Sohn sagt, "habe das Leben der Familie ruiniert"
Marina Owsjannikowa nach Plakat-Protest: Familie steht hinter Putins Propaganda

Marina Owsjannikowa wurde im russischen Staatsfernsehen zur Heldin für den Frieden! Mit einem "No war"-Plakat hatte sich die Russin in die wichtigste Nachrichtensendung des russischen Fernsehens gestellt, um so gegen Putins brutalen Angriffskrieg in der Ukraine zu protestieren. Nach ihrer Aktion für den Frieden wurde sie festgenommen. Doch sie kam wieder frei. Jetzt hat sie Sven Lilienström, Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie, ein Interview gegeben. Und darin spricht sie offen über die Reaktion ihrer Familie auf ihre Aktion.
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Ukraine-Krieg: Marina Owsjannikowa wird zur Heldin für den Frieden

Sechs Sekunden veränderten das Leben von Marina für immer. Die 43-Jährige stürmte mit einem „No War“-Plakat eine russische Fernsehsendung. Während vor allem der Westen die Redakteurin für ihre Aktion feierte, sah das in ihrer Heimat ganz anders aus. Und jetzt erzählt sie in einem Interview mit „Gesichter der Demokratie“, dass ihre eigene Familie und auch ihr Sohn alles andere als begeistert sind.
„Er sagt, ich habe das Leben der Familie ruiniert.“, so die Journalistin. Auch, weil sie sich von ihrem Mann hat scheiden lassen. Zudem arbeitet ihr Ex-Mann für ein anderes Propagandamedium der Regierung, für „RT“: „Wir stehen also auf zwei entgegengesetzten Seiten des Informationskrieges.“ Dementsprechende würden die beiden ihren Kindern unterschiedliche Sichtweisen beibringen. Ihre kleine Tochter verstehe die politischen Zusammenhänge noch nicht. „Aber sie spürt, was gerade in und mit unserer Familie passiert!“
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Video: Marina wurde 14 Stunden lang verhört
"Eine ganze Generation ist mit Putins Propaganda aufgewachsen"

Auch die Mutter der Journalistin zeigt wenig Verständnis für die politische Sicht ihrer Tochter. Sie höre von morgens bis abends Staatspropaganda. „Daher ist es ist unmöglich, mit ihr zu sprechen oder sie von etwas anderem zu überzeugen. Sie antwortet mit auswendig gelernten Floskeln aus dem Fernsehen oder Radio“, erzählt die Journalistin.
Eine Normalisierung der Beziehung zwischen Russland und dem Westen hält Marina erst mal für unmöglich: „Eine ganze Generation ist mit Putins Propaganda aufgewachsen. Einfach schrecklich“, sagt die 43-Jährige. Ihrer Meinung nach, wird sich unter dem aktuellen russischen Präsidenten nichts ändern: „Das wird nur möglich sein, wenn eine neue Politiker-Generation gewählt wird – eine Generation, die nicht in den Mustern des Kalten Krieges denkt. Erst dann können wir unsere geschundenen Beziehungen zum Westen wieder kitten.“ (lth, jmu)