Hochwasser-Katastrophe in Ahrweiler

Landrat verteidigt sich nach Ermittlungen wegen fahrlässigen Tötung

Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt nach der Hochwasser-Katastrophe gegen den Landrat des Kreises Ahrweiler (Rheinland-Pfalz). Die Ermittlungen gegen Landrat Jürgen Pföhler (CDU) erfolgen "wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen im Zusammenhang mit der Unwetterkatastrophe", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der verteidigt sich jedoch: Er sei gar nicht der Einsatzleiter gewesen.

Hochwasser-Ermittlungen zeigen Anhaltspunkte für Fahrlässigkeitsvorwürfe

29.07.2021, Rheinland-Pfalz, Ahrweiler: Landrat Jürgen Pföhler (CDU) besucht dei Boeselager-Realschule. Die Schule wurde durch die Flutkatastrophe stark beschädigt. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Landrat Jürgen Pföhler (CDU) nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz beim Besuch einer Realschule im Kreis Ahrweiler.
tfr sb, dpa, Thomas Frey

Durch die tragischen Ereignisse starben - nach dem derzeitigen Stand laut den Ermittlern - 141 Menschen, über 700 Menschen wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat laut Mitteilung vom Freitag Anhaltspunkte dafür ermittelt, „dass am 14. Juli 2021 spätestens ab etwa 20.30 Uhr Gefahrenwarnungen und möglicherweise auch die Evakuierung von Bewohnern des Ahrtals, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht von der Flutwelle betroffen waren, geboten gewesen wären.“ Das Landesamt für Umwelt hatte laut einem Bericht den Kreis vor den Ausmaßen des Unwetters frühzeitig gewarnt.

Die Ermittler haben demnach den Anfangsverdacht der Fahrlässigkeit, weil Warnungen „nicht in der gebotenen Deutlichkeit oder nur verspätet erfolgt“ seien. In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Koblenz heißt es weiter: „Der Anfangsverdacht erstreckt sich weiterhin darauf, dass ein entsprechendes Unterlassen jedenfalls für einen Teil der Todesfälle und der entstandenen Personenverletzungen (mit)ursächlich geworden ist.“

Im Video: Ahrweiler gedenkt der Opfer - nach Hochwasser-Katastrophe

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Dramatische Lage im Kreis Ahrweiler: Ermittler betonen Unschuldsvermutung "in besonderer Weise"

Das Ermittlungsverfahren richtet sich zunächst gegen Pföhler in seiner Position als Landrat des Kreises Ahrweiler, der nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft „möglicherweise die Einsatzleitung und alleinige Entscheidungsgewalt hatte.“ Pföhler weist diese Anschuldigungen nun aber von sich. Denn er sei an dem Abend der Katastrophe „überwiegend“ nicht im Krisenstab gewesen, wie der leitendende Staatsanwalt laut „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sagte. Bekannt sei demnach nur, dass Pföhler am Abend gegen 19.15 Uhr mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) beim Krisenstab gewesen sei. Dann sei er gegangen, Zeit unbekannt.

Er habe dann die Leitung an ein weiteres Mitglied des Krisenstabs übergeben, gegen das nun ebenfalls ermittelt wird.

Die Staatsanwaltschaft weist „eindrücklich darauf hin, dass derzeit lediglich ein Anfangsverdacht besteht, der naturgemäß auf einer mit Unsicherheiten und Lücken behafteten Erkenntnislage beruht.“ Mit Blick auf die Dramatik der Ereignisse und die schrecklichen Folgen, die diese gehabt haben, betont die Staatsanwaltschaft die „hinsichtlich der Beschuldigten bestehende Unschuldsvermutung in besonderer Weise“.

(swi)