Angst um ihre Sicherheit
Nach TV-Protest: Mutige Journalistin Marina Owsjannikowa will in Russland bleiben

Die mutige TV-Journalistin, die am Montagabend im russischen Fernsehen gegen den Krieg von Russlands Despoten Wladimir Putin protestierte, möchte in Russland bleiben. Trotz „Gefahr um ihre Sicherheit“ und der Aussicht auf eine harte Strafe werde Marina Owsjannikowa nicht ins Ausland flüchten.
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Owsjannikowa: "Sorge mich um Sicherheit"
„Natürlich sorge ich mich extrem um meine Sicherheit", sagte die TV-Journalistin am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Owsjannikowa hatte sich am Montagabend während einer Nachrichten-Live-Sendung des staatlichen TV-Senders „Kanal Eins“ mit einem Plakat hinter die Moderatorin gestellt, auf dem sie zum Ende des Kriegs in der Ukraine aufruft und vor Propaganda warnt. „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“, war auf dem Schild zu lesen.
Am Dienstag war lange unklar, wo sich Owsjannikowa aufhält. Laut eigener Aussagen soll sie 14 Stunden verhört worden sein, durfte zudem niemanden kontaktieren. Erst am Nachmittag verbreitete ihr Anwalt Anton Gaschinski ein Foto der Journalistin auf Twitter, das ihr Wohlbefinden zeigen sollte.
Geldstrafe für Videobotschaft
Das zuständige Moskauer Bezirksamt verurteilte die mutige Russin bereits zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 256 Euro – allerdings nicht für ihren Auftritt im TV. Vor ihrem Fernsehprotest verbreitete sie ein Video. Dort sagte sie, ihre Mutter sei Russin, ihr Vater Ukrainer. Die Feindschaft beider Länder ertrage sie nicht. „Wir haben dieses menschenfeindliche Regime einfach schweigend beobachtet. Und jetzt hat sich die ganze Welt von uns abgewendet“, sagte Owsjannikowa in dem Statement. In den Augen des Kremls ist die Botschaft des Videos der „Aufruf zu einer verbotenen Demonstration“. Noch am Dienstagabend wurde sie dafür mit einer Geldstrafe belegt.
Haft für TV-Protest?
Die 43-jährige Mutter von zwei Kindern muss für ihre Protest-Aktion im russischen TV mit einer weitaus schlimmeren Strafe rechnen. Neuerdings stehen auf der Verbreitung von Informationen, die nicht der Linie des Kremls entsprechen, Haftstrafen von bis zu 15 Jahren. Dabei genügt es bereits, das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit der Ukraine zu benutzen. Die mutige Marina Owsjannikowa schreckte das nicht ab.
Keine Ausreise aus Russland geplant
Trotzdem wolle Owsjannikowa in Russland bleiben. „Ich mache mir Sorgen um meine Sicherheit, wenn ich ehrlich bin“, sagte die Journalistin der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich glaube an das, was ich getan habe, aber ich verstehe jetzt das Ausmaß der Probleme, mit denen ich fertig werden muss". Sie hoffe, dass sie nicht weiter strafrechtlich verfolgt werde. (jek/dpa)