Werden sie jetzt obdachlos?Pflegeheim in Stade ist pleite: 60 Bewohner suchen dringend ein neues Zuhause

Es sind schwere Zeiten für das Johannisheim in Stade (Niedersachsen)!
Am Dienstag (20. Februar) teilt der Insolvenzverwalter der Heimleitung mit, dass die Einrichtung zum Ende des Monats schließen muss. Die rund 60 Bewohner haben damit nicht mal zwei Wochen Zeit, um ein neues Zuhause zu finden – wenn sie nicht auf der Straße landen wollen.
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Bis zum Schluss gab es Hoffnung
Bis vor wenigen Tagen konnten Personal und Bewohner noch hoffen, dass es weitergeht mit ihrem Pflegeheim im Sandersweg in Stade (Niedersachsen). Schließlich habe der Insolvenzverwalter der Einrichtung, Rechtsanwalt Gideon Böhm, bis zuletzt versucht, „mit Hochdruck“ einen neuen Investor für die insolvente Einrichtung zu finden, wie er auf RTL-Anfrage mitteilt. Als absehbar gewesen sei, dass er keinen Investor für das Altersheim finden würde, habe er entschieden, die Anlage zum Ende des Monats zu schließen. Der Grund: Vorgaben des Insolvenzrechts und die darin vorgesehenen kurzen Fristen, so Böhm weiter.
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Landen die 60 Bewohner jetzt auf der Straße?
Erst am Dienstag (20. Februar) informierte Böhm die Heimleitung über die Schließung. Ziemlich kurzfristig, findet Heimleiterin Anke Heinrich. Bis zum 29. Februar müssen die rund 60 Bewohner nun ein neues Zuhause finden, die 70 Mitarbeitenden einen neuen Job. Aber kann es wirklich so weit kommen, dass die alten und pflegebedürftigen Heimbewohner auf der Straße landen? Dass sie obdachlos werden?
Wenn die Menschen nirgendwo anders unterkommen, also in keinem Heim und auch nicht bei Angehörigen, sei das zwar denkbar, sagt Anke Heinrich. Allerdings halte sie das für „eher unwahrscheinlich“. „Ich muss schauen, dass ich die irgendwo unterbringe, und wenn nicht anders möglich, sie ins Krankenhaus schicke“, so Heinrich kämpferisch. Für ein ausführliches Interview habe sie jedoch keine Zeit, da sie damit beschäftigt sei, bis nächste Woche neue Unterkünfte für 61 Menschen zu finden, erklärt sie am Telefon.
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Es sieht gut aus
Trotz der großen Herausforderungen, die sie gerade zu bewältigen hat, ist Anke Heinrich zuversichtlich. „Es sieht nicht schlecht aus, dass die Bewohner alle unterkommen“, sagt sie. Das sieht auch Insolvenzverwalter Gideon Böhm so: „Die Heimleitung und die Heimaufsicht koordinieren derzeit die Verlegung in andere Einrichtungen. Ich bin zuversichtlich, dass für alle Bewohner eine passende Lösung gefunden werden kann.“ Auch die Mitarbeiter müssten sich keine Sorgen machen. „Verschiedene Pflegeeinrichtungen haben sich bereits an die Leitung des Johannisheims gewandt, um Personal zu übernehmen“, so der Insolvenzverwalter.
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Die lange und beschwerliche Suche nach einem Investor
Bereits im Juni 2023 war das Johannisheim pleite gegangen und hatte einen Insolvenzantrag gestellt. Insolvenzverwalter Gideon Böhm konnte im September vergangenen Jahres die Villa Vitalia Gruppe als Investor gewinnen, eine Hamburger Aktiengesellschaft mit Schwerpunkt Senioren- und Pflegeimmobilien. Bis zur rechtlichen Übernahme des Heims übernahm der Investor bereits das „operative Management“. Zunächst sah es aus, als wäre das Johannisheim gerettet.
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Aber als Ende Dezember 2023 auch die Villa Vitalia Gruppe Insolvenz anmeldete, ging die beschwerliche Suche nach einem Investor für das wirtschaftlich kränkelnde Heim wieder von vorne los. Cord Schellenberg ist zuständig für die Pressearbeit des Insolvenzverwalters. Er sagt, Böhm habe das Heim nur knapp zehn Tage vorher über die Schließung informiert, da er bis zuletzt versucht habe einen neuen Interessenten für die Einrichtung zu finden. Hätte er bereits Anfang Februar entschieden, das Heim zu schließen, hätte er sich wohl vorwerfen lassen müssen, er hätte nicht wirklich ernsthaft versucht, jemanden zu finden.