Warum konnte die Polizei die Vermisste nicht finden?
Ewa P. (60) steigt aus Bus aus, verirrt sich und erfriert

Was geschah wirklich in dieser Nacht?
Der Tod von Ewa P. hinterlässt Fragezeichen. Die 60-Jährige ist am 13. Januar in Kocmyrzów bei Krakau tot aufgefunden worden. Sie soll erfroren sein, nachdem sie sich wohl verirrte und trotz großer Suchaktion nicht gefunden wurde. Doch wie kam es dazu?
Ewa P. steigt aus dem Bus und verletzt sich

Ewa P. macht gegen 14.30 Uhr Feierabend auf dem Markt. Sie möchte nach Hause fahren und nimmt den Bus. Doch die 60-Jährige kommt nicht zu Hause an. Stattdessen verpasst sie offenbar ihre Haltestelle, steigt zu spät aus und bricht sich dabei das Bein. Das behauptet sie zumindest später am Telefon. Ihrem Mann gegenüber gibt sie via Handy an, nicht zu wissen, wo sie sei. Der wendet sich an die Polizei – eine rund 400 Mann starke Suchaktion startet. Insgesamt 17 mal sollen Familie und die Polizei abwechselnd mit Ewa P. telefoniert haben – bis sie sich nicht mehr meldete…
Im Schnee erfroren - Polizei findet die Leiche acht Kilometer von ihrem Zuhause
Trotz der 17 Anrufe konnte scheinbar weder das Handy geortet werden, noch die Drohnen konnten die Frau in Not finden. Die Familie von Ewa P. gibt daher der Polizei laut Fakt die Schuld am Tod.
Eine Freundin der Toten erzählte der polnischen Fakt, dass sie Diabetes hatte, und vermutlich deshalb verwirrt war und nicht angeben konnte, wo sie sei. Außerdem wird vermutet, dass sie sich zu Fuß nach Hause aufmachte und dabei die Orientierung verlor.
Ihrem Mann soll sie trotzdem versucht haben, zu erklären, wo sie sich befindet. Die Polizei macht sich daraufhin gegen 18 Uhr mit 300 bis 400 Einsatzkräften auf die Suche. Doch die Suche verläuft zunächst erfolglos. Erst nach 24 Stunden finden sie die Leiche von Ewa P. – etwa acht Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Die Obduktion ergibt später, dass ihr angeblich gebrochenes Bein gar nicht gebrochen war. Was geschah also wirklich am Tag ihres Verschwindens?
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Familie des Opfers beschuldigt Krakauer Polizei - Sohn: „Meine Mutter hat mich mehrmals kontaktiert“
„Meine Mutter hat mich mehrmals kontaktiert. Sie sprach ein Dutzend Mal mit Polizisten und versuchte ihnen immer wieder zu sagen, wo sie war. Sie lag immer an derselben Stelle“, sagt der Sohn der Verstorbenen im Fakt-Interview.
Die Suche soll mit Drohnen unterstützt worden sein. „Nach Mitternacht rief mich meine Mutter an und teilte mir mit, dass eine Drohne über ihrem Kopf flog. Der Polizist, dem wir die Information meldeten, sagte, dass meine Mutter offenbar Halluzinationen hätte“, erzählt der Sohn weiter. Außerdem soll die Mutter ihrem Sohn erzählt haben, dass sie ihren Namen in der Ferne höre. „Der Polizist sagte noch einmal, dass es unmöglich sei, weil sie halluzinierte, weil sie so lange im Schnee gelegen hätte. In dieses Gebiet wurden keine Truppen entsandt“, hieß es.
Am nächsten Tag, dem 13. Januar, soll sie genau in der Gegend gefunden worden sein, zu der die Polizei nicht hingehen wollte, berichtet der Sohn des Opfers.
Das sagt die Polizei zum Fall der Verstorbenen
Die Polizei veröffentlichte mittlerweile ein Statement zu dem Vorfall. Sie schreiben unter anderem: „Es sollte betont werden, dass in dem Fall weitere Umstände bekannt geworden sind, die neues Licht auf den Fall werfen, und über die wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlichen können. Daher bitten wir Sie, bis zum Abschluss der staatsanwaltschaftlichen und polizeilichen Ermittlungen davon abzusehen, Meinungen von Personen zu veröffentlichen, die nichts mit den laufenden Aktivitäten zu tun haben, und keine voreiligen Urteile zu fällen.“
60-Jährige stirbt an Unterkühlung - Ermittlungen sind eingeleitet
Die Ermittlungen zu dieser Tragödie übernimmt nun die Bezirksstaatsanwaltschaft in Krakau. Sie soll herausfinden, was wirklich passiert ist. Eine Autopsie hat mittlerweile ergeben, dass die 60-Jährige an Unterkühlung starb. Einen Beinbruch erlitt sie allerdings nicht. (amp)
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