Ermittler kommen ihm durch Ahnenforschung auf die SchlicheMord an Eve Wilkowitz (†20) nach 42 Jahren gelöst: DNA-Spur von 1980 überführt Killer
„Wir haben die Person identifiziert, die für den Tod Ihrer Schwester verantwortlich ist.“ Endlich Gewissheit für Irene Wilkowitz. Nach 42 Jahren. Damals wurde ihre Schwester Eve Wilkowitz (20) auf dem Heimweg verschleppt, vergewaltigt und erwürgt. Dem Killer kamen die Ermittler nun anhand von privaten DNA-Datenbanken für Ahnenforschung auf die Schliche – auch, weil Irene nie lockergelassen hat.
Eve Wilkowitz' jüngere Schwester in Tränen aufgelöst
Seit einigen Jahren greifen US-Ermittler auf kommerzielle Datenbanken für Hobby-Genealogen wie „GEDmatch“, „FamilyTreeDNA“ oder „MyHeritage“ zu, in denen Menschen freiwillig ihre DNA hinterlegen, um entfernte Verwandte ausfindig zu machen. Und zwar unabhängig davon, ob sie selbst ihre DNA hochgeladen haben oder nicht. Ab dem dritten Verwandtschaftsgrad überschneiden sich die Erbgut-Sequenzen so weit, dass Ahnenforscher und Strafverfolger mit den öffentlich zugänglichen Informationen einen Stammbaum anlegen und die gesuchte Person aufspüren können.
Prominentestes Erfolgsbeispiel: der berüchtigte „Golden State Killer“ Joseph James DeAngelo. Mehr als vier Jahrzehnte nach Beginn einer Mord- und Vergewaltigungsserie in Kalifornien wurde der 74-Jährige zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Angeklagte hatte 13 Morde und Dutzende Vergewaltigungen gestanden. Nun der nächste Treffer im Cold Case Eve Wilkowitz!
FBI verschaffte Ermittlern Zugriff auf kommerzielle Daten

Wie Jeffrey Bottari, Leiter der Polizei im Suffolk County verkündete, hat man ein Match in einer privaten Datenbank erzielt und so den Mörder der 20-Jährigen identifiziert. Die Ermittlungsmethode war im US-Bundesstaat New York damals noch sehr streng reglementiert. Dank Unterstützung des Federal Bureau of Investigation (FBI) und mithilfe eines juristischen Winkelzugs habe man schließlich auf die Daten der Websites zugreifen können.
Auch Eves kleine Schwester war bei der Pressekonferenz. Sie weinte und bedankte sich bei der Polizei. Irene Wilkowitz war gerade 17 Jahre alt, als man ihr mitteilte, dass man Eves Leiche gefunden hat. Eve war entführt, vergewaltigt und erwürgt worden, nachdem sie am 22. März 1980 einen Nachtzug von Manhattan nach Hause genommen hatte, wo sie als Sekretärin bei einem Verlag arbeitete. Ihre Leiche wurde drei Tage später in einem Garten in der Nähe ihrer Wohnung in Bay Shore, New York gefunden. Der Täter aber wurde nie überführt. Bis jetzt.
Mord an Eve Wilkowitz: Sperma brachte Ermittler auf Spur von Herbert R.

Eine Spermaspur hatte mittels einer Ahnenforschungs-Website zu einem nahen Verwandten des Täters geführt. Auf diese Weise kamen die Ermittler Herbert R. auf die Schliche, der 1991 an Krebs gestorben war. Sie machten einen seiner Söhne ausfindig, der einem Abstrich zustimmte. Die DNA-Probe belegte Ende August 2021 zweifelsfrei: Sein Vater war der Vergewaltiger und Mörder von Eve Wilkowitz.
Mörder wohnte in der Nähe seines späteren Opfers Eve Wilkowitz

Seine ehemalige Lebensgefährtin habe ausgesagt, dass sie R. zum Zeitpunkt des Mordes aus dem Haus geworfen habe, berichtete Bottari bei der Pressekonferenz. Daraufhin sei er wieder bei seiner Mutter eingezogen, die etwa vier Häuser von dem Ort entfernt wohnte, wo Eve Wilkowitz' Leiche abgelegt worden war. Aus der Fallakte sei hervorgegangen, dass die Polizei Herberts Mutter unmittelbar nach dem gewaltsamen Tod der 20-Jährigen befragt hatte – sie habe angeblich nichts bemerkt.
Exhumierung der sterblichen Überreste von Herbert R.

Um sicherzugehen, dass sie auch den richtigen Mann erwischt haben, wurde die Leiche von Herbert R. exhumiert. Fast 42 Jahre nach dem Mord an Eve, am 23. März 2022, kamen die Ergebnisse der Untersuchung. Die von der Leiche entnommenen Proben stimmten mit der DNA des Verdächtigen überein, sagte Bottari. „Er war es.“
Eve Wilkowitz' Schwester "ist der Star in diesem Fall"

"Ich möchte einfach nur danke sagen", so Wilkowitz. Für die Familie des Täters empfinde sie Mitleid. „Es ist auch für sie furchtbar." Sie könne sich ein Treffen mit dem Sohn des Verstorbenen vorstellen, dieser habe ebenfalls seine Bereitschaft signalisiert, berichtet „NBC News“.
Polizeileutnant Kevin Beyrer hatte den Fall maßgeblich betreut und lobte die Hartnäckigkeit von Irene Wilkowitz. „Sie verdient Anerkennung und ich denke, dass sie der Star in diesem Fall ist", sagte er. Irene hatte den Ermittlern alle paar Wochen Briefe geschrieben, sie gebeten, den Fall nicht zu den Akten zu legen – und schließlich auch vorgeschlagen, es bei den privaten Datenbanken zu probieren.
Irene Wilkowitz: "Warum hat er das getan?"

Nun ist der Cold Case gelöst. Eves Schwester kommt dennoch nicht zur Ruhe. Zu viele Fragen werden für immer unbeantwortet bleiben. "Ich kann ihn nichts mehr fragen. Warum hat er das getan? Warum hat er sich eine unschuldige, schöne Frau ausgesucht, die gerade auf dem Heimweg war?" sagte Wilkowitz. "Es gibt keine wirklichen Antworten, keinen Grund.“
Irene will das Andenken an ihre Schwester weiter aufrechterhalten. Auch als Beispiel dafür, dass es immer Hoffnung gebe. Ihre Schwester sei nicht nur eine Story gewesen, die in den Medien lief. "Sie war ein echter Mensch“, sagte Wilkowitz unter Tränen. „Sie war kontaktfreudig, hatte viele Freunde, liebte Pferde und Musik, las, schrieb und zeichnete gern. Und vor allem war sie gerne meine große Schwester. Ich möchte, dass die Leute das wissen."
































