Mann (64) stirbt bei Brand in Sauna-Club in Hamminkeln Angeklagter Marius B. (43) weint vor Gericht: Schnaps und Bier in großen Mengen getrunken

Mitten in der Nacht brach im FKK-Saunaclub "Gallardo" im nordrhein-westfälischen Hamminkeln ein Feuer aus. Ein 64-jähriger Gast aus den Niederlanden starb in Folge einer Rauchvergiftung. Wenig später wurde Marius B. festgenommen. Der 43-Jährige soll das Etablissement am 14. Juli 2019 angezündet haben, weil er offenbar mit den Leistungen der Bediensteten unzufrieden war. Am Mittwoch hat der Prozess gegen den Mann begonnen. RTL-Reporter Valerio Magno berichtet aus dem Gerichtssaal.

Die Anklage lautet auf Mord

Eigentlich sollte der Prozess gegen den Mann aus Voerde schon im Januar starten, doch der Termin war überraschend geplatzt und vertagt worden. Die Begründung: Die Verteidiger hatten das Gutachten des Brandsachverständigen damals zu spät erhalten, um sich auf die Verhandlung vorzubereiten.

Im zweiten Anlauf hat es dann geklappt. Mit Handschnellen wurde B. am Mittwoch in den Saal 201 des Duisburger Landgerichts geführt. Die Anklage gegen ihn wiegt schwer: Er soll einen Menschen heimtückisch getötet und durch die Brandstiftung leichtfertig dessen Tod verursacht haben.

Mutmaßlicher Brandstifter hat einen Filmriss

Laut eigener Aussage kann sich der mutmaßliche Brandstifter an die Tat aber nicht mehr erinnern. Vor Gericht beruft er sich auf einen alkoholbedingten Filmriss. Am besagten Tag habe er mit Freunden und Familienangehörigen den Junggesellenabschied seines künftigen Schwagers gefeiert. Die Gesellschaft habe sich gegen Mittag in Mühlheim an der Ruhr getroffen und den Tag mit selbstgebranntem Schnaps begonnen, danach seien sie mit dem Zug weiter nach Essen gefahren. Man habe viel Bier getrunken, sagt der Angeklagte weinend vor Gericht. Bei einer anschließenden Bootsfahrt über den Baldeneysee sei weiter Schnaps und Bier in großen Mengen getrunken worden.

Er könne sich dann nur noch daran erinnern, dass die Gruppe später mit einem Taxi nach Essen gefahren sei.

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"Weißt du, dass der Club, in dem ihr wart, abgebrannt ist?"

Über die Idee, in einen Saunaclub zu fahren, sei während einer Bootsfahrt auf dem Essener Baldeneysee geredet worden. Dass er mit der Gruppe tatsächlich dort war, wisse er nicht mehr. Am nächsten Morgen sei er zwischen 10 und 11 Uhr mit Kopfschmerzen aufgewacht. Seine Frau sei sauer gewesen, weil sie von einem seiner Cousins erfahren haben soll, dass er im Saunaclub war, erzählt B., während er sich die Tränen vom Gesicht wischt. Sie habe gesagt: "Weißt du, dass der Club, in dem ihr wart, abgebrannt ist?"

Am darauffolgenden Mittwoch wurde er gegen Mittag in seinem Lkw von seiner Frau angerufen. Sie habe ihm gesagt: „Du bist dringend tatverdächtig.“ Kurz darauf wurde er von der Polizei auf der Autobahn in Richtung Düsseldorf angehalten und festgenommen.

Angeklagter auf Foto aus der Umkleidekabine zu sehen

Laut Anklage sei der mutmaßliche Brandstifter am 14. Juli 2019 um 1.12 Uhr durch ein offenes Fenster in den Saunaclub eingedrungen und habe dort das Bett und die Matratze angezündet. Weil er mit den Leistungen des Etablissements nicht zufrieden gewesen sein soll, heißt es. Was genau ihn so unzufrieden gemacht haben soll, darüber sprach der Staatsanwalt nicht.

Zwei Videos sollen den Angeklagten bei der Tat zeigen. Dort ist zu sehen, wie eine Person in heller Kleidung zwei Mal durch ein Fenster des Clubs steigt. Nach wenigen Minuten geht das Gebäude in Flammen auf. Dann verlassen mehrere leichtbekleidete Frauen den Saunaclub fluchtartig.

Bei einer Durchsuchung hatte die Polizei die Kleidungsstücke in der Wohnung des Angeklagten gefunden. Die Ehefrau von B. habe den Beamten sogar noch den Hinweis gegeben, dass ihr Mann Kleidung im Badezimmer verstaut habe. Dort wurden ein passendes Poloshirt sowie eine Hose gefunden.

42 Zeugen vor Gericht

Weiter geht es in dem Prozess am Montag, 11. Februar, um 9 Uhr. Die Verhandlung soll noch bis April andauern. 42 Zeugen sollen angehört werden, darunter auch die Ehefrau von B. Am Mittwoch hatten zunächst drei Polizisten und drei Feuerwehrmänner ausgesagt.