Angriff nur 25 km von Polen

Putins Krieg rückt an die Nato-Grenze

Dieses Bild zeigt das zerstörte Militärgelände von Yavoriv, nachdem es von rund 30 russischen Raketen angegriffen wurde.
Dieses Bild zeigt das zerstörte Militärgelände von Yavoriv, nachdem es von rund 30 russischen Raketen angegriffen wurde.
Nexta

Das russische Militär hat Luftschläge auf den äußersten Westen der Ukraine gestartet. Ziel war eine Militärbasis in Yavoriv. 35 Menschen starben. Die Einrichtung liegt nur rund 25 Kilometer von Polen – und damit Nato-Gebiet - entfernt. Es ist der westlichste Schlag Russlands seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine. Auf der Basis sollen auch Ausbilder aus dem Ausland gearbeitet haben.
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Rund 30 Raketen auf Yavoriv abgefeuert

Putin greift jetzt auch den Westen der Ukraine an. Erstmals ist das Gebiet um Lwiw Ziel russischer Luftangriffe geworden. Im „Zentrum für Internationale Friedenssicherung und Sicherheit“ in Yavoriv, rund 50 Kilometer nordwestlich von Lwiw, schlugen mindestens acht Raketen ein, ein russisches Flugzeug soll zuvor rund 30 Raketen abgefeuert haben. Die Mehrzahl soll durch Raketenabwehrsysteme zerstört worden sein. Das berichten die Nachrichtenagenturen Reuters und Deutsche Presse-Agentur.

Dort befindet sich eine 360 Quadratkilometer große Militäreinrichtung der Ukraine. Die meisten gemeinsamen Übungen mit der Nato wurden in Yavoriv abgehalten. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Lwiw sind bei dem Angriff 35 Menschen getötet worden, das berichtet die britische „BBC“. 134 weitere seien laut Regionalregierung von Lwiw verletzt worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow meldete, dass auch ausländische Militärausbilder auf der Basis gearbeitet hätten. Unklar sei aber, ob sie zum Zeitpunkt des Angriffs vor Ort waren.

Nato-Territorium nur wenige Kilometer entfernt

Sicherheitsexperte Dr. Joachim Weber ist Experte für Sicherheitspolitik und geopolitische Strategieberatung am Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel.
Sicherheitsexperte Dr. Joachim Weber ist Experte für Sicherheitspolitik und geopolitische Strategieberatung am Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel.
RTL

Der Westen dürfte mit Sorge auf diesen Luftangriff blicken. Die polnische Grenze ist nur rund 25 Kilometer von Yavoriv entfernt, Polen ist Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisse Nato. Sollte einer der 30 Nato-Staaten angegriffen werden, käme es zum „Bündnisfall“. In diesem Fall würden alle Mitglieder militärisch eingreifen.

Doch das weiß auch Russland. Eine Ausweitung des Krieges auf Nato-Gebiet kann Wladimir Putin auf keinen Fall wollen, zumal der Vormarsch in der Ukraine schon alles andere als reibungslos verläuft. „Wie sollte man da eine Großoffensive noch weiter nach Westen tragen, wenn ab der Überschreitung einer Nato-Grenze ein massiver Militäreinsatz der Allianz beginnen würde?“, schätzt Sicherheitsexperte Joachim Weber gegenüber RTL ein.

Neben Yavoriv griff Russland eine weitere Stadt in der West-Ukraine an: Iwano-Frankiwsk, rund 100 Kilometer südlich von Lwiw. Der Flughafen sei angegriffen worden, schrieb Ruslan Marzinkiw, der Bürgermeister der Stadt, auf Facebook. (jek/dpa/Reuters)