Entscheidung gefallen

Prozess um Jérôme Boateng: Gericht befindet ihn der Körperverletzung schuldig

Boateng muss 1,8 Millionen Euro Strafe zahlen Ex-Nationalspieler verurteilt
01:31 min
Ex-Nationalspieler verurteilt
Boateng muss 1,8 Millionen Euro Strafe zahlen

Ex-Bayernstar wurde vor Gericht zu 1,8 Millionen Euro Strafe verurteilt

Der frühere Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng (33) ist wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin verurteilt worden. Das Amtsgericht München verhängte eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also 1,8 Millionen Euro. Es ist der höchstmögliche Tagessatz. Boateng muss zudem die Verfahrenskosten tragen.

Im Video erfahren Sie alle Hintergründe und was die Anwältin des Opfers zum Urteilsspruch sagt.

Jérôme Boateng steht am Donnerstag, 9. September, vor Gericht. Links neben ihm: Sein Anwalt
Jérôme Boateng am Donnerstag, 9. September, vor Gericht. Links neben ihm: sein Anwalt
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Das forderte die Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren gefordert - und eine Geldauflage von 1,5 Millionen Euro. Sie warf ihm vor, seine Ex im Juli 2018 bei einem Urlaub auf den Turks- und Caicosinseln in der Karibik attackiert zu haben. Laut Anklage soll er sie geschlagen, geboxt, ihr in den Kopf gebissen, sie auf den Boden geschleudert und dabei heftig beleidigt haben. Die Vorwürfe lauteten auf Beleidigung und Körperverletzung.

Das Gericht ging allerdings in seinem Urteil nur von „einem Faustschlag“ ins Gesicht aus. Boateng hat die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, er habe seine Ex-Freundin nie geschlagen. Sein Verteidiger beantragte Freispruch.

So lief die Aussage seiner Ex vor Gericht ab

„Mit dem Daumen hat er mein Auge so gegriffen“, sagte Boatengs Ex-Freundin vor Gericht. „Er hat an meinen Haaren gerissen, mir dann in den Kopf gebissen“. Angespuckt habe er sie. Auf die Knie sei sie dann gefallen, bevor er ihr so stark „in die Niere geboxt“ habe, dass sie keine Luft mehr bekommen habe. Außerdem soll er nach Angaben von Staatsanwältin Stefanie Eckert „in voller Wucht“ eine Glaslaterne und eine Kühltasche auf sie geworfen haben.

Um Treue sei es in dem Streit gegangen, um andere, frühere Partnerinnen und Partner. „Eifersuchtsfilm“, sagte die Lebensgefährtin irgendwann in ihrer Aussage. Ihre und auch die Aussage von Boateng strotzten vor Kraftausdrücken, die gefallen sein sollen an jenem 19. Juli im Urlaubsparadies. Zwischen Wutausbrüchen sei Boateng in seinem Bungalow hin und her gelaufen, sagte sie - „wie ein Tiger“.

Die Anklageschrift des Amtgerichts München.
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Er bestritt in seiner Anhörung die Vorwürfe

Boateng schilderte den Vorfall vor Gericht anders: Seine ehemalige Lebensgefährtin sei aggressiv und beleidigend geworden, habe ihn in einem Streit an der Lippe verletzt und auf ihn eingeschlagen. Als er sie dann von sich habe wegschieben wollen, sei sie gestürzt. Er habe auch keine Laterne auf sie geworfen, sondern ein Kissen gegen einen Tisch - und dabei sei die Laterne zu Boden gefallen.

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Boateng: „War 'ne gute Stimmung“

Der Urlaub sei bis dahin sehr schön und friedlich verlaufen. „War 'ne gute Stimmung“, sagte er - bis es abends beim Kartenspielen zu einem Streit gekommen sei.

Nachdem sie und eine Freundin von ihr ihm dann vorgeworfen hätten, beim Kartenspielen gemogelt zu haben, sei die Stimmung eskaliert. Sie hätten dann - wie oft zuvor - um die Frage gestritten, wie sie ihr Leben organisieren sollen. Boateng habe in dem Sommer vom FC Bayern nach Paris wechseln wollen. Außerdem sei es um Treue gegangen und andere Partner.

Am nächsten Tag aber hätten die beiden sich schon wieder vertragen. Sie sei „bester Laune“ gewesen.

Vor Gericht trat der Fußballer zwar ruhig auf, doch in ihm schien es anders auszusehen: Als er aussagte, redete Boateng schnell. Die Staatsanwältin bat ihn immer wieder, langsamer zu sprechen.

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Jérôme Boateng kam mit seinem Anwalt Kai Walden im Gerichtssaal an. Er trug ein weißes Hemd und einen dunkelblauen Anzug. Er kam in einem schwarzen Van in Begleitung von vier Bodyguards. „Auf mich wirkte er unglaublich ruhig und gelassen“, berichtete RTL-Reporter Carsten Maier vor Ort. Der sah ihn um 10.57 Uhr beim Einfahren vors Gericht.

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Wegen Körperverletzung angeklagt
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Shitstorm bei Instagram

Innenverteidiger Boateng war jahrelang eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Fußballnationalmannschaft. Er spielte seit 2011 für den FC Bayern und arbeitet inzwischen bei Olympique Lyon. Kurz vor seinem 33. Geburtstag unterschrieb er bei dem französischen Erstligisten einen Zweijahresvertrag bis Sommer 2023.

Der Verein bekommt seit der Vorstellung des früheren Nationalspielers auf Instagram zahlreiche Nachrichten unter Hashtags wie #boykottboateng und #boatengnoidol (Boateng kein Idol). (DPA, abl, rla, nos)