Opfer sollte großen Zigaretten-Diebstahl gestehen

Mutmaßliche Geiselnahme in Niedersachsen: Steckt die Zigarettenmafia dahinter?

Marcel I. beim Gerichtsauftakt: Was ist dran an den Vorwürfen?
Marcel I. beim Gerichtsauftakt: Was ist dran an den Vorwürfen?
RTL Nord
von Alexander Gurgel und Daniel Kandora

Was ist da wirklich im vergangenen November in einem Transporter und einer Lagerhalle passiert?
Mit dieser Frage beschäftigen sich seit diesem Mittwoch (26. Juli) die Richter am Landgericht Hannover. Einem 46-Jährigen wird eine Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Es geht um einen mutmaßlichen Zigarettendiebstahl in Millionenhöhe, Todesdrohungen und erzwungene Geständnisse.

Opfer wird in Transporter misshandelt

Am ersten Prozesstag wird die Anklageschrift verlesen. Demnach soll Marcel I. (46) zusammen mit drei anderen, bisher unbekannten Männern das spätere Opfer auf einen Parkplatz in Garbsen gelockt haben. Sie zerren den Mann wohl in einen Transporter, knebeln ihn und schlagen auf ihn ein. Laut Anklage wollen sie erreichen, dass das Opfer zugibt, Zigaretten im Wert von 2,5 Millionen Euro geklaut zu haben.

„Nach der Anklage der Staatsanwaltschaft ist es wohl so, dass der Angeklagte selbst ein Geständnis des Opfers haben wollte, um sich gegenüber anderen, dann eventuell Bandenmitgliedern (...) entlasten zu können, was man wohl als Hinweis auf bandenartige Strukturen deuten könnte“, sagt Christine Rosner vom Landgericht Hannover im RTL-Interview. Die genauen Hintergründe und Strukturen sollen im Verlauf des Prozesses weiter beleuchtet werden. Marcel I. schweigt bisher zu den Vorwürfen.

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Sie drohten wohl, ihn umzubringen

Die Tortur ist für das Opfer aber noch nicht vorbei: Die Kriminellen fahren mit ihm der Anklage zufolge in eine Lagerhalle in Langenhagen, schlagen erneut auf den Mann ein und übergießen ihn wohl mehrfach mit kaltem Wasser. Auch Todesdrohungen sollen ausgesprochen worden sein.

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Opfer soll als Zeuge aussagen

Das Opfer erleidet unter anderem Rippenbrüche, eine Armverletzung und Gesichtsprellungen. „Es bestand der Verdacht, dass er einen Milzriss erlitten haben könnte. Ein Milzriss ist eine potenziell lebensbedrohliche Verletzung“, so Christine Rosner. Dieser Verdacht habe sich dann aber nicht bestätigt.

Weil er heimlich eine SMS verschicken kann, wird der Mann schließlich von der Polizei gerettet. Er soll an einem der nächsten Verhandlungstage als Zeuge aussagen – und vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel dieses Falls bringen. Ein Urteil könnte Mitte September fallen.