Rapunzel-SyndromÄrzte entdecken riesigen Haarballen im Magen einer 17-Jährigen

Weibliche Hand hält einen großen dunklen Haarballen
Eine junge Britin (17) aß so viele ihrer eigenen Haare, dass sie notoperiert werden musste (Symbolbild)
iStockphoto

Als eine 17-Jährige aus Nottingham in Großbritannien ins Krankenhaus kommt, weil sie regelmäßig ohnmächtig wird, entdecken Ärzte einen sogenannten Trichobezoar im Magen der jungen Frau - einen riesigen Haarballen. Das Mädchen hatte so viele seiner eigenen Haare gegessen, dass es einen Magendurchbruch erlitt.

17-Jährige wird sofort notoperiert

Riesiger Haarballen: Mageninhalt einer 17-Jährigen mit Rapunzel-Syndrom
Die 17-jährige Britin hatte so viele ihrer eigenen Haare gegessen, dass sie in ihrem Magen einen riesigen Klumpen bildeten
BMJ Case Reports 2021

Die Ärzte der Universitätsklinik Queen's Medical Centre in Nottingham beschreiben den schockierenden Fall in einem Artikel im Fachjournal „BMJ Case Reports“. Nachdem die junge Frau in der Notaufnahme vorstellig wurde, zeigt sich schnell, dass sich eine harte Masse in ihrem Magen befindet. Eine Computertomographie schafft schnell Klarheit: Der gesamte Magen der 17-Jährigen wird durch ein riesiges Haarbüschel verstopft. Weil der Magen bereits geplatzt ist und sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle ansammelt, wird die junge Frau sofort notoperiert. Sie hat Glück: Die OP verläuft erfolgreich und der Trichobezoar kann vollständig entfernt werden.

„Auch wenn so etwas nicht häufig vorkommt, sollten Bezoare in unsere Differenzialdiagnose aufgenommen werden,“ fordern die britischen Ärzte in „BMJ Case Reports“, „denn sie können in verschiedenen Größen und Gewichten auftreten.“ Der Fall zeige, so die Mediziner, wie hoch das Risiko eines Magendurchbruchs durch einen großen Haarballen sein könne.

Die Gefahren des Rapunzel-Syndroms

Beim Rapunzel-Syndrom, in der Fachsprache auch Trichophagie genannt, reißen sich die Betroffenen Haare aus, kauen und verschlucken sie. Haare können im menschlichen Körper jedoch nicht verdaut werden. Sammeln sie sich als Ballen im Magen, können Darmverschluss oder ein Darmdurchbruch im schlimmsten Fall die Folgen sein. Machen sich Symptome des zwanghaften Ausreißens und Schluckens von Haaren in Form von Schmerzen oder Gewichtsverlust bemerkbar, können sie früh genug behandelt und operiert werden. Die Zwangsstörung tritt sehr selten auf, kann aber tödlich enden. 2017 verstarb die englische Schülerin Jasmine Beever an den Folgen des sogenannten Rapunzel-Syndroms.

Bei vielen Betroffenen beginnt die Störung in der Pubertät, kann aber auch schon im frühen Kindesalter eintreten. Stress und auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit können die Krankheit auslösen. Das Syndrom kommt häufig in Kombination mit anderen Störungen vor. Eine Verhaltenstheraphie kann Betroffenen helfen.

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