Rassistisch, rechtsradikal, frauenfeindlich
NSU 2.0.-Prozess geht weiter: Linken-Chefin Janine Wissler als Zeugin vor Gericht
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Sie erhielt Nachrichten mit Beleidigungen wie „ehrloses, billiges Flittchen“ oder „Assiweib“ und ihr wurde mit dem Tod gedroht. Heute saß Linken-Chefin Janine Wissler dem Mann gegenüber, der beschuldigt wird, ihr und vielen anderen Personen solche Nachrichten geschickt zu haben. Immer unterschrieben mit „NSU 2.0 – Der Führer“. Der Angeklagte Alexander M. bestreitet, diese Nachrichten verschickt zu haben. Was diesen Prozess besonders brisant macht: der oder die Täter verschickten nicht nur Hassnachrichten, in den jeweiligen Mails waren auch die private Adresse und Telefonnummer der Linken-Chefin aufgeführt. Unser Reporter war beim Prozesstag dabei.
Adressen waren nicht öffentlich zugänglich
Doch wie soll der mutmaßlich Täter an diese privaten Informationen gekommen sein? Das fragt sich auch Janine Wissler: „Für uns als Betroffene ist natürlich die wichtige Frage nicht nur: Wer hat die Drohschreiben verfasst? Sondern: Wie ist der mutmaßliche Täter an Adressen gekommen? Und an Adressen, die nicht öffentlich zugänglich sind, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe davor aus Polizeicomputern abgefragt wurden. Das ist für uns immer noch die offene Frage in diesem Fall.“
Wissler: Mails zeigen sehr "frauenfeindliche Inhalte"
Neben den rechtsextremen und rassistischen Äußerungen in den Drohschreiben, sind es vor allem Frauen, die immer wieder herab gewürdigt werden. „Wir sehen ja, dass die Betroffenen von dieser Drohserie vor allem Frauen sind, Frauen, die sich gegen rechts engagieren, die in irgendeiner Form mit der Aufklärung des NSU zu tun haben, die sich öffentlich äußern, also von daher hat es sicher was mit meiner Arbeit zu tun, aber natürlich auch offensichtlich etwas mit meinem Geschlecht“, vermutet Wissler.
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Angeklagter liefert sich Wortgefecht mit Richterin
Der Angeklagte Alexander M. bestreitet bis heute, die Drohschreiben geschrieben und verschickt zu haben. Unser Reporter vor Ort berichtet, dass der Angeklagter zu Beginn des Prozesstages noch recht ruhig wirkte, im Laufe des Tages lieferte er sich dann jedoch Wortgefechte mit der Richterin. Er verlange einen Justiz-Laptop, damit er sich besser vorbereiten kann und den Ausschluss der Nebenklage, weil er sich durch diese andauernd beleidigt fühle. Ob den Anträgen stattgegeben wird, entscheidet sich in zwei Wochen. Der nächste Prozess soll am 16. März stattfinden. (dgö)