Wieler: "Es werden viele Menschen schwer erkranken und sterben"
Kommt jetzt in ganz Deutschland der 2G-Lockdown?
Knapp sechs Monate war das Thema Corona aus den Nachrichten quasi verschwunden. Jetzt kehrt es mit Macht zurück. Aber wie kann ein Lockdown-Winter für alle in diesem Jahr verhindert werden? Für Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und auch für einige Länderchefs ist die Sache klar: Die Maßnahmen müssen härter werden.
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Merkel und Spahn fordern bundesweite 2G-Regel
Sachsen macht es vor, bald schon könnte ganz Deutschland nachziehen. Eine flächendeckende 2G-Regel in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens ist die neue Realität, der vor allem freiwillig Ungeimpfte ins Auge schauen müssen.
Denn die Impfquote stagniert weiterhin, immer noch sind rund 25 Millionen Deutsche nicht gegen Corona geimpft. Und weil sich diese Zahl wohl auch nicht maßgeblich verändern wird – 89 Prozent der Ungeimpften wollen auch weiterhin keinen Piks – greifen Bund und Länder nun zu härteren Geschützen.
Es wird "starke Einschränkungen für Ungeimpfte geben", sagte Bundeskanzlerin Merkel nach RTL-Informationen in der Bundesvorstandssitzung der CDU am Dienstag. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn legte heute nach, die bestehenden Regeln müssten wieder konsequent umgesetzt werden und „wenn nötig durch 2G ergänzt werden“.
Spahn will härtere Kontrollen
Doch für Spahn soll es nicht nur bei der Anordnung der 2G-Regelung bleiben. Er fordert schärfere Kontrollen, die freiwillig Ungeimpften auch die letzten Schlupflöcher nehmen könnten. „Wenn vor Ort konsequent ein paar Tage lang in Restaurants, in öffentlichen Einrichtungen das Kontrollieren kontrolliert wird, gegebenenfalls mit Bußgeldern, dann bin ich sicher, das Signal kommt auch an.“
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Soll heißen: Die Zeit des guten Willens und der freiwilligen Selbstkontrolle ist vorbei. Denn neben Innengastronomie und Freizeiteinrichtungen könnten bald auch die Fußballstadien von der 2G-Regel betroffen sein. Sachsen zumindest hat die freiwillige 2G-Regelung der Vereine bereits in eine Pflichtregelung umgewandelt.
Ähnliches plant offenbar auch Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans. Wer gegen die Regeln verstoße, müsse mit einer Verwarnung rechnen. Ihn mache es „echt wütend“, wenn er auf Instagram Zuschriften erhalte, dass jemand in einem Restaurant nicht nach einem 3G-Nachweis gefragt worden sei. «Das ist die beste Chance, dass das alles nochmal kippt und wir am Schluss 2G haben», sagte Hans.
Söder will Booster-Impfung für alle
Ein weiterer wichtiger Baustein ist laut Spahn neben den Einschränkungen auch das Voranschreiten der Booster-Impfungen. „Es geht um viele, viele Auffrischimpfungen“, so Spahn am Morgen in Berlin.
Dieser Marschrichtung schließt sich auch Bayerns Minsiterpräsident Markus Söder an. „Es macht Sinn, dass jeder einen Antikörpertest macht“, so Söder nach einer Sitzung seines Kabinetts in München. „Am Ende wird jeder zu einer Auffrischungsimpfung kommen müssen.“ Erfahrungen etwa aus Israel hätten gezeigt, dass die Drittimpfung massive Fortschritte in der Pandemiebekämpfung bringen könne.
Am Dienstag hatte sich schon Stiko-Chef Dr. Thomas Mertens für eine solche Booster-Impfung ausgesprochen. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Gassen hatte hingegen betont, dass vorerst vor allem die Alten- und Pflegeeinrichtungen versorgt werden sollten.
Gibt es also schon bald einen Lockdown für Ungeimpfte?
Nichtsdestotrotz: Ungeimpften könnten schon bald auch außerhalb ihrer Freizeit zusätzliche Einschränkungen drohen. RTL-Informationen zufolge fordert die Kanzlerin eine verpflichtende 3G-Regel am Arbeitsplatz. Das würde bedeuten, dass Ungeimpfte sich damit täglich testen lassen müssen und das auf eigene Kosten, wenn der Arbeitgeber die Tests nicht übernimmt.
Gibt es also schon bald einen Lockdown für Ungeimpfte und wann kommt der? Zumindest die Frage nach dem wann beantwortete Kanzleramtsminister Helge Braun im Frühstart von RTL und ntv relativ deutlich. „Die Situation ist jetzt ernst und nicht erst in zwei oder drei Wochen. Wir müssen jetzt handeln.“ Ohne die Ministerpräsidenten wird das allerdings nicht zu machen sein. Denn schließlich müssen die die Vorgaben auch umsetzen.
Klar ist aber, dass der zweite Coronawinter vor allem für die freiwillig Ungeimpften sehr ungemütlich werden dürfte. Denn wie RKI-Präsident Lothar Wieler am Morgen sagte: „Das sind erschreckende Zahlen […] Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wird diese vierte Welle wieder viel Leid bringen. Es werden viele Menschen schwer erkranken und sterben, und das Gesundheitswesen wird wieder stark belastet.“ (sst)
