Wochen später nackt unter einem Baum gefunden

Amanda (26) wählt den Notruf und stirbt - Rettungskräfte suchten in der falschen Stadt nach ihr

Amanda Nenigar konnte laut den Behörden anhand ihres Rosentattoos auf ihrer Hand identifiziert werden.
Amanda Nenigar konnte laut den Behörden anhand eines Rosentattoos auf ihrer Hand identifiziert werden.
Facebook/Amanda Nenigar

„Werdet ihr mich finden?“
Diese Frage stellt Amanda Nenigar Ende Februar der Person am anderen Ende der US-Notrufnummer 911. Kurz zuvor ist die junge Frau mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen – irgendwo in der Wüste zwischen den US-Bundesstaaten Arizona und Kalifornien. Wo genau sie sich befindet, weiß die 26-Jährige nicht, doch sie hofft, dass der Notruf-Disponent ihr helfen kann. Doch sie hofft vergebens. Ihre Leiche wird erst Wochen später gefunden. Der mutmaßliche Grund: Ihr Notruf landet im falschen Bundesstaat – und damit meilenweit von ihr entfernt.

Amanda Nenigar war fast einen Monat lang verschwunden

Amandas Schwester Marissa teilte auf Facebook den Vermisstenaufruf.
Amandas Schwester Marissa teilte auf Facebook den Vermisstenaufruf.
Facebook/marissa.nenigar

Am Abend des 29. März bekommt Amanda Nenigars Familie endlich Gewissheit. Fast einen Monat nach ihrem Verschwinden wird die 26-Jährige endlich gefunden: Nackt unter einem Baum, ihre Kleidung um sich herum verstreut, tot. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie sich selbst auszog, als die Hitze in der Wüste unerträglich für sie wurde. Vermutlich waren es auch diese hohen Temperaturen, die die junge Frau und Mutter von zwei Kindern ihr Leben kosteten.

„Wir sind am Boden zerstört“, sagt ihre Schwester Marissa Nenigar der LA Times. „Mir wird einfach schlecht, wenn ich daran denke, was sie durchgemacht hat.“ Die Familie quält dabei vor allem eine Frage: Hätte Amanda gerettet werden können?

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Amanda Nenigar telefoniert fast eine Stunde mit dem Notruf

Anfang Feburar wird die junge Frau das letzte Mal lebend gesehen, als sie um 3.44 Uhr morgens ihr Hotel in der kalifornischen Stadt Blythe verlässt. Drei Stunden später wählt sie die Notrufnummer 911 und berichtet, dass sie von der Straße abgekommen sei. Wo genau sie sich befindet, weiß die 26-Jährige nicht. „Wovon sind Sie umgeben? Sehen Sie nur Felder? Ist das alles, was Sie sehen?", fragt der Disponent sie in dem veröffentlichten Notrufprotokoll. Amanda Nenigar antwortet: „Ich bin in einem Tal. Ja, da sind nur eine Menge Berge. (...) Aber ich bin auf einen hohen Berg geklettert und ich trage rosa.“

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Was beide nicht wissen: Amanda ist mit ihrem Notruf bei der California Highway Patrol gelandet, mit ihrem Auto steckt sie aber mehr als 50 Kilometer entfernt in der Nähe der Kleinstadt Cibola im Bundesstaat Arizona fest. Fast eine Stunde bleibt sie in der Notrufhotline, gibt ihre Koordinaten durch, doch der Disponent kann sie nicht orten. Er schickt schließlich Rettungskräfte los, doch die beginnen ihre Suche meilenweit entfernt von der jungen Frau.

Arizona-Sheriff: Amanda hätte gerettet werden können!

Erst später machen sich auch Rettungskräfte aus Arizona auf die Suche nach Amanda Nenigar. Wann genau sie über den Notruf informiert werden, ist unklar. „Es ist frustrierend, dass wir uns in dieser Situation befinden", sagt William Ponce, Sheriff des Landkreises La Paz in Arizona. „Die ersten 24 bis 48 Stunden jeder Untersuchung sind entscheidend.“

„Hätten wir diese Informationen viel früher erhalten, hätten wir sie wohl lebend gefunden und nach Hause bringen können", zitiert ihn die New York Post.

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Amanda Nenigars Familie macht das Vorgehen der Behörden fassungslos. „Ich verstehe nicht, wie sie sie nicht finden konnten. Ich stehe immer noch unter Schock. Ich bin einfach wie betäubt, verärgert und wütend", erklärt Schwester Marissa Nenigar den US-Medien. Das Seltsame: Bereits am 7. März – gut eine Woche nach ihrem Notruf – finden Suchtrupps aus Arizona den Toyota der jungen Frau. Ihre Leiche wird aber erst drei Wochen später entdeckt, weniger als drei Kilometer entfernt. Zu diesem Zeitpunkt ist Amanda Nenigar laut des verantwortlichen Sherriffs Ponce schon lange tot. Für ihre Schwester steht fest: „Wer auch immer dieser Disponent war, er hat meine Schwester schrecklich, schrecklich im Stich gelassen.“ (xas)