Missbrauchsskandal der Katholischen Kirche

Ex-Papst Benedikt XVI. gibt Lüge zu

ARCHIV - 01.06.2018, Vatikan, Vatikanstadt: Der emeritierte Papst Benedikt XVI gibt ein Interview. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eine falsche Aussage gemacht zu haben. Er habe demnach anders als zunächst behauptet doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Sitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Das teilte Benedikts Privatsekretär Gänswein am Montag in einer Presseerklärung mit, die das Portal «Vatican News» und die Tagespost Stiftung veröffentlichten. Jener Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt. Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Papst Benedikt XVI. räumt Falschaussage bei Missbrauchsgutachten
dka pil tba pil jai, dpa, Daniel Karmann

Es fällt immer schwerer, die Verantwortlichen der Katholischen Kirche und ihren Umgang mit dem massenhaften Missbrauch von Kindern noch für glaubwürdig zu halten. Nun hat der frühere Papst Benedikt XVI. eine zentrale Aussage von ihm für das Missbrauchsgutachten kassiert und stellt sie plötzlich anders dar. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Demnach räumt der ehemalige Pontifex ein, doch an einer Ordinariatssitzung im Jahr 1980 teilgenommen zu haben. Das hatte er bislang bestritten, obwohl sein Name auf dem Teilnehmerprotokoll vermerkt war.

Falschaussage von Benedikt XVI. war "keine böse Absicht"

Der Fehler in Benedikts Angaben sei nicht aus "böser Absicht" geschehen, sondern "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme", heißt es in der "SZ" unter Berufung auf die Katholische Nachrichtenagentur. Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.

Lesen Sie zu diesem Thema auch:

Laut der Stellungnahme sei es bei der Sitzung am 15. Januar 1980 nicht um die seelsorgerische Tätigkeit des betroffenen Priesters gegangen, sondern um dessen Wunsch, "während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen".

Lese-Tipp: Skandal in polnischem Bistum – Kirche wollte wissen, ob Missbrauchsopfer Spaß hatte!

Video: Schwere Vorwürfe gegen Papst Benedikt XVI

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Benedikts Privatsekretär kündigt "ausführliche Stellungnahme" an

Der 94-jährige Benedikt wolle zu einem späteren Zeitpunkt erklären, wie es zu dem angeblichen "Versehen" gekommen sei. Sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein kündigte laut dem Bericht eine "ausführliche Stellungnahme" an.

Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., war zwischen 1977 und 1982 Erzbischof von München-Freising. In dem vergangene Woche vorgelegten Bericht der Kanzlei Spilker Wastl heißt es, er habe sich in dieser Zeit in vier Fällen fehlerhaft verhalten. Zudem bekundeten die Gutachter erhebliche Zweifel an seinen Aussagen zu einem besonders brisanten Fall eines Wiederholungstäters, so die "SZ". Dieser Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt. (uvo)