Fan-Hass gegen RB-Sportchef
"Manche bringen sich um": Max Eberl von Schmähplakaten geschockt

Geschmacklosigkeiten der übelsten Sorte. Die Anhänger des 1. FC Köln haben am vergangenen Wochenende eine Grenze überschritten. Ihr Ziel: RB Leipzig, vor allem aber Max Eberl. Das Sportliche geriet wegen der Schmähplakate schnell in den Hintergrund.
Geschmacklose Plakate überaschatten Bundesliga-Partie
Die Partie des 1. FC Köln gegen RB Leipzig (0:0) wurde überschattet von geschmacklosen Plakaten aus der Kölner Südkurve Richtung Max Eberl. Dabei ging es explizit auch um seine Burnout-Erkrankung. Der RB-Sportchef musste Dinge wie „Von Burnout-Max zu Alzheimer-Eberl“ oder „Ein lahmendes Fohlen, ist jedem Bauern bewusst, bekommt statt Aufputschmittel den Bolzenschuss“ über sich ergehen lassen. Zudem wurde er als „Heulsuse“ bezeichnet.
Der widerliche Fan-Hass ließ den 49-Jährigen geschockt und fassungslos zurück. „Mich würde interessieren, ob diese Menschen wissen, was Burnout genau bedeutet. Burnout heißt, dass sich Menschen verausgaben, bis sie nicht mehr können und über diesen Punkt hinaus", sagte der 49-Jährige, der als Folge genau dieser Erkrankung und emotionaler Überforderung im Januar 2022 seinen Posten als Geschäftsführer Sport bei Borussia Mönchengladbach unter Tränen niedergelegt hatte.
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Hass und Abneigung
Sein Körper, sein Verstand hätten damals nach einem Ausweg geschrien, berichtete er - und er sei froh, dass er die Flucht nach vorne in die Öffentlichkeit gewagt hatte. Denn „manche ertränken das in Alkohol, manche nehmen Drogen, manche bringen sich um. Das ist die harte Wahrheit“, sagte Eberl.
Nach einer Auszeit und Selbstfindungsphase stieg Eberl, von vielen Seiten kritisch beäugt, im Dezember 2022 bei RB ein. Bei seiner Ankunft sagte er, dass er bei einem Traditionsklub, der gegen den Kommerz im Fußball kämpfe, arbeite. Offenbar zu viel für manchen Fußball-Fan. Doch so viel Hass und Abneigung wie am Samstag in Köln habe er seit seiner Rückkehr in den Profi-Fußball „bisher noch gar nicht“ erfahren.
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Zudem führte Eberl aus, dass Vorkommnisse wie diese auch gesellschaftlich zu Problemen führen können. „Nicht nur ich war krank. Es gibt viele andere Menschen, die diese Themen haben“, sagte Eberl: „Und wenn du dauernd in der Öffentlichkeit damit konfrontiert wirst, dass du da lächerlich gemacht und verhöhnt wirst, ist mir klar, dass sich die Menschen nicht hinstellen und sagen: 'Hör zu, ich bin krank'.“
Köln entschuldigt sich
Rückendeckung bekam Eberl von Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller, der sich von den widerlichen Plakaten distanzierte, von denen auch einige gegen das Konstrukt RB Leipzig gerichtet waren.
Mit deutlichen Worten richtete sich Keller an die Köln-Fans: „Jede Form von Diskriminierung gehört nicht ins Stadion. Wenn ein Mensch persönlich diskriminiert wird, ist das nicht okay. Das war geschmacklos und passt nicht zu den Werten des 1. FC Köln.“ Er habe auch etliche Plakate gesehen, „die auf kreative und anständige Art und Weise gezeigt haben, dass man das Modell RB nicht mag“, sagte Keller. Mit den persönlichen Plakaten „reißt man diese Kreativität aber ein.
Der FC-Bosse musste zugeben, dass der Verein gegen solche Hass-Botschaften im eigenen Stadion quasi machtlos ist. „Wir haben diese Plakate nicht freigegeben“, sagte Keller der „Bild“. (pol/dpa/sid)