Missbrauchsskandal der Katholischen Kirche
Ex-Papst Benedikt XVI. gibt Lüge zu

Es fällt immer schwerer, die Verantwortlichen der Katholischen Kirche und ihren Umgang mit dem massenhaften Missbrauch von Kindern noch für glaubwürdig zu halten. Nun hat der frühere Papst Benedikt XVI. eine zentrale Aussage von ihm für das Missbrauchsgutachten kassiert und stellt sie plötzlich anders dar. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Demnach räumt der ehemalige Pontifex ein, doch an einer Ordinariatssitzung im Jahr 1980 teilgenommen zu haben. Das hatte er bislang bestritten, obwohl sein Name auf dem Teilnehmerprotokoll vermerkt war.
Falschaussage von Benedikt XVI. war "keine böse Absicht"
Der Fehler in Benedikts Angaben sei nicht aus "böser Absicht" geschehen, sondern "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme", heißt es in der "SZ" unter Berufung auf die Katholische Nachrichtenagentur. Dies tue ihm "sehr leid", und er bitte, dies zu entschuldigen.
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Laut der Stellungnahme sei es bei der Sitzung am 15. Januar 1980 nicht um die seelsorgerische Tätigkeit des betroffenen Priesters gegangen, sondern um dessen Wunsch, "während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen".
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Benedikts Privatsekretär kündigt "ausführliche Stellungnahme" an
Der 94-jährige Benedikt wolle zu einem späteren Zeitpunkt erklären, wie es zu dem angeblichen "Versehen" gekommen sei. Sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein kündigte laut dem Bericht eine "ausführliche Stellungnahme" an.
Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., war zwischen 1977 und 1982 Erzbischof von München-Freising. In dem vergangene Woche vorgelegten Bericht der Kanzlei Spilker Wastl heißt es, er habe sich in dieser Zeit in vier Fällen fehlerhaft verhalten. Zudem bekundeten die Gutachter erhebliche Zweifel an seinen Aussagen zu einem besonders brisanten Fall eines Wiederholungstäters, so die "SZ". Dieser Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt. (uvo)