Schummel-Plakate sorgen für VerwunderungCDU stellt Wahlkampagne vor - Kanzlerkandidat Armin Laschet fehlt

Eine Wahlkampagnen-Vorstellung ohne den Chef selbst, Wahlplakate mit falscher Polizistin oder Ärztin - da kann mancher Beobachter sich schon mal verwundert die Augen reiben.
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat die Wahlkampagne seiner Partei mit dem Titel „Deutschland gemeinsam machen“ der Öffentlichkeit präsentiert. Vom Mittelpunkt der Kampagne jedoch fehlte jede Spur: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet glänzte mit Abwesenheit. Und auch die neuen Wahlplakate der CDU sorgten bei dem Termin für Irritationen.
Paul Ziemiak: "Klassische Arbeit des Generalsekretärs“
Auf Nachfrage begründete Generalsekretär Paul Ziemiak das Nicht-Erscheinen des CDU-Chefs mit verschiedenen Zuständigkeiten innerhalb der Partei: „Wahlprogramm – das waren Armin Laschet, Markus Söder. Heute geht es um die Kampagne, um die Umsetzung auch vor Ort, um die Plakate. Klassische Arbeit des Generalsekretärs.“ Auch in anderen Parteien werde das so gehandhabt, betonte Ziemiak.
Auf den Plakaten sind CDU-Mitarbeiter zu sehen - keine realen Personen
Die CDU setze in diesem Wahlkampf erstmalig deutschlandweit auf Wahlplakate, auf denen Menschen zu sehen seien, so Ziemiak. „Wir stellen Menschen in den Mittelpunkt, Gesichter.“ Auf den ersten Blick zeigen die neuen Wahlplakate der Union genau das: Menschen aus Deutschland, mit ihren individuellen Berufen und Geschichten, darunter zum Beispiel vermeintlich eine Ärztin und eine Polizistin.

Allerdings: Abgebildet ist weder eine reale Polizistin, noch eine reale Ärztin. Stattdessen zeigen die Plakate unter anderem zwei Mitarbeiterinnen der CDU, darunter Parteisprecherin Isabell Fischer und CDU-connect-Chefin Clara von Nathusius. Auch auf den anderen Plakaten sind Menschen zu sehen, die im echten Leben der CDU nahestehen – und für die Plakate offenbar lediglich in eine Rolle schlüpfen. Menschen mit offensichtlichem Migrationshintergrund sind auf den Plakaten dagegen nicht abgebildet.
CDU begründet Schummel-Plakate mit Corona
Verkleidete CDU-Mitarbeiter statt echter Menschen? Generalsekretär Paul Ziemiak hat auch dafür eine Erklärung: „Wir haben diese Fotos für die Kampagne während der Pandemie gemacht. Während wir noch viel mehr Einschränkungen hatten als heute.“ Man habe außerdem beispielsweise eine Krankenschwester, eine Polizistin oder einen Krankenpfleger nicht für Werbefotos von der Arbeit abhalten wollen, so Ziemiak.
Unter einem strengen Hygienekonzept seien die Fotos deshalb bei einem Shooting mit CDU-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entstanden, die sich freiwillig gemeldet hätten.
Armin Laschet auf einem Plakat mit Hans-Georg Maaßen?
Laschet selbst – als einziger in seinem richtigen Beruf als CDU-Chef auf den Plakaten abgebildet – wird laut Ziemiak in ganz Deutschland auf den Wahlplakaten zu sehen sein. Demnach auch in Bayern, wo eigentlich die Schwesterpartei CSU mit Markus Söder regiert.
In einigen Wahlkreisen werde es auch Fotos von Armin Laschet zusammen mit den jeweiligen Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen geben. Ein Foto mit dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, der im Wahlkreis 196 in Südthüringen für die CDU kandidiert, schloss Ziemiak auf RTL-Nachfrage jedoch aus: „Ein solches Plakat ist nicht denkbar.“ Gründe dafür nannte der CDU-Generalsekretär nicht.

CDU-Parteichef Laschet erntet Kritik für Umgang mit Maaßen-Äußerungen
Maaßen steht wegen mehrere Äußerungen bereits seit langem in der Kritik. Am Wochenende hatte er für Entrüstung gesorgt, indem er öffentlich-rechtlichen Medien erneut tendenziöse Berichterstattung vorwarf: „Ich sehe nicht mehr die Ausgewogenheit der Berichterstattung“, sagte er dem Sender tv.Berlin. Auch einen „NDR-Untersuchungsausschuss“ brachte Maaßen ins Gespräch.
Armin Laschet bezog daraufhin keine klare Stellung gegenüber den Äußerungen Maaßens – und sorgte widerrum seinerseits für Kritik von Medien und anderen Parteien. „Wie lange will Kanzlerkandidat Armin Laschet noch zuschauen, bis er mal durchgreift?“, fragt sich auch RTL-Politikchef Nikolaus Blome in seinem Kommentar zum Thema. (vdö)