.“
Und wenn wir mal ehrlich sind: Einige der schönsten Erinnerungen an die Grundschulzeit waren doch schließlich die vielen gemeinsamen Spiele auf dem Pausenhof...