Im Kreis Euskirchen beginnt das große AufräumenRTL-Reporterin im gefluteten Weilerswist: "Es wird angepackt, wo man nur kann"

In vielen Landkreisen ist die Hochwasser-Lage auch am Samstag noch angespannt. Gute Nachrichten kommen dagegen von RTL-Reporterin Patricia Dreesbach. Sie hat mit ihrer Familie in Weilerswist (Nordrhein-Westfalen) die Katastrophe hautnah miterlebt. „Es geht hier wieder voran“, schreibt sie in einer Nachricht an die RTL-Redaktion am Samstagmorgen. Ihr Haus ist zum Glück verschont geblieben, doch bei vielen anderen stand das Wasser. Jetzt fließt es langsam ab und auch der Druck auf den Staudamm der Steinbachtalsperre ganz in der Nähe, sinkt.
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Strom in Weilerswist kam im Laufe des Freitags zurück
Wie die Reporterin berichtet, würde den Menschen in Weilerswist jetzt so langsam klar, was alles passiert sei. „Wir haben seit gestern in Teilen wieder Strom und konnten im Fernsehen zum ersten Mal das Ausmaß des Hochwassers sehen, vor allem, wie das Wasser bei unseren Nachbarn in Erftstadt zugeschlagen hat“, schreibt sie. Tagelang war der Ort fast wie von der Außenwelt abgeschnitten – ohne Elektrizität und ohne Handy-Empfang.
Langsam bessert sich die Hochwasserlage im Landkreis Euskirchen. „Kaum noch vorzustellen, dass hier am Mittwoch und Donnerstag noch Boote zwischen den Häusern fuhren“, meint Patricia Dreesbach. „Die Erft und Swist sind noch richtig breite, reißende Flüsse, aber haben sich aus den Wohngebieten zurückgezogen.“
Aufräumen in Weilerswist: "Die Hilfsbereitschaft aller ist einfach nur überwältigend“
Jetzt heißt es vor allem aufräumen. Wo das Wasser sich zurück zieht, offenbart sich die Zerstörung. „Übrig geblieben ist jetzt jede Menge Chaos, Schlamm und teilweise Sachen, die aus Kellern oder Erdgeschossen gespült wurden“, berichtet die Reporterin in Weilerswist. Alle seien froh, dass auch das Handynetz wieder funktioniere. So könnten sich die Nachbarn über Facebook oder in Whatsapp-Gruppen organisieren, um sich gegenseitig auszuhelfen. Am Freitag musste die Reporterin noch mit dem Rad aus dem Ort herausfahren, um überhaupt Nachrichten verschicken zu können.
„Es wird überall geholfen, wo es benötigt wird, Kleider und andere Sachen werden gesammelt zum Spenden. Viele erkundigen sich auch, ob man sicher sei. Auch Bekannte und Kollegen aus der Ferne fragen, ob sie irgendwas tun können“, erzählt Patricia Dreesbach. „Einige von uns kennen sich gar nicht, völlig egal, es wird angepackt, wo man nur kann“, schreibt sie. „Die Hilfsbereitschaft aller ist einfach nur überwältigend.“

Verstopfter Ablauf an der Steinbachtalsperre ist wieder frei
Die Menschen in Weilerswist würden nun vor allem hoffen, dass das Schlimmste überstanden ist. „Die Steinbachtalsperre hat bisher gehalten und uns zum Glück kein zusätzliches Wasser beschert“, schreibt die Reporterin erleichtert. Der Stausee war nach den Unwettern bis zum Brechen voll. Der Damm bekam schon Risse.
Nun scheint sich die Situation zu entspannen. Am Freitag teilte die Bezirksregierung Köln mit, dass der verstopfte Grundablass der Talsperre freigelegt worden sei. Über diese Öffnung könne Wasser kontrolliert abgelassen werden, um den Druck auf dem Bauwerk zu senken. Der Kreis Euskirchen rechnet damit, dass die Menschen am Sonntag in die evakuierten Ortschaften Swisttal und Rheinbach zurückkehren können. Voraussetzung sei, dass die Wetterlage so bleibt, wie sie gerade ist.

Erste Geschäfte in Weilerswist haben wieder offen
„Wir hoffen, dass es nun so bleibt und hier gemeinsam das Chaos beseitigt werden kann“, schreibt Patricia Dreesbach. Sie berichtet auch, dass sogar die ersten Geschäfte wieder aufgemacht hätten. Die Auswahl dort sei zwar nicht groß und gekühlte Lebensmittel gebe es kaum, aber immerhin könne man überhaupt wieder einkaufen. „Wir sind nur dankbar, dass Stück für Stück die Normalität wieder zurückkehrt“, so die Reporterin. (jgr)