Sperrzone rund um die Abbruchkante eingerichtet Nach Flut-Katastrophe: Einwohner von Erftstadt-Blessem dürfen zurück in ihre Häuser
Zurück in ihre Häuser, in die eigenen vier Wände auch wenn hier alles verwüstet ist. Die Einwohner von Blessem mussten über eine Woche auf diesen Moment warten. Der kleine Ort in Erftstadt wurde von der Flutkatastrophe besonders schlimm getroffen. Aus Sicherheitsgründen durfte niemand den Ort betreten. Jetzt wurde die Sperrung zum Teil aufgehoben: Anwohner, die nicht zu nah an der Abbruchkante wohnen, durften in ihre Häuser, um dort wenigstens mal nach dem Rechten zu sehen und persönliche Dinge herauszuholen
Einwohner wollen endlich mit Aufräumarbeiten beginnen

„Man steht jeden Tag hier und hofft, dass man da hindarf. Aber geht nicht. Ist zu riskant, kann man ja auch verstehen, und solange es nicht geht, müssen wir weiter warten“ sagt Frank Schneider. Der 58-jährige steht an der Absperrung und hofft, endlich zu seinem Haus gelassen zu werden. Er möchte Gewissheit bekommen, wie schwer die Schäden sind und er möchte endlich mit den Aufräumarbeiten beginnen.
Durch den Ort zieht sich eine lange Abbruchkante. Hier hatte die Flut zahlreiche Häuser in eine nahegelegene Kiesgrube gerissen, viele andere unterspült. Menschen nach Blessem reinzulassen, war einfach zu gefährlich.

Monitoring System für Abbruchkante installiert

Eine Woche haben Krisenstab und Bauexperten die Statik um die Abbruchkante begutachtet und beraten, wie die Menschen wieder sicher in ihren Heimatort zurückkehren könnten. Jetzt gab Landrat Frank Rock endlich die erlösende Nachricht bekannt, auf die alle Blessemer solange gewartet haben. „Wir haben jetzt ein Monitoring System aufgebaut, was uns ermöglicht, die Erdbewegungen zu messen, sodass wir sicher sein können, dass in den Radius von 100 Metern zur Kante eine Sicherheit vorhanden ist“.
„Wir werden den Ort öffnen“, erklärte er vor der versammelten Presse. Die Menschen könnten selbst entscheiden, ob sie auch in ihren Häusern schlafen wollten. Empfehlen konnte er es aber noch nicht: „Ein Haus ohne Wasser, Strom und sonstiges – ob das der Ort ist, wo ich übernachten will, muss jeder selber wissen“, so der Landrat.
Bürgermeisterin hofft, dass Blessem langsam zur Normalität zurückkehren kann
Auch die Bürgermeisterin von Erftstadt, Carolin Weitzel, ist froh, dass in Blessem ein erster kleiner Schritt auf dem Weg des Wiederaufbaus getan ist. „Jetzt mit der Möglichkeit, dass Blessemerinnen und Blessemer bis zu einem Sicherheitsradius von 100 Metern um die Abbruchkante in den Ort dürfen, habe ich einen Hoffnungsschimmer, für all diejenigen, die wieder zurückkehren können. Mit einer Hoffnung auf ein Stück Normalität in den nächsten Tagen“. Dabei wies die Bürgermeisterin auch auf die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und die finanzielle Unterstützung hin. 1,6 Millionen Euro seien auf dem Erftstädter Spendenkonto bisher eingegangen. Hinzu kämen noch die Soforthilfen von Bund und Land.
Strom, Wasser und Abwasser erst in einigen Wochen

Von Normalität ist man in Blessem allerdings noch weit entfernt. Bis Wasser, Abwasser und Strom wieder funktionieren, wird es noch einige Wochen dauern. Nur mit einem kleinen Rollkoffer, einer Tasche und einem Rucksack verlässt Marianne Kraus schon nach kurzer Zeit wieder ihre Wohnung. „Ich habe nur gedacht, nimm das wichtigste mit und das sind die Papiere und alles andere ist zu ersetzen“, sagt die 64- jährige, die bei ihrem Bruder im benachbarten Gymnich eine vorläufige Bleibe gefunden hat. Sie hofft, so schnell wie möglich wieder in ihren eigenen vier Wänden schlafen zu können. Aber natürlich erst, wenn Wasser und Strom wieder fließen.
Große Erleichterung wieder in die eigenen Häuser zurückzukehren
Nach einer Woche warten fängt in Blessem jetzt das große Aufräumen an, so wie im Elternhaus von Susanne Behmer. Für die 55-jährige war es ganz wichtig, so schnell wie möglich wieder in die eigenen vier Wände zu kommen. „Wir wollten auf jeden Fall hier hin, weil wir ja nicht wussten, was ist, da wir ja eine Woche nicht hier hinkonnten. Wir hatten eine Ahnung, was uns erwartet, aber wir wussten ja nichts und deswegen war das schon eine Erleichterung, dass wir jetzt zurückkonnten und das wir weiter machen können“.
Neben Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz laufen auch psychologische Kräfte durch den Ort, um den Menschen in Gesprächen Mut zu machen. So wie für Susanne Behmer ist es aber für die meisten schon eine große Erleichterung überhaupt wieder in ihre Häuser zurückkehren zu können.(rra)
































