Skandal in polnischem Bistum

Kirche wollte wissen, ob Missbrauchsopfer Spaß hatte!

ARCHIV - Bei der Pressekonferenz der Deutschen Bischofskonferenz werfen die Protagonisten am Dienstag (31.08.2010) in Trier Schatten bei der Vorstellung der Missbrauchsleitlinien der katholischen Kirche. Die von der katholischen Kirche geplante Untersuchung zum sexuellen Missbrauch durch Priester und Ordensleute darf sich nach Ansicht der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung nicht auf Fälle aus den zurückliegenden zehn Jahren beschränken. «Das wäre aus meiner Sicht erheblich zu wenig», sagte Christine Bergmann am Mittwoch (13.07.2011) im WDR-Hörfunk. Viele Missbrauchfälle seien in den 70er und 80er Jahren vorgekommen. Foto: Harald Tittel dpa/lrs  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Kirche und sexueller Missbrauch - Symbolbild

Eigentlich hat er doch schon mehr als genug mitgemacht: Weil er als Kind von einem Priester missbraucht wurde, verklagte Janusz Szymik eine polnische Diözese. Doch anstatt dem Opfer entgegenzukommen, sollte ein Gutachter feststellen, ob Szymik den Missbrauch genossen hat - weil er schwul ist!

Beschuldigter Priester schon längst von Vatikan verurteilt

Der heute 48-jährige Janusz Szymik wurde laut „katholisch.de“ in den 80er-Jahren als Messdiener missbraucht. Deswegen hat er das Bistum Bielsko-Zywiec auf 660.000 Euro Entschädigung verklagt. Der beschuldigte Priester Jan W. soll die Taten sogar schon zugegeben haben. Er wurde 2015 von der vatikanischen Glaubenskongregation verurteilt.

Das reichte wohl nicht für das Bistum. In einem Brief an das Gericht offenbart sich Ungeheuerliches: Denn in einem Gutachten soll festgestellt werden, ob Szynmik schwul ist! Weiter will das Bistum laut „katholisch.de“ erfahren, ob Szynmik „Befriedigung in der intimen Beziehung zu Pfarrer W. gezeigt" oder "materielle Vorteile" daraus gezogen hätte. Eine schallende Ohrfeige könnte wohl nicht besser sitzen.

Auch Kritik an Verhalten des polnischen Bistums

Doch es gibt auch Kritik aus den eigenen Reihen, nämlich von der polnischen Bischofskonferenz: „Die sexuelle Orientierung oder die Art, wie ein Kind auf Missbrauch reagiert, kann kein Argument gegen den Betroffenen sein und die Verantwortung des Täters mindern", sagte der Leiter der Abteilung für Kinderschutz bei der Bischofskonferenz, Piotr Studnicki. „Es muss jedem klar sein, dass ein Kind nie für erlittene Gewalt Verantwortung trägt." Immerhin hat sich das Bistum laut „katholisch.de“ jetzt dafür entschuldigt.