"Ja, das tut schon weh"
Nach Burnout: Fan-Hass hinterlässt bei Leipzig-Sportchef Max Eberl tiefe Wunden
Jetzt wehrt sich Max Eberl! Der Sportchef von RB Leipzig diskutierte am Sonntag in der Sendung „Doppelpass“ beim TV-Sender „Sport 1“ munter und bester Laune über die Lage in der Fußball-Bundesliga – bis sein brisantes Wiedersehen mit Borussia Mönchengladbach zur Sprache kam. Und alte Wunden wieder aufgerissen worden.
„Das ist einfach eine Lüge"
„Das trifft mich als Menschen. Ja, das tut schon weh“, sagte Eberl mit ernster Miene über den Hass, der ihm im einseitigen Duell zwischen den Leipzigern und Gladbach (3:0) am Samstag von Teilen der Borussia-Fans entgegengeschlagen war. Die Vorwürfe, insbesondere jene, die ihm Schauspielerei unterstellen, seien „absurd“, polterte Eberl: „Das ist einfach eine Lüge. Ich war krank.“
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Die Begleiterscheinungen des Spiels, das wurde mit einer Nacht Abstand sichtbar, haben ihre Spuren bei Eberl hinterlassen. Während der Geschäftsführer seine früheren Mitarbeiter auf Gladbacher Seite vor dem Spiel herzlich begrüßte, empfingen ihn die mitgereisten Auswärtsfans weniger warm. „Eberl ist ein H****sohn“, sangen sie, als jener im Vorfeld beim TV-Interview stand.
Video: Als Max Eberl sein Burnout bekanntgab
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Manager holt zum Gegenschlag aus
Die Gladbacher Fanszene wirft dem 49-Jährigen wegen seines Wechsels zu RB fehlende Glaubwürdigkeit vor. Eberl hatte Gladbach im Januar 2022 nach 23 Jahren als Spieler und Sportdirektor wegen gesundheitlichen Problemen verlassen, ehe er im vergangenen Dezember bei Bundesliga-Rivale Leipzig anheuerte. Seinen Abschied hatte er damals unter Tränen auf einer Pressekonferenz („Ich will raus aus der Mühle“) verkündet.
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„Ich habe nicht aufhören wollen, ich musste aufhören. Das ist ein Riesenunterschied – das wird völlig negiert", betonte Eberl nun. Am Sky-Mikrofon holte er gegen die Fans, die ihm Schauspielerei unterstellen und beleidigen, zum Gegenschlag aus: "Das passiert von Menschen, die andere ins Fadenkreuz nehmen, mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden.“
Fans werfen Eberl eine erfundene Erkrankung vor
Eberl verfolgte die Tore von Timo Werner (58.), Emil Forsberg (71., Foulelfmeter) und Josko Gvardiol (80.) auf der Tribüne neben dem früheren RB-Geschäftsführer und heutigen Red-Bull-Konzernchef Oliver Mintzlaff betont zurückhaltend. Auch „aus Respekt vor meinem ehemaligen Arbeitgeber“, wie er am Sonntag erklärte, „aber ich bin auch entspannter geworden“.
Die Gladbacher Ultragruppierung Sottocultura hatte Eberl als „Charakterschwein“ bezeichnet, das „auf die böse Seite des Fußballs“ gewechselt sei. Gleichzeitig schrieb die Gruppe mit Verweis auf Eberls Burn-out-Diagnose von „seiner erfundenen 'Erkrankung', die ihm dann zufällig und passenderweise den Weg nach Leipzig ebnete“.
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Am Samstag legten die Fans auch mit Spruchbändern nach. „Leere Worte nur zum Schein, für uns nur noch ein Bullenschwein“ oder „Wunderheilung durch Red Bull. Wenn Lügen zum Geschäftsmodell wird“, war im Block zu lesen und überlagerte ein wenig den sportlichen Auftritt beider Teams.
Es war nicht das erste Mal, dass Eberl solche Plakate lesen musste und sich im Anschluss geschockt zeigte: Schon beim Spiel gegen den 1. FC Köln Anfang Februar war er das Ziel der Gegner-Fans. Doch der Hass beim Duell gegen seinen einst so geliebten Ex-Verein trifft ihn noch härter: „Ich habe ganz bewusst weggeschaut. Ich versuche, mich davon freizumachen", sagte Eberl dazu. „Ich habe eine Entscheidung gefällt, zu der stehe ich zu 100 Prozent.“ (jlu/sid)