Tratscht euch gesund!Psychologe erklärt: Darum sollten wir öfter lästern

„Hast du schon gehört …“
Hand aufs Herz! Ob auf der Arbeit, mit den Freunden oder dem Partner – gelästert hat jeder von uns schon mal. Oft plagt uns im Nachhinein das schlechte Gewissen. Dabei ist Lästern sogar gesund und besser als sein Ruf, so das Ergebnis neuer Studien.
Leben, Liebe, Lifestyle - auf RTL.de findest du alles, was deinen Alltag leichter, besser und schöner macht. Mach uns zu deiner Startseite, um mehr als andere zu wissen!
Lästern kann auch positiv sein
Lästern, tratschen, klatschen – das Reden über eine nicht anwesende Person hat viele Namen. Und gegeben hat es das auch schon immer. Im Mittelalter trafen sich Frauen an einem Fluss zum Wäschewaschen und nutzen die Zeit, um über ihre Männer zu reden. Die nasse Wäsche wurde dabei auf einen Stein geschlagen. Durch dieses Klatsch-Geräusch wurde die Redensart „über jemanden klatschen“ geprägt.
Das ist übrigens nicht immer negativ. Laut dem Oxford Handbook of Gossip and Reputation bedeutet Lästern schlicht, „dass Menschen Informationen über eine nicht anwesende Person austauschen und diese bewerten. Die Bewertung kann sowohl positiv als auch negativ ausfallen.“
Im Video: Überraschende Studie - Alkohol kann unser Herz schützen
Studie besagt: Wir lernen durch Lästern
Nach der Evolutionstheorie wurde Klatsch und Tratsch entwickelt, damit es sich innerhalb einer Gruppe besser jagen, sammeln und leben lässt. Das zeigt auch eine im Fachmagazin Current Biology publizierte Studie: Tratsch kann helfen, durch die Erfahrungen anderer Menschen etwas über die Welt zu lernen.
Lese-Tipp: Lästern auf WhatsApp über euren Chef? Dann solltet ihr vorsichtig sein!
Außerdem könne es zum Reflektieren des eigenen Verhaltens anregen und dadurch auch bewirken, dass man seine eigenen Marotten verändert.
Indem man seinen Frust und Kummer teilt, erfährt man zudem, wie das Umfeld die eigene Situation empfindet. So kann man sich vergewissern, ob die Mitmenschen das Problem auf dieselbe Weise wahrnehmen wie man selbst. Dadurch lassen sich die eigenen Gefühle besser einordnen.
Stärkung für das Immunsystem
Aus psychologischer Sicht ist Lästern auch eine Art Ventil. Wenn wir alles in uns hineinfressen, steigt der Druck in unserem Inneren. „Das schädigt letztlich auch unser Immunsystem und auch unsere psychische Gesundheit. Wir brauchen die Möglichkeit, auch über andere Menschen einmal schlecht zu denken und zu sprechen“, sagt Psychologe Dr. Dirk Baumeier.
Lästern schweist zusammen
Tratschen vertieft die Zugehörigkeit zu unseren sozialen Gruppen und schenkt uns Wohlbefinden, ergänzt Dr. Dirk Baumeier: „Mit denjenigen, mit denen ich über Abwesende lästere, mit denen vertiefe ich meine Beziehung. Dadurch werden Hormone ausgeschüttet, die unsere Bindungen zu anderen Menschen, zu den Lästernden vertiefen.“
Der Psychologe rät gerade Paaren und Familien zu lästern: „Denn dadurch findet man einen gemeinsamen Nenner und man schafft durchaus auch so etwas wie gemeinsame Erlebnisse durch das Lästern.“
Was ist noch lästern und wo fängt Mobbing an?
Ganz wichtig: Tratschen darf nicht in Mobbing oder Ausgrenzung von Mitmenschen ausarten. Es gibt durchaus eine scharfe Trennlinie zwischen Lästern und Mobbing und die besteht im Leidensdruck derjenigen, über die gelästert wird, sagt Dr. Dirk Baumeier. „Wenn also in Anwesenheit Dritter über sie hergezogen wird, dann wird derjenige, der schlecht behandelt wird, einen inneren Leidensdruck entwickeln. Das ist dann eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.“
Darauf sollte man achten:
Jeder nervt mal. Sobald sich die Lästereien jedoch über einen längeren Zeitraum auf eine Person beschränken, sollten die Alarmglocken schrillen.
Es macht einen Unterschied, worüber getratscht wird: Sind es keine Fakten, sondern nur Hörensagen, kann das sehr verletzend sein.
Niemanden sollte bewusst ausgeschlossen werden.
Lese-Tipp: Alles zum Thema Mobbing
So reagiere ich richtig, wenn jemand über mich lästert
Was tun, wenn jemand hinter meinem Rücken über mich spricht? Hier heißt es aktiv werden und aus der Opferrolle heraustreten. Am besten die Person gezielt ansprechen und fragen, was an den Vorwürfen dran ist. Das hilft, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken. Also das Vertrauen in die eigene Person, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus. (cgo)