Details zu Vergewaltigungen in Freiburg
Staatsanwalt: 11 Täter hatten „ungeschützten oralen und vaginalen" Sex mit Franziska W. (18)
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Die 18-Jährige wurde nach einem Diskobesuch mehrfach vergewaltigt
Deutschlandweit machte das Verbrechen Schlagzeilen: Eine Gruppe junger Männer soll die 18-jährige Franziska W. nach dem Besuch in einer Diskothek im Oktober letzten Jahres vergewaltigt haben. Das Opfer war einen Tag später zur Polizei gegangen - elf Männer zwischen 18 und 30 Jahren sitzen seitdem in Untersuchungshaft. In Freiburg hat nun der Prozess begonnen. Die Frau ist Nebenklägerin und erschien am Mittwoch nicht persönlich.
Einer der Angeklagten randalierte im Gerichtssaal
Mit Aktenordnern vor den Gesichtern betraten die elf Angeklagten am Mittwoch die Jugendkammer des Freiburger Landgerichts. Die jungen Männer sind zwischen 18 und 30 Jahre alt, sie kommen aus Syrien, Algerien, dem Irak und Deutschland. Die Anklage wirft ihnen Vergewaltigung und unterlassene Hilfeleistung vor. Einer der Angeklagten schreit in seiner Muttersprache, als er von Beamten hereingeführt wird. Die Lage wirkt angespannt, es gelten höchste Sicherheitsvorkehrungen.
Kurz vor dem Beginn des Prozesses, der mit fast eineinhalbstündiger Verspätung begann, hatte der Anwalt des Hauptangeklagten Majid H. (22) bereits eine Erklärung seines Mandanten angekündigt. Der 22-Jährige sei nicht im Sinne der Anklage schuldig. Zudem sei die Vorverurteilung im Vorfeld des Prozesses erheblich gewesen, sagte Anwalt Jörg Ritzel. Justizangaben zufolge gilt er als Intensivtäter.
Staatsanwalt: Täter hatten ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Franziska W.
Nach Angaben der Anklage war der jungen Frau in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 2018 in einer Disco eine Ecstasy-Tablette angeboten worden, vermutlich von einem der Täter. Über Tattoos wären sie damals auf der Tanzfläche ins Gespräch gekommen. Anschließend sei ihr eine unbekannte Substanz - offenbar K.o.-Tropfen - ins Getränk gemischt worden.
Als sie gemeinsam mit dem Hauptangeklagten Majid H. die Disco verließ, soll er sie in ein Gebüsch gezerrt, ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie vergewaltigt haben, so Staatsanwalt Rainer Schmid zum Prozessauftakt. Dann soll der 22-Jährige zurück in die Disko gegangen und die anderen Männer zu sexuellen Handlungen an ihr motiviert haben. Draußen liege eine Frau, "die man ficken könne", soll H. gesagt haben.
Teilweise hätten sich die Täter zeitgleich und ungeschützt an der jungen Frau vergangen, so der Staatsanwalt. Sie sei auch oral missbraucht worden. Mit ihren Fingernägeln und einem Stock versuchte sie sich gegen die Angreifer zu wehren - vergeblich. Sie habe keine Chance gehabt, so Schmid. Die Taten erstreckten sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Stunden. Als der letzte der Männer von ihr abließ, ließ er sie hilflos im Gebüsch zurück.
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Täter sehen sich als Opfer
Nach Verlesung der Anklage melden sich zwei Verteidiger zu Wort und äußern Zweifel an einem fairen, rechtsstaatlichen Verfahren. Berichte in der „Sensationspresse“ hätten dazu geführt, dass Mandanten und Verteidiger „massiv bedroht“ würden, sagte ein Verteidiger. Der andere verlas eine Erklärung seines Mandanten. Demnach sieht sich einer der elf Männer als Helfer und nicht als Täter. Er habe dem Mädchen nach dem Vorfall aus dem Gebüsch geholfen. Sie habe danach mit einer Freundin sogar bei ihm übernachtet, so der Jurist. Es sei nun zu klären, wie willenlos die Geschädigte tatsächlich gewesen sei.
Urteil wird nicht vor Dezember erwartet
Nach einem weiteren mutmaßlichen Täter sucht die Polizei Freiburg bis heute mit einem Phantombild. Ein Urteil in dem Prozess wird nicht vor Dezember erwartet.
dpa/mo