Bringt RTL die AOK zum Umdenken?

25.000 Euro! Kasse weigert sich, die Krebs-Behandlung von Nicolas (32) zu zahlen

Nicolas Bauch hat einen Gehirntumor.
Nicolas Bauch kämpft seit dem Dezember 2023 mit der Diagnose: Gehirntumor.
N. Bauch / privat

32-Jähriger kämpft mit Schock-Diagnose – doch ihn belastet noch weitaus mehr!
Kurz vor Weihnachten 2023 erfährt Nicolas Bauch, dass er einen Gehirntumor hat. Ärzte raten ihm zu einer risikoreichen Operation, er entscheidet sich dagegen. Stattdessen beginnt er eine spezielle Strahlentherapie. Doch die kostet 25.000 Euro – die er aus eigener Tasche zahlen muss. Denn seine Krankenkasse, die auch sein Arbeitgeber ist, hat bisher jede Beteiligung an den Kosten abgelehnt. Kann RTL die AOK zum Umdenken bewegen?

Diagnose Gehirntumor: 32-Jähriger benötigt finanzielle Hilfe

„Mit Sehstörungen hat alles angefangen“, erinnert sich Nicolas Bauch aus Mülheim an der Ruhr im RTL-Interview zurück.

An einem Morgen im August 2023, als dem 32-Jährigen zunächst schwindlig und dann schwarz vor Augen wird, vermutet er zunächst keine ernste Ursache hinter dem Vorfall.

„Ich hatte leichte Krämpfe, die ich aber zunächst für Kreislaufprobleme gehalten habe.“ Der sportliche Mülheimer glaubt zunächst, sich beim Training an diesem Tag übernommen zu haben. Doch es bleibt nicht bei dem einmaligen Ereignis.

Die Krampfanfälle kommen wieder, er bekommt sogar regelmäßig epileptische Anfälle. Zwar lässt er sich vom Hausarzt und Neurologen durchchecken, aber ein eindeutiges Ergebnis bleibt zunächst aus. Im Dezember wird es so extrem, dass seine Mutter ihn ins Krankenhaus bringt. Dort wird am 23. Dezember ein CT angefertigt. Und dann ein Gehirntumor festgestellt.

Ein Schock für den 32-jährigen Sachbearbeiter. Doch einer Behandlung soll er sich erst später unterziehen. Im Krankenhaus heißt es nur: „Wir haben jetzt Weihnachten, da wird erst einmal nichts passieren.“

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N. Bauch im Urlaub
Vor seiner Gehirntumor-Diagnose hat Nicolas Bauch viel Sport getrieben und war gerne auf Reisen.
N. Bauch privat

Tumorpatient Nicolas bekommt alle halbe Stunde Krampfanfälle

Nicolas Bauch fühlt sich mit der Schock-Diagnose alleingelassen.

Er hofft, die schlimme Nachricht an den Feiertagen verarbeiten zu können. Doch dazu kommt es leider nicht. Statt eines ruhigen Weihnachtsfests im Kreise der Familie quälen ihn Krampfanfälle im Halbstundentakt. Er muss wieder ins Krankenhaus.

Am 29. Dezember wird eine Biopsie durchgeführt. Dabei werden 20 Gewebeproben seines Tumors entnommen. Zwei Wochen später ist klar: Nicolas leidet an einem sogenannten Astrozytom Grad II. Es handelt sich um einen wachsenden Tumor, der sowohl gutartige als auch bösartige Zellen enthält. „Das war ein großer Schock, aber zumindest hatte ich nun Gewissheit.“

Für die behandelnden Ärzte am Uniklinikum Essen ist schnell klar, wie es weitergehen soll: Er soll operiert werden und sich dann einer Chemotherapie unterziehen. Die Risiken, die mit dem Eingriff einhergehen, machen Nicolas Bauch allerdings große Sorgen. „Sie haben mir gesagt, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, auf dem rechten Auge zu erblinden, danach halbseitig gelähmt zu sein und, dass eine Persönlichkeitsänderung entstehen kann.“

Heftige Risiken, die der 32-Jährige nicht eingehen möchte.

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N. Bauch nach der Biopsie
Bei der Biopsie wurde Nicolas Bauch ein Stück Schädeldecke entfernt.
N. Bauch privat
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Nicolas Bauch entscheidet sich für Bestrahlung mit ZAP-X-Gerät

Gemeinsam mit seiner Mutter recherchiert er nach Behandlungs-Alternativen.

