Wenn der Kunde zum Kassierer wirdAldi, Lidl, Rewe und Edeka probieren es schon aus: Das ändert sich beim Bezahlen

Kundinnen scannen und bezahlen ihre Einkäufe an einer Selbstbedienungskasse in einem Lebensmittelsupermarkt.
Kundinnen scannen und bezahlen ihre Einkäufe an einer Selbstbedienungskasse in einem Supermarkt.
Frank Hammerschmidt, picture alliance/dpa

Scannen per Handy am Supermarktregal, bezahlen an der SB-Kasse.
Warum die Kunden immer mehr die Arbeit der Kassiererinnen und Kassierer übernehmen.
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Self-Checkout und Self-Scanning im Supermarkt

Produkte scannen, selbstständiges Bezahlen - für viele Kunden ist das vielerorts längst Alltag. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Handelsforschungsinstituts EHI.

Deutschlandweit können Kunden bereits in mehr als 5.000 Geschäften entsprechende Angebote nutzen, vor zwei Jahren lag die Zahl noch bei 2.310. Die Tendenz ist deutlich steigend. „In zehn Jahren wird etwa jeder dritte Supermarkt über Selbstbedienungskassen verfügen“, prognostiziert EHI-Experte Frank Horst.

Vor allem zwei Bezahl-Systeme haben sich etabliert:

  • Mithilfe von Selbstbedienungskassen, auch Self-Checkout-Kassen genannt, können Kunden ihre Einkäufe über den Scanner ziehen und bezahlen, ganz ohne Personal.

  • Daneben gibt es die Variante des mobilen Self-Scanning. Nach der Anmeldung können Verbraucher schon während ihrer Runde durch den Supermarkt die Produkte scannen - mit speziell ausgestatteten Einkaufswagen, Handscanner oder per App auf dem Smartphone („Scan & Go“). Das spart Zeit, denn das Auspacken und erneute Registrieren der Waren an der Kasse entfällt.

In den Läden ist Self-Checkout deutlich weiter verbreitet als Self-Scanning. Viele Geschäfte bieten nur eines der beiden Systeme an, einige auch beide.

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Einzelhandel leidet unter Personalmangel

Am häufigsten zu finden sind SB-Kassen bei Rewe und Edeka, wo jeweils mehr als 750 Märkte entsprechend ausgestattet sind. Die Technik kommt aber längst nicht nur in Supermärkten zum Einsatz, sondern unter anderem auch bei Bauhaus, Rossmann, Decathlon und Ikea.

Weniger Platzbedarf, kürzere Wartezeit: Diese Vorzüge von SB-Kassen werden von Unternehmen besonders häufig genannt. Als die ersten Selbstbedienungskassen vor Jahren eröffnet wurden, gab es auch kritische Reaktionen. Wozu braucht es in Zukunft überhaupt noch Kassierer? Heute hat sich die Sicht verändert. Wie viele Branchen hat auch der Einzelhandel mit erheblichen Personalproblemen zu kämpfen.

„Unser Bedarf nach Personal für unsere Märkte steigt jährlich, während es immer weniger Bewerbungen auf die Stellen im Verkauf gibt“, sagt ein Rewe-Sprecher. Die SB-Kassen sorgten für Entlastung und Flexibilität bei der Personalplanung.

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Frank Horst, der Autor der EHI-Studie, sieht darin „einen Haupttreiber für die Verbreitung der Systeme“. Die Kundenakzeptanz sei deutlich gestiegen.

Diebstahlrisiko steigt bei SB-Kassen deutlich

SB-Kassen haben aber auch einen Nachteil. So steige mit der zunehmenden Verbreitung und Nutzung auch das Diebstahlrisiko, heißt es in der EHI-Studie. Die Unternehmen zwinge das zu technischen Nachrüstungen im Kassenbereich - wie Ausgangsschleusen, Kameraüberwachung und Gewichtskontrollen durch Waagen.

Die Zahl der Geschäfte mit Self-Service-Angeboten dürfte in Zukunft noch deutlich steigen. In vielen Rewe-Märkten bezahlt nach Angaben des Unternehmens heute bereits jeder Zweite seinen Einkauf an einer Selbstbedienungskasse. Bei Umbauten oder Neueröffnungen von Filialen sind Selbstbedienungskassen längst Standard.

Bei den Discountern ist noch mit erheblichem Wachstum zu rechnen. Aldi Süd hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, vor allem in großen Städten stärker auf SB-Kassen setzen zu wollen.

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Auch Aldi Nord und Lidl testen entsprechende Systeme. Werden konventionelle Kassen in absehbarer Zeit ganz verschwinden? Frank Horst vom EHI erwartet das nicht. Ein Teil der Menschen lehne SB-Kassen immer noch ab und die Händler wollten – keine Kunden verlieren. (dpa/aze)