Eins fällt sofort auf: Jerome Boateng trägt die Hände heute nicht in der Hosentasche. Nicht so wie beim vergangenen Prozesstag. Möglicherweise hat ihm dieser Mann dazu geraten. Sein sogenannter Krisenmanager. Aber was genau ist seine Aufgabe für Boateng in diesem Verfahren tun?
Thomas Knipp: Mein Name ist Thomas Knipp. Ich mache die Kommunikationsarbeit rund um das Verfahren hier für Herrn Boateng , auch für die Verteidigung. Und ich bin Kommunikationsberater.
So wie schon beim Rammstein Prozess. Jetzt berät er also den Fußballstar Jerome Boateng. Üblich in der Branche. Für viele Außenstehende aber neu. Soll er jetzt etwa retten, was es noch an Boatengs Image zu retten gibt?
Thomas Knipp: Ich glaube, von Image oder ich würde von Reputation sprechen. Das ist im Augenblick gar nichts, was zur Debatte steht, weil das ist so weit ruiniert worden durch diese falschen Anschuldigungen.
Und darum geht es hier vor Gericht: Sherin S. Boatengs Ex-Lebenspartnerin und Mutter seiner Zwillingstöchter belastet ihn schwer. Im Karibikurlaub 2018 soll er sie ins Gesicht geschlagen, bespuckt und sogar in den Kopf gebissen haben. 2021 wird er im ersten Verfahren zu einer Geldstrafe von 1,8 Millionen € verurteilt. Der Fußballprofi geht zweimal in Berufung und bekommt zuletzt vom Bayerischen obersten Landesgericht recht. Wegen Verfahrensfehlern geht alles noch mal von vorne los. Unsere Reporterin Jasmin Raziorrouh beobachtet auch heute wieder den Prozesstag.
Heute war auch noch mal die Familienanwältin von Shirin im Zeugenstand. Zwei Tage nach besagtem Urlaub soll Shirin bei ihr im Büro gewesen sein und sie soll sehr mitgenommen gewirkt haben. Und als sie ihre Sonnenbrille abnahm , konnte die Anwältin wohl auch das blaue Auge sehen und das geschwollene Gesicht.
Seit den Vorwürfen seiner Ex-Partnerin Sherin S. wurden dem Fußballprofi Werbeverträge gekündigt. Fußballdeals sind geplatzt. Aktuell spielt der ehemalige FC Bayern Star beim Linzer ASK.
Thomas Knipp: Und wir haben jetzt hier erstmal die Aufgabe, rund um den Prozess das so zu begleiten , dass die Dinge nicht wieder falsch berichtet werden oder mit einer sehr starken Neigung und Sichtweise berichtet werden.
Und das Urteil soll am besten so schnell wie möglich fallen! Denn nach 6 Jahren - so die aktuelle Richterin heute - sollte dieser Prozess ein Ende finden.