- Anzeige -

Missbrauch in der katholischen Kirche

Seit den 1990ern erschüttern immer wieder Missbrauchsvorwürfe die katholische Kirche. Die Skandale beziehen sich auf sexuelle Handlungen an Personen, häufig Kinder, durch Priester, Ordensleute etc. der römisch-katholischen Kirche.

missbrauch-in-der-katholischen-kirche-t16258
picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz

Sexuelle Missbrauchsskandale der katholischen Kirche 2010: Peter H., Kloster Ettal, Georg Ratzinger & die Domspatzen

Schon in den 1990er Jahren kamen Betroffene sexueller Gewalt mit Erfahrungsberichten an die Öffentlichkeit, fanden aber wenig Gehör. Dies änderte sich jedoch zunehmend in den 2000ern, als immer mehr Vorwürfe wegen sexueller Gewalt gegen die katholische Kirche erhoben wurden.

Einer der bekanntesten Skandale ist der um Peter H., ein wegen Missbrauchs vorbestrafter Priester, dem nach einer Versetzung weiterhin der Kontakt mit Kindern ermöglicht wurde. Weitere Missbrauchsfälle in Deutschland wurden beispielsweise im Jesuitenorden und Kloster Ettal aufgedeckt. Georg Ratzinger, der Bruder des ehemaligen Papst Benedikt XVI., geriet ebenfalls wegen seines Amtes als Domkapellmeister in die Kritik, nachdem Vorwürfe der Gewalt und des Missbrauchs innerhalb der Regensburger Domspatzen publik gemacht wurden.

Entschädigungsfonds, Vier-Säulen-Konzept & „Anerkennung des Leids“ – die katholische Kirche zog einige Konsequenzen

Als Folge der zahlreichen Beschuldigungen zog die Kirche einige Konsequenzen. Die deutsche Bischofskonferenz beschloss zum Beispiel 2011 ein Modell zur „Anerkennung des Leids“, mit dem die Opfer sexueller Gewalt finanziell entschädigt werden sollten. Das Kloster Ettal richtete ebenfalls einen Entschädigungsfond für die Betroffenen ein. 2016 stellten die Regensburger Domspatzen ein „Vier-Säulen-Konzept“ der Wiedergutmachung vor, dass weitere Missbrauchsfälle verhindern und alte Fälle aufarbeiten sollte.

Allgemein wurden Bischofskonferenzen dazu aufgefordert, neue Leitlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch zu verfassen, bzw. die bisherigen Maßnahmen zu verschärfen.

Wie ahndet die katholische Kirche sexuellen Missbrauch? Das Kirchenrecht und der „Codex Iuris Canonici“

Die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit, sowie der Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat, ermöglicht der katholischen Kirche ein eigenes Kirchenrecht, welches im „Codex Iuris Canonici“ aufgeführt ist. Der „Codex Iuris Canonici“ trat 1917 in Kraft, wobei die aktuelle Fassung auf einer Reform aus dem Jahr 1983 beruht. Im Dezember 2021 wurde ein Teil des „Codex Iuris Canonici“ nochmals überarbeitet und sieht jetzt vor, dass Missbrauchsfälle konsequenter als bisher geahndet werden. Außerdem ist die Verfolgung von sexuellem Missbrauch mittlerweile obligatorisch und nicht mehr im Ermessen des jeweiligen Vorgesetzten.

Während sexueller Missbrauch früher als Verstoß gegen den Zölibat gesehen wurde, ist es heute eine Straftat gegen Leben, Würde und Freiheit des Menschen und steht somit im selben Kapitel wie Mord, Vergewaltigung und Abtreibung. Die höchste Strafe für Geistliche ist in diesem Fall die Exkommunikation.

Erneuter Skandal 2022: Das Münchener Gutachten belastet den ehemaligen Papst Benedikt XVI. schwer

Ein neues Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising erschütterte die katholische Kirche im Januar 2022 erneut. Neben der Aufarbeitung alter Missbrauchsfälle liegt hier der Fokus auch auf dem Schweigen und der Vertuschung dieser Fälle durch ranghohe kirchliche Verantwortungsträger. Insgesamt spricht das Gutachten von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern.

Besonders belastet wird in dem Gutachten der ehemalige Papst Benedikt XVI. (bürgerlich: Joseph Ratzinger), der zwischen 1977 – 1982 Erzbischof von München und Freising war. Benedikt XVI. wird konkret in vier Fällen Fehlverhalten vorgeworfen, in denen er nichts gegen den Missbrauch beschuldigter Kleriker unternommen hatte. Insbesondere der Fall des Missbrauchstäters Peter H., der nach seiner Verurteilung in die Erzdiözese München und Freising versetzt wurde, belasten den ehemaligen Papst schwer. Benedikt XVI. gab zunächst an, nicht an der der entsprechenden Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 teilgenommen zu haben, gab er kurze Zeit später seine Falschaussage zu.

Neben Benedikt XVI. steht außerdem der aktuelle Erzbischof Kardinal Reinhard Marx schwer in der Kritik.

Aktuelle Informationen zum Thema „Sexueller Missbrauch in der römisch- katholischen Kirche“ finden Sie immer bei RTL News.

Alle News zum Thema

- Anzeige -