Schließlich gibt ihm sein Onkel den entscheidenden Hinweis und weist ihn auf die sogenannte ZAP-X-Bestrahlung hin. „Hier sind die Risiken für mich überschaubarer, im Vergleich zur Operation. Wegen eines Streiks im Uniklinikum wurde mein OP-Termin dann ohnehin verschoben. Parallel habe ich einen Termin in Lingen zur ZAP-X-Bestrahlung bekommen.“

In Lingen und in München steht eines der zwei bundesweit einzigen Geräte dieser Art. Bisher hat Bauch fünf Sitzungen wahrgenommen und etwa 25.000 Euro für die Bestrahlung gezahlt.

Natürlich versucht der Gehirntumor-Patient die Kostenübernahme bei seiner Krankenversicherung zu erwirken, doch daraus wird nichts. Mehrfach hakt er bei der Krankenkasse nach, bekommt aber keine positive Rückmeldung. „Meine Unterlagen wurden an den medizinischen Dienst gegeben und hier ist ein Gutachten entstanden, dass zur Ablehnung meiner Anträge geführt hat“, erklärt Bauch. Dabei ist die AOK nicht nur seine Krankenkasse, sondern auch sein Arbeitgeber.

Ein doppelter Schlag ins Gesicht für den an Krebskranken.

N. Bauch mit seiner Mutter
Nicolas Bauch mit seiner Mutter, die ihn während der Behandlung seines Gehirntumors immer unterstützt.
N. Bauch privat

Krankenkassen zahlen ZAP-X-Behandlung nur in Ausnahmefällen

Doch warum übernimmt die Kasse die Kosten nicht?

Beim ZAP-X handelt es sich um einen medizinischen Roboter, der Hirntumore mit hoch dosierten Röntgenstrahlen bekämpft. Die Behandlungsrisiken sind gering und die Erfolgsaussichten vergleichsweise hoch. Aber: Es handelt sich um keine konventionelle Krebs-Therapie, sondern um eine noch junge, experimentelle Behandlungsform. Deutsche Krankenkassen zahlen die Behandlung daher nur in Ausnahmefällen. Genau darauf hofft Nicolas Bauch.

„Ich habe vorher ein normales Leben geführt, habe Freunde getroffen, bin zum Sport gegangen und zur Arbeit und das war dann plötzlich alles vorbei. Gerade, dass das Arbeiten wegfällt, belastet mich aktuell sehr.“

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Keine Beteiligung an Behandlungskosten? Das sagt die AOK dazu

RTL bittet die Krankenkasse um eine Stellungnahme und fragt nach, warum sie sich bisher nicht an den Behandlungskosten für ihren Mitarbeiter beteiligt hat. Schließlich meldet sich eine Pressesprecherin, die ein Telefonat mit einem AOK-Vorstandsmitglied vorschlägt.

Matthias Mohrmann äußert sich im RTL-Gespräch bestürzt über den Ablauf im Fall von Nicolas Bauch.

„Mich persönlich ärgert das sehr. Wir sind eine Krankenkasse, die sich gerade im Bereich der Onkologie sehr engagiert. (...) Und jetzt haben wir hier einen unserer eigenen Mitarbeiter, der alleingelassen worden ist. Bei ihm ist einiges unglücklich gelaufen, doch das soll nicht unser Standard sein“, entschuldigt sich Herr Mohrmann.

Auch, wenn das Behandlungsverfahren von Herrn Bauch nicht etabliert sei, werde die AOK selbstverständlich die Behandlungskosten tragen.

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Nicolas Bauch ist erleichtert und bedankt sich bei RTL

„Natürlich bezahlen wir die Gesamtkosten der ZAP-X-Behandlung“, versichert Mohrmann.

„Darum muss er sich keine Sorgen machen. Das ist eine Einzelfallentscheidung. Wir haben hier eine Ausnahmesituation und das ist nicht die Regelleistung, aber wir machen das trotzdem.“ Außerdem wolle man Herrn Bauch, sofern er es möchte, eine medizinische Begleitung und Beratung zur Seite stellen.

Also endlich gute Nachrichten für den Gehirntumor-Patienten!

Im Juni soll in Lingen ein neues MRT angefertigt werden. „Dort wird sich angeschaut, ob der Tumor durch die ZAP-X-Behandlung bereits geschrumpft ist. Im Idealfall ist der Tumor dann bereits inaktiv und eingekapselt“, hofft Nicolas Bauch.

Und er sagt: „Ohne euch wäre das nie möglich gewesen.“ Ihm falle ein Felsbrocken vom Herzen. Jetzt hat er eine Sorge weniger. Und kann sich jetzt voll auf seine Genesung konzentrieren – und mit Optimismus in die Zukunft schauen.