Rassistischer Vorfall im Central Park

Frau ruft die Polizei, weil ein Afroamerikaner sie bittet, ihren Hund anzuleinen

Rassistischer Vorfall im Central Park Frau will Polizei rufen - aber niemand droht ihr
00:54 min
Frau will Polizei rufen - aber niemand droht ihr
Rassistischer Vorfall im Central Park

30 weitere Videos

Krasser Fall von Alltagsrassismus in den USA

Mitten in der Corona-Krise werden die USA von einem rassistischen Mord an einem Schwarzen erschüttert: Ein Polizist in Minnesota drückt einem Mann minutenlang sein Knie auf die Kehle, während er um sein Leben fleht – bis dieser schließlich erstickt. Fast zeitgleich macht ein Video aus New York die Runde, das zwar keine körperliche Gewalt, aber einen krassen Fall von Alltagsrassismus zeigt. Eine Frau ruft die Cops, weil ein Schwarzer ihr sagt, dass sie ihren Hund anleinen soll. Der Clip macht besonders deutlich, wie eine weiße Frau ihre Machtstellung gegenüber einem schwarzen Mann gegenüber der Polizei ausnutzt. In den USA tobt deshalb eine Diskussion über rassistisch motivierte Notrufe. Die Szenen aus dem Central Park zeigen wir im Video.

Christian Cooper bat die Frau, ihren Hund anzuleinen - sie spricht von Bedrohung

„Ich werde die Cops rufen und ich werde ihnen sagen, dass ein afroamerikanischer Mann mein Leben bedroht“ – Amy Cooper steht mit ihrem Hund im New Yorker Central Park, als ihr diese Worte über die Lippen kommen. Gerichtet sind sie an Christian Cooper (der gleiche Name ist Zufall), einem Afroamerikaner, der ihr im Park gegenübersteht. Bedroht hat er die jedoch Frau nicht, sondern lediglich gebeten, ihren Hund an die Leine zu nehmen – so wie es Vorschrift in diesem Teil des Parks ist.

Die Frau bekommt schließlich jemanden ans Telefon und behauptet erneut, dass ein afroamerikanischer Mann sie im Park sie und ihren Hund bedrohe – am Ende schreit sie fast. Das Wort „afroamerikanisch“ betont sie sehr deutlich.

Der Mann war zum Vogelbeobachten im Central Park

Er sei zum Vogelbeobachten in diesem Teil des Parks gewesen, erzählt Christian Cooper im Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNN. Cooper ist Mitglied in einem Verein von Ornithologen und Vogelliebhabern. In „The Ramble“, wie der Abschnitt des Parks mit besonders dichten Bäumen heißt, gibt es viele Vögel zu sehen. Die Frau sei dort mit ihrem Hund Gassi gegangen – ohne Leine. Das verstößt gegen die Regeln des Parks an dieser Stelle. Christian Cooper habe sie darauf hingewiesen, ihren Hund doch anzuleinen. Das habe die Frau nicht gewollt – also sagte Cooper laut CNN zu ihr: „Wenn Sie machen was Sie wollen, mache ich das auch, aber das wird Ihnen nicht gefallen.“

Daraufhin habe die Frau ihr Handy gezückt – an dieser Stelle startet auch der Clip, der gerade viral geht. Er endet mit einem „Danke“ von Christian Cooper – die Frau hatte ihren Hund zwischendurch endlich angeleint.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Arbeitgeber wirft Frau wegen Rassismus raus

Christian Cooper hat den Vorfall selbst gefilmt und das Video auf Facebook hochgeladen – Millionen von Menschen haben es sich mittlerweile angesehen, in den USA schlägt der Clip hohe Wellen. Das Video zeige "Rassismus, ganz einfach", kommentierte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio. "Sie hat die Polizei angerufen, weil er ein schwarzer Mann war. Auch wenn sie diejenige war, die die Regeln verletzt hat. Sie hat entschieden, dass er ein Krimineller sei, und wir wissen warum. Diese Art von Hass hat in unserer Stadt keinen Platz."

Amy Cooper wurde wegen des Videos von ihrem Arbeitgeber gefeuert. „Wir tolerieren keine Art von Rassismus“, heißt es in einem Statement ihres Arbeitgebers, einer Investment-Firma.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen relevanten Inhalt der externen Plattformtwitter, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt einfach mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder ausblenden. Weitere Einstellungenkönnen Sie imPrivacy Centervornehmen.

Mehrere Fälle zeigen: Der Vorfall hätte auch ganz anders enden können

Als die Polizei kurz nach dem Vorfall eintrifft, sind sowohl Amy als auch Christian Cooper bereits verschwunden – und das ist vielleicht das große Glück des Afroamerikaners. Es ist nicht das erste Mal, dass weiße Amerikaner die Polizei rufen, weil sie Schwarze an für sie unpassend erscheinenden Orten sehen oder weil sie sie schlicht aufgrund ihrer Hautfarbe als Bedrohung wahrnehmen. Nicht nur einmal ging ein solcher Vorfall für Schwarze Menschen tödlich aus. Wer das Video aus dem Central Park sieht, weiß, dass es schnell auch hätte enden können wie in Minneapolis oder in Brunswick, Ferguson, Sacramento...