Ermittelnde Polizistin: Er hat sich Kinderspiele ausgedacht

Ehemaliger Lehrer und Schwimmtrainer (74) wegen 84-fachen Kindesmissbrauch angeklagt

23.03.2023, Niedersachsen, Lüneburg: Der Angeklagte sitzt im Landgericht Lüneburg vor Beginn des Prozesses im Gerichtssaal. Dem Angeklagten wird besonders schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen. Der inzwischen 74 Jahre alte Mann soll als Schwimmtrainer und Betreuer von Ferienfreizeiten in 84 Fällen Kinder zwischen acht und 13 Jahren missbraucht haben. Foto: Georg Wendt/dpa - ACHTUNG: Person(en) wurde(n) aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Der Angeklagte soll 84 Kinder missbraucht haben. Um seine Taten vor den Kindern zu verschleiern, habe er sich besondere Spiele ausgedacht.
deutsche presse agentur
von Henrik Zinn und Jan Flemming

Es ist ein Fall, bei dem Mütter und Väter traurig zusammenzucken. Im niedersächsischen Lüneburg steht ein 74-jähriger Mann vor Gericht. Der Vorwurf: Besonders schwerer sexueller Missbrauch in 84 Fällen. Bernhard S., ein ehemaliger Lehrer und Schwimmtrainer, hat die Tatumstände beim Prozessauftakt am 23. März bereits gestanden – sexuelle Absichten jedoch zurückgewiesen. Jetzt hat eine ermittelnde Polizistin ausgesagt.
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Angeklagter soll in 20 Jahren 84 Kinder missbraucht haben

Demnach habe der Angeklagte, der auch mehrere Ferienfreizeiten betreute, bei seinen Taten niemals Widerstand erfahren. „Es sei unverfänglich gewesen“, ließ er beim Prozessauftakt in einer Erklärung mitteilen. Zwischen Juli 1996 und 2016 soll sich der heute 74-Jährige an 84 Kindern in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vergriffen haben. Sein jüngstes Missbrauchsopfer war acht, sein ältestes 13 Jahre alt.

Ein Gutachten eines Sachverständigen ergab, dass der Ex-Schwimmtrainer und ehemalige Lehrer pädophil ist. Schuldunfähig sei er deswegen aber nicht.

Ermittelnde Polizistin: Er hat sich Kinderspiele ausgedacht

Bei der Prozessverhandlung am Dienstag (28. März) äußerte sich erstmals eine ermittelnde Polizistin. Demnach habe Bernhard S. seine Missbrauchstaten teilweise gefilmt und sogar Listen über diese geführt. In einem eigenen System habe er vermerkt, welche Kinder er an welchen Stellen berührt habe. Der Angeklagte soll auch während der Schulstunden zugeschlagen haben und beispielsweise während des Schachunterrichtes sexuell übergriffig geworden sein.

Um seine Schandtaten zu verschleiern, soll sich der Angeklagte Kinderspiele für seine Opfer ausgedacht haben. So habe er beispielsweise Pokemonfiguren an intimen Stellen an seinem Körper versteckt, welche die Kinder dann finden mussten.

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Insgesamt handele es sich um deutlich mehr Fälle, als ursprünglich angenommen. Da viele von ihnen aber bereits verjährt sind, werden diese im aktuellen Verfahren nicht verfolgt. Trotzdem soll Bernhard S. bewusst gewesen sein, dass ein Prozess gegen ihn im Raum steht denn bei den Ermittlungen wurden bei ihm zu Hause Bücher zu dem Thema gefunden, wie man sich gegen Verdächtigungen wegen sexuellem Missbrauchs wehrt.

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Drei Opfer sollen aussagen

23.03.2023, Niedersachsen, Lüneburg: Der Angeklagte (r), sein Verteidiger Markus Bauer (2.v.r.) sowie die Richter, Schöffen und weitere Anwesende stehen im Landgericht Lüneburg vor Beginn des Prozesses im Gerichtssaal. Dem Angeklagten wird besonders schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen. Der inzwischen 74 Jahre alte Mann soll als Schwimmtrainer und Betreuer von Ferienfreizeiten in 84 Fällen Kinder zwischen acht und 13 Jahren missbraucht haben. Foto: Georg Wendt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Beim Prozessauftakt am 23. März gestand der Angeklagte seine Taten - die sexuellen Absichten wies er aber zurück.
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Die Opfer, die inzwischen erwachsen sind, gaben an, dass sie bis heute unter den Geschehnissen leiden würden. Am 28. April sollen drei Zeugen und frühere Opfer angehört werden. Ein Urteil wird am 9. Mai erwartet